Liquid Steel – Österreichs Metalexportschlager!

Österreich ist ja leider nicht mit vielen berühmten Metalbands gesegnet was ich schade finde, denn unser Nachbarland hat einige tolle Acts. So auch Liquid Steel die rech traditionellen,unbekümmerten Metal spielen. Ähnlich wie die Labekollegen von Roadwolf machen sie das unglaublich authentisch. Zum Interview hatten wir das Trio Fabio (Gesang), Jülle (Gitarre) und Martin (Schlagzeug) am Start die viel zu erzählen hatten, was sich vom üblichen Promostandard absetzt.

Wie seid ihr denn auf den coolen Bandnamen gekommen, flüssiges Stahl ist ja für Schwerter zu schmieden ganz wichtig! Seid ihr Fantasy oder Conan Fans?

Fabio:. Also, Conan finde ich natürlich schon Kult. Noch mehr steh ich auf Terminator. Unser ehemaliger Drummer Pippo hatte damals die Idee zum Bandnamen und als unser Gitarrist Ferdl mit der Idee zum Song “Liquid Steel” daherkam schrieb ich gleich einen Text dazu. Der Song ist natürlich eine Anspielung auf „Terminator „und die düstere Zukunft, die von Maschinen regiert wird. “2029 a brave new world led by the blind where freedom is the price..”

Julle: Wir dachten uns, flüssiger Stuhl wäre nicht sehr angenehm, da haben wir einfach ein „u“ mit einem „a“ getauscht. Spaß beiseite, bei der Bandgründung 2009 musste natürlich ein dem Sound passender Bandname her. Mein Bruder (unser damaliger Drummer) Philipp hat den sehr passenden „Liquid Steel“-Namen vorgeschlagen und wir waren alle sehr zufrieden damit.

In Sachen Artwork wurden die „Mountains Of Madness“ Geschichte ja gut getroffen, ich mag ja auch Lovecraft. Die Geschichte wurde ja als Hörbuch und mehrfach als Hörspiel aufgelegt. Sind solche Themen eine große Inspiration für euch?

Julle: Ich glaub, zu den lyrischen Sachen kann Fabio mehr erzählen. Zum Artwork müssen wir unserem langjährigen Freund Emanuel Pichler einen riesigen Dank aussprechen und ihm gratulieren. Die Grafikdesigns zu unseren ersten beiden Alben stammen ja auch aus seiner Feder. Dieses Mal hat er den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen. Und mit Flo Glatzl hatten wir einen unglaublich talentierten Fotografen an unserer Seite. Als Band bist du auf die Menschen drum herum angewiesen. So ist es erst möglich, ein „Gesamtkunstwerk“ zu liefern.

Fabio: Da stimme ich Julle zu. Ohne diese tollen Leute, die uns so tatkräftig unterstützen, würde das Gesamtbild definitiv anders aussehen. Zur Lyric Inspiration: Ich finde das Buch “Berge des Wahnsinns” einfach klasse! Einerseits ist das Cthulhu Thema sicher nichts Neues im Metal, andererseits sind die Berge und die Natur für mich eine starke Inspirationsquelle. Ich lebe gerne hier und bin gern in der Natur. Dort kann ich abschalten und dort wird alles andere nebensächlich. Andererseits gab es hier auch ein kleines Festival mit demselben Namen, das hat sich sicher auch eingeprägt.

Den „Ötzisong“ finde ich mega! Was beschäftigt euch sonst noch textlich, habt ihr da Trademarks?

Fabio: Vielen Dank! Die Lyrics dazu stammen von einem Gedicht von Sharon Talbot “Oetzi” und den Refrain haben wir dazu gemacht. Unser 6. Bandmitglied Phil von der Band “Into The Tempest” hat hier sehr viel beigesteuert und sensationell geliefert. Ötzi hat mich irgendwie immer schon beschäftigt. Ich finde seine Story faszinierend und es ist erstaunlich wozu die Wissenschaft heute im Stande ist. Meines Wissens nach gibt es im Metal keinen Song über ihn – höchste Zeit also dies nachzuholen. Die anderen Songs sind alle individuell. Wir sind da recht breit aufgestellt: Von Kreuzzügen in Thunder & Lightning zu eher persönlichen Lyrics wie “Victim Of The Night”, wo es darum geht sich nicht von seinen Ängsten und Zweifeln leiten zu lassen und ab und zu ins kalte Wasser zu springen. “Nothing To Lose” oder “Heavy Metal Fire” sollte man mit einem Augenzwinkern lesen. Ein wiederkehrendes Thema ist vielleicht in “City Lights” zu finden, wo es darum geht sich nicht von der Fassade täuschen zu lassen. Wer kennt das nicht, wenn etwas nur allzu toll klingt, aber bei genauerem Hinsehen erkennt man eben, dass nicht alles was glitzert Gold ist.

Ihr seid 2009 gestartet und habt bisher drei Alben draußen, so alt seht ihr nicht aus, habt ihr recht jung gestartet?

Julle: Danke. Alle Bandmitglieder hatten vor Liquid Steel schon Erfahrungen in Bands gesammelt und ja, da waren wir noch richtig jung. Ich glaube, Rock und Heavy Metal „konservieren“ ein bisschen und halten jung. Mick Jagger mit seinen 77 oder Ozzy mit 72 sieht man das Alter ja auch nicht wirklich an.

Martin: Blutjung waren wir beim Start von Liquid Steel auch nicht mehr. Monte war mit seinen 22 Jahren beim ersten Album der Jüngste. Wir fühlen uns jedoch jung, ich merke da keinen Unterschied zu Anfangsjahren der Band. Ich habe mich auch gefragt, was wäre mit der Band, wenn wir uns mit 18 Jahren bereits kennengelernt hätten. So war jedoch der Vorteil, dass jeder schon Erfahrungen gesammelt hat – in musikalischer Hinsicht, aber auch im Leben. Wir sind ja seit dieser Zeit ein konstantes Line-up und ein eingeschworener Haufen.

Ihr habt euch ja meiner Meinung dem 80er Jahre Metal und der NWOBHM verschrieben. Dabei macht ihr das so gut, dass ich gedacht habe diverse Lieder wären unbekannte Nummern alter Helden, oder habe ich doch was übersehen?

Fabio: Das ist ein großes Kompliment. Natürlich lieben und verehren wir unsere 80er Heroes. Ich bin ein großer NWOBHM Fan, aber wir versuchen schon einen eigenen Style zu haben. Abwechslung ist bei uns das A und O.

Julle: Das ehrt uns natürlich! Diese alten Helden haben klarerweise jeden von uns begleitet und inspiriert. Da kommt als Resultat dann irgendwas in die Richtung raus. Ich kann dir allerdings versichern, dass keine Coversongs auf dem neuen Album sind.

Martin: Danke Thorsten! Das sind alles Liquid Steel Nummern: Meistens liefert Julle das Gerüst zum Song und Fabio baut mit den Lyrics eine Geschichte darum. Wir haben auch immer viele unterschiedliche Songs auf unseren Alben – von Balladen bis hin zu wirklich schnellen Songs ist da vieles vertreten. Wir machen genau das, was uns gefällt!

Was denkt ihr welche Bands und Stars man bei euch als Einfluss heraus hören kann?

Julle: Wir selber können das oftmals gar nicht beurteilen. Die Songs entstehen inspirationstechnisch aus den unterschiedlichsten Richtungen. Die zweistimmigen Gitarrensachen, Fabios klarer Gesang und z.B. die Tempi der Songs lassen Einflüsse erkennen. Jeder Hörer interpretiert das aber dann ganz individuell. Um doch ein paar Namen zu nennen – mein musikalisches Songwriting und Gitarrenspiel ist zum Teil beeinflusst von den „Großen“ (Iron Maiden, Metallica, Judas Priest), den „Neuen“ (Skull Fist, Steelwing, Night Demon), den „Progressiven“ (Tool, Dream Theater, Gojira) und den „Guitarheroes“ (Eddie Van Halen, James Hetfield, Nuno Bettencourt).

Martin: Einflüsse reichen bei mir von bekannten Schlagzeugern bis hin zu bereits erwähnten Bands. Ich versuche im Metal viele Genres zu hören und offen für Neues zu sein. Im Studio hat jeder von uns sehr viele Freiheiten, ich probiere da nie jemanden zu kopieren oder zu imitieren. Ich will mit meinen Möglichkeiten den Song wachsen lassen. Wir als Band sind offen, denken wenig in Schubladen.

Fabio: Abseits der üblichen NWOBHM Verdächtigen, vor allem viel 70s Rock (Heep, Lizzy, aber auch Rush), ich mag aber auch die Energie des Punks und des Thrashs. Von der “Neuen Garde” haben es mir besonders Stallion, Skull Fist und Night Demon angetan. Es ist oft schwer zu sagen, was ein Einfluss auf die Band ist und was nicht. Wir analysieren das wahrscheinlich weniger als andere.

Wie unterscheiden sich die mir unbekannten Vorgänger zum neuen Album aus deiner Sicht?

Julle: Thorsten, in unserem Merchshop auf www.liquidsteel.at kannst du dir „Fire In The Sky“ und „Midnight Chaser“ für gar nicht viel Geld holen. Beim ersten Album hört man, glaub ich, den „jugendlichen“ Spirit raus und dass wir alles raufpacken wollten, was an Material da war. Die zweite Scheibe bringt gewisse Sachen schneller auf den Punkt und die Produktion ist moderner. Beim aktuellen „Mountains Of Madness“ hat sich die Bandentwicklung „logisch“ fortgesetzt. Abwechslungsreich waren unsere Alben immer, den Refrains gestehen wir auch ein großes Gewicht zu. Und sicher sind auch unsere musiktechnischen Fähigkeiten ein bisschen gewachsen. Wir könnten nicht glücklicher sein mit den neuen Songs.

Martin: Wir haben nie bewusst nachgedacht wie ein Album werden soll. Es spiegelt irgendwie die Entwicklung und den Zeitgeist wider, das war ein natürlicher Prozess: Beim ersten Album haben wir weniger nachgedacht. Uns war wichtig schnell alles im Kasten zu haben und den Spirit einzufangen. Beim zweiten Studioalbum wurden im Aufnahmeprozess die Gitarren etwas mehr in den Vordergrund gerückt. Dieses Mal haben wir einfach mehr auf Details geachtet und uns mehr Zeit gelassen. Wir konnten das Produkt mit frischen Ohren immer wieder bewerten, ohne uns in Details zu verlieren. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden! Ich finde das hört man im Recording und auch ganz deutlich im Mix.

Österreich ist ja kein Metalland, doch die letzten Jahre kommen immer mehr neue und gute Acts daher, mal ehrlich ist / war das Herkunftsland für euch ein Handicap? Auch deutsche Bands klagen, dass man als schwedische Band z.B. eher wahrgenommen wird auch von den Labels!

Julle: So wenig ist in Österreich im Metal gar nicht los, nur richtig bekannt sind die Bands nicht. Mit Roadwolf, Küenring, High Heeler, Wildhunt und Diamond Falcon („AHMA – Austrian Heavy Metal Alliance“) haben wir ein tolles Heavy Metal-Paket am Start. Silius, Insanity Alert,… bedienen die härtere Fraktion, Serenity sind schon lange über die österreichische Grenze hinaus bekannt. Ich habe Österreich als Herkunftsland unserer Band nie als Handicap gesehen. Viele Veranstalter haben uns gerne gebucht. Das mit Schweden empfinde ich auch so. Irgendwann hat es den Zeitpunkt gegeben, als der Begriff des „Schweden-Metals“ plötzlich ein Begriff war. Es gibt ja auch wirklich tolle Bands aus Schweden. Die gibt’s aber in anderen Ländern genauso.

Wie schwer hat euch die Pandemie bisher getroffen und was habt ihr gemacht um gegenzusteuern?

Julle: Privat waren die Lockdowns und die Coronazeit an sich kein Problem, da ich im Herbst 2020 Papa geworden bin, und ich mich einfach auf den Kleinen gefreut habe. Band-Live-technisch war die Zeit natürlich eine Katastrophe, aber wir konnten die Zeit in die Albumproduktion investieren. So gesehen hat das auch gepasst. Natürlich hätten wir gerne ein paar Liveshow gespielt, dies ging halt nicht. Finanziell waren die Konzertausfälle für uns auch kein Problem, wir sind privat darauf ja nicht angewiesen.

Martin: Persönlich hat es mich weniger getroffen. In den Lockdowns konnte ich auch die Ruhe und Entschleunigung etwas genießen. Jetzt ist natürlich super, dass die Lokale wieder offen sind und dass wir bald wieder Konzerte spielen oder besuchen dürfen. Wir haben die Zeit der Lockdowns auch für unsere Band nützen können. Im Hintergrund hatten wir für den Release doch einiges zu organisieren. Jetzt brennen wir darauf, dass wir „Mountains of Madness“ auch live präsentieren können.

Wie wird es mit euch weiter gehen?

Julle: Pandemietechnisch sieht es ja derzeit gar nicht mehr so schlimm aus. Die ersten Konzerte für den Sommer sind gebucht. Da freuen wir uns, das neue Material unter die Leute zu bringen. Auf dem Bandplan stehen für die nächsten Monate und Jahre das Livespielen, Spaß haben, alte und neue Leute zu treffen und die wieder gewonnene „Freiheit“ zu genießen. Und wer weiß, vielleicht treffen wir uns in ein paar Jahren wieder bei einem Interview zum 4. Album. Thorsten, vielen Dank nochmals für deine Zeit und deine Bemühungen!!!

Martin: Zu den CDs und Vinyls wird unser Album noch auf Tapes veröffentlicht. Zudem haben wir noch ein Lyricvideo auf Lager. Ich hoffe, dass die zugesagten Konzerte stattfinden werden und noch neue Buchungen eintrudeln! Danke für deinen Support! IN STEEL WE TRUST!

Fabio: Wir sind dabei einige Sachen für den Sommer zu planen. Wir freuen uns natürlich wieder wenn es heißt “Intro tape läuft” und wir können es kaum erwarten euch alle wieder zu sehen. Danke für das tolle Interview – lasst euch nicht stressen und keep supporting Metal!

Wir sind auch begeistert, diese Truppe würde ich gerne mal live sehen!

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"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)