Wie so oft greifen Metalbands auf Fantasy- oder Religionsthemen zurück, um bei der Namensfindung einen passenden Begriff zu finden. In der sumerischen Religion sind die Jungs aus dem englischen Liverpool fündig geworden. In der ersten schriftlichen fassbaren Weltanschauung in der Region Mesopotamiens, dem heutigen Nahen Osten, fiel die Wahl auf die Göttin NINKHARSAG. Eine Mutterfruchtbarkeitsgöttin der Berge, die durch Tempelhymnen als die „wahre und große Dame des Himmels“ beschrieben wurde. Damit war die Namensfindung abgeschlossen. Bereits vier Jahre nach der Gründung von NINKHARSAG wurde 2013 mit „The Blood of Celestial Kings“ die erste kalte Duftmarke gesetzt. Angetrieben vom neu eingespielten finsteren Songmaterial ist nun „The Dread March of Solemn Gods“ entstanden und veröffentlicht.
Mit einem imposanten Intro geht es los. Ein akkustiker Einstieg wird von Chören begleitet. Eine schöne Aura baut sich auf, die in ein Gitarrensolo übergeht, welche im Heavy Metal Stil anzusiedeln ist. Gefolgt vom Titeltrack „The Dread March of Solemn Gods“ wird eine geschwärzte Abwechslung geboten, die den norwegischen Black Metal Atem spüren lässt. Dem Sound ist ein moderner Anstrich verpasst worden und die Doublebase arbeitet wie eine präzise Nähmaschine. Der Cleargesang von Kyle Nesbitt (BLACK MAGICIAN, CULT OF THE HEAD) klingt wie ein schwarz ummantelter Reiter, der durch das Tal der Toten prescht. Man merkt das NINKHARSAG einen Faible für schwedischen melodic Black Death Metal haben. Das selbe Strickmuster beinhaltet „Under the Dead of Night“ Die Briten brauchen halt etwas länger, sich auf dieser kräftig düsteren Schiene auszutoben. Ein episch wirkendes Gitarrensolo ist hier das schlagende Herzstück des dritten Tracks, das sich auch locker im Heavy Metal zu Hause wähnen kann. Nach der durchgängigen Überholspurattacke lässt es „Lunar Hex; The Art of Mighty Lycanthropy“ etwas gemäßigter angehen. Qualitativ bleiben die Briten allerdings auf dem gleichen Level, das auch ohne große spielerische Überraschungen eine zusagende Effektivität bietet.
„The Necromanteion“ nimmt anschließend wieder melodisch Galopp auf. Das flott gespielte Riffing bewegt sich erneut eindrucksvoll im eingängigen Black Metal und lässt eine Reihe geladene Hooklines vom Stapel. Disziplin durch schwarze Zauberei lässt im nächsten Track nichts gutes erahnen. Und so ist es auch. Penetrant malträtiert Drummer Jay Pipprell seine Felle. Und durch den teils keifenden Gesang zählt „Discipline Through Black Sorcery“ zu den düsteren Tracks, der sehr straight gespielt ist. Mit seicht schwarzen Heavy Metal lastigen Gitarrenspiel wird „The Tower of Perpetual Twilight“ eingeläutet. Die Stärke liegt hier neben dem gewohnten melodischen Riffing in den ruhigen Parts. Diese Balance zwischen dem eisigen nordischen Tod und der genehmen Atmosphäre baut eine eigene Spannung auf.
Schaurig schönes Geballer wird bei „Spectres of the Ancient World“ losgelassen. Hier bewegen sich NINKHARSAG weiter auf ihrem extremen Sektor und strahlen die vorhandene Sicherheit in Track Nummer acht aus. Zentral platzieren sie einen kurzen Akkustikeinwurf, der in ein weiten schwarzen Meer endet. Glatte vier Minuten dauert „Strigoi Diabolicum“ und zeigt eine hasserfüllte Seite der Briten. Hier wird mit Hochgeschwindigkeit alles zerlegt, was sich ihnen in den Weg stellt. Diese Nummer gehört wahrlich zu den Fasttracks auf „The Dread March of Solemn Gods“ Auch dieses Album neigt sich nun gnadenlos dem Ende entgegen. Es ist nun nicht mehr fünf vor Zwölf sondern Mitternacht. Und der Herr der Todes betritt die Bühne. So mächtig „The Lord Of Death And Midnight“ vom Namen klingt, ist es der berühmte Schwachpunkt. So wie in der griechischen Saga bei Archilles die eigene Ferse. Gegenüber den authentischen anderen neun Songs wirkt hier das Zusammenspiel etwas einfallslos. Das Gitarrenspiel wandelt ohne festen Stil durch den finalen Track. Da hätte NINKHARSAG besser drauf verzichten sollen.