Einige Gebiete oder Länder haben sich seit vielen Jahren zum musikalische Nabel der Welt manifestiert. Was Norwegen für den Back Metal Fan bedeutet, ist für einen Thrasher die Bay Area in Kalifornien. Für den geneigten Death Metaller gilt Stockholm in Schweden als begehrter Pilgerort. Seit rund dreißig Jahren ist dank der damaligen Produzenten und den ersten dazugehörigen Bands eine regelrechte Death Metal Euphorie entstanden. Auch in der heutigen Zeit ist der Spirit des Schwedischen Old-School Death Metal ungebrochen. Aufgrund der weltweiten Pandemie wird die Anhängerschaft mit eine wahren Flut an Neuerscheinungen nicht nur aus der extremen Ecke bombardiert.
Mit Verantwortlich ist der bekannte schwedische Produzent und Musiker Rogga Johansson. Die Liste an Bands, wo er selbst musikalisch tätig gewesen ist, bzw. für die er produziert hat ist mittlerweile megalang. Stellvertretend können hier REVOLTING und PAGENIZER als bekannteste Acts genannt werden. Eines seiner weiteren Soloprojekte ist EYE OF PURGATORY. In diesen gut drei Jahren wurde einem direkt 2018 auch das Debüt „The Rotting Enigma“, mit einem herrlich kosmisch wirkenden Artwork, aufs Auge gedrückt. Schon da gab es die vertonte Landesspezialität direkt auf den Tisch. Schwedisch filetierter Elch in sieben Gängen. Nun wird erneut zu Tisch gebeten, um seine neuen tödlichen Schwedenhappen genüsslich zu kosten. Neun Runden Küstenhorror gibt es auf „The Lighthouse“ zu bestaunen. Das präsentierte Artwork, welches von Juanjo Castellano (u.a. THE BLACK DAHLIA MURDER) entworfen wurde, lässt die starke Vermutung aufkommen, das sich Mastermind Rogga Johansson sowohl optisch als auch thematisch den Erzählungen von H.P. Lovecraft und dem eng verbundenen Cthulhu-Kult ein weiteres Mal mit auseinander setzt. Zur Verstärkung wurden diesmal Taylor Nordberg (RIBSPREADER /Gesang, Gitarre) und Jeramie Kling (Venom Inc. / Schlagzeug, Leadgitarren u. Keyboards) ins Boot geholt.
Eröffnet wird es mit dem Intro „And From The Fog“. Die Kombination Horror, Leuchtturms und Nebel lässt einen den Gruselstreifen ‚The Fog‘ (1980) von John Carpenter in den Sinn kommen. Im Gegensatz zu dem Film dauert dieser Auftakt nur etwas über eine Minute. Würde sich allerdings gut als ein Moviesoundtrack eignen. Mit einem immer wieder bewährten Erfolgsrezept, welches aus geballten Melodien und einer ordentlichen Portion Elchtod besteht, schlägt der Titeltrack „The Lighthouse“ direkt zu Buche. Mit diesem trächtigen Einstieg wird direkt der Geist von EDGE OF SANITY beschworen. Neben dem obligatorischen HM2-Sound kreieren die Synthesiser einen prächtig wirkenden Part. Etwas Unheimliches schein in den Tiefen der Meeres bei „Fornever To Awaken“ zum Leben zu erwachen. Jedenfalls sind die anfänglichen Geräusche nicht genauer zu definieren. Das fett klingende Schlagzeug hat in diesem Track die Hosen an und holt einen zurück in die Realität. Im Midtempo wird durchgezogen, wobei die verschiedenen Abschnitte in dem Song nicht wirklich miteinander harmonieren.
Wesentlich bekömmlicher klingt da „Carved In A Stone Bleeding“. Bei diesem beständigen skandinavischen Bombast geht es zügig zur Sache und lässt gleichzeitig den melodischen Einschlägen genug Spielraum eine groovige Bridge zu EDGE OF SANITY zu schlagen. Im zweiten Teil wird es beschaulich ruhig, bevor die Drums explodieren. Dabei klingen die Vocals sauber und beständig harsch. „Pieces Of A Fading World“ reist danach das Steuerrad rum und entfernt sich vom bisherigen Kurs. Während der Gitarrenauftakt zunächst etwas schwach auf der Brust ist, hat dieser Song sehr viel von den Gothic Metallern CREMATORY. Da scheint die kürzliche Zusammenarbeit mit Felix Stass zu dessen Album „Songs of Flesh and Decay“ abgefärbt zu haben. Mit einem eigensinnigen Gittarenklängen kommt „They Silently Await“ um die Ecke. Das ist ein Track der ne Menge an Geschwindigkeit auf das Tacho bringt. Auch die Keyboardklänge wirken sehr autonom zum vorhandenen Sound. Rogga Johansson zeigt sich mit diesem Output von seiner experimentellen Seite.
Der abweichende Kurs hält auch bei „Where Slowly Life Fades“ Einzug. Mit überwiegend rockigen Ausflügen nun wird auf den HM2 Hammer verzichtet und eine sanfte Seite des Schwedentod offen gelegt. Die ersehnte Rückkehr in den melodischen Death Metal Heimathafen gelingt durch „Rotting Pathways“. Genau das ist es was von dem Mastermind mit seinem Projekt EYE OF PURGATORY erwartet wird. Diese nicht sättigende Mix, welcher aus fetten Riffs und Melodien die einen direkt mitnehmen. Der vorletzte Track von „The Lighthouse“ gehört definitiv zur besseren seiner Art. Noch ein Mal wird der Geist von EDGE OF SANITY beschwören. Allein das Riffing ist beim Finale mit „Rebirther“ allgegenwärtig und wird großartig präsentiert. Zusammen mit den melodischen Momenten ein Titel, der die glorreichen Zeiten aufleben lässt.