Rebellion – runderneuert!

Seit dem Debüt zählen Rebellion zu meinen Lieblingen des nationalen Power Metals, wobei ich die Musiker schon vorher klasse fand. Nun ist das 9. Album am Start, die Band ist runderneuert. Neben Sänger Michael Seifert und Kopf / Bassist Thomas Göttlich gibt es drei neue Mitglieder. Der wie immer sehr informative Bassist gab uns Sonntag Abends ganz entspannt und ausführlich Antworten zum Stand der Dinge im Camp Rebellion.

Wie kam die Zusammenarbeit mit Uwe Lulis eigentlich wieder zustande und warum war das nicht vorher schon mal bei dem im Studio?

Unser Ex-Gitarrist Oliver Geibig hat ja ein eigenes Tonstudio, da kam die Frage dann eigentlich nie, wir hatten mal darüber gesprochen ob wir das Uwe mal mischen lassen sollen, das passte dann zeitlich bei Uwe nicht und wir waren auch zeitlich mit der Produktion in Verzug so dass nicht klappte. Jetzt wo Oliver ausgestiegen ist, habe ich zwar auch zwei Gitarristen die beides Toningenieure sind, aber die beide lange nicht die Erfahrung von Uwe haben. Die sind um die 30, also deutlich jünger als und haben früher eher Filmproduktionen betreut und sagten auch das sie noch ein ganzes Album alleine machten. Da habe ich dann den Uwe gefragt, der hat uns einen super Kurs gemacht und das war für die Jungs sicherlich auch geil. Die sind zwar mit Hosenflattern zu den Recording Sessions gefahren, aber der Uwe ist einfach ein super Typ. Die sind dann zurückgekommen mit einem Strahlen im Gesicht, weil der Uwe ihnen dieses und jenes gezeigt hatte. Ich glaube auch nicht, dass der Oliver den Sound so hinbekommen hätte, dafür ist der einfach auch zu wenig Metal früher gewesen. Der hat dann andere Sachen gut hinbekommen Den beiden neuen Gitarristen fehlen da einfach nur etwas Erfahrung und die Hardware. Wir haben ja drei neue Leute in der Band, da ist man froh das jemand zu in die Hände zu geben der das dann unfallfrei macht.

Seit drei Scheiben habt ihr mit den Drummern ja viele Wechsel gehabt, oder auch noch ein Gitarrist? Siehst du da ein Line-Up Problem für euch?

 Nee, das nimmst du einfach falsch war, weil du die Zeiträume halt nicht so siehst wie ich. Die letzte Formation war ja mit den Gitarristen Stefan und Oliver recht stabil, wenn man die Drummer rausrechnet. Seit der „Arminuis“ Scheibe für acht Jahre, wir hatten dann bei jeder Scheibe einen neuen Schlagzeuger. Die hatten alle ganz individuelle Gründe welche ich auch nachvollziehen konnte. Das war jetzt nicht so kein Bock. Aber Schlagzeuger sind auch merkwürdige Menschen (lacht laut!) Den Sven den wir jetzt haben der ist auch deutlich jünger als wir, so Ende 20. Da haben wir auch die Hoffnung der bringt sich auch mal ganz anders ein. Wir haben da schon die Hoffnung das der länger dabei bleibt. Wir haben die Coronazeit auch genutzt keine Standardplatte zu machen und uns viel Zeit genommen, ich wollte auch unbedingt, dass die Gitarristen mitschreiben. Natürlich hatte ich bei jedem Lied meine Finger im Spiel und habe auch bei einigen Sachen gesagt wir müssen das so oder so machen um die Marke zu erhalten. Ich wollte schon, dass man hört das da andere Gitarristen am Start sind. Aber ich habe auch mehr Freiräume gegeben als bei einer Scheibe die vielleicht unter Zeitdruck entstanden wäre. Wir haben schon viel rumprobiert und mit Vorproduktionen gearbeitet. Sowas wie „Vaterland“ macht man nicht einfach so, klar wollen wir provozieren. Aber auch Sachen wie „Verdun“ sind da schon anders.

Da gebe ich dir Recht, ich bin aber auch so jemand der einen Spruch wie: Die beste Rebellion seit den ersten fünf Alben mit Uwe Lulis da raushauen würde! Für mich ist das auf jeden Fall, nicht das ich die anderen scheiße fand! So ein Art Neuanfang.

Ja klar, uns sind ja auch drei Leute weggebrochen und die neuen sollen sich auch so fühlen als ob es auch ihre Band ist und nicht die von mir und Michael (Seifert, Frontmann Anmerkung des Verfassers). Jeder der drin ist soll das zu seiner Band machen und da muss ich auch Stücke vom Kuchen abgeben damit die Leute kreativen Freiraum haben. Das darf natürlich nicht was ganz anderes werden. Die „King Lear“ Scheibe finde ich total geil, da dort nichts geschoben und kopiert wurde, auch die ganze Produktion ist wie in den neunziger Jahren. Das ist eine ganz bewusste Hommage an die damalige Zeit als man noch kein Harddisc Recording hatte. Jetzt haben wir genau das Gegenteil, eine sehr moderne Scheibe mit modernem Sound. Das ist ja auch total langweilig, wenn du als Band immer die gleiche Platte aufnimmst. Da gibt es auch schon Bands genug die immer dieselbe Scheibe aufnehmen und sich dann wundern, wenn die Verkäufe in den Keller gehen. Die spielen dann live vielleicht einen Song und der kommt dann nicht gut an! Das ist halt nicht wie ich es gerne hätte. Wir werden live fünf oder sechs Lieder spielen, weil wir da stolz drauf sind, das haben wir aber bei jeder Scheibe so gemacht!

Ihr habt ja auch das Problem wie viele Bands die einige Alben draußen haben und aber schon neuen Scheiben draußen haben. Was ich bei der Scheibe gedacht habe ihr singt jetzt über den Krieg, das ist kein enges Konzept, sondern eher „lockerer“. War euch das wichtig?

Das war für mich ganz, ganz wichtig! Ich hätte ja entweder die Trilogie mit den Germanen vollmachen können, wir denken ja immer in Trilogien. Da steht also noch eine Platte aus. Ich hätte die Shakespeare Trilogie vollmachen können, aber in der gegenwärtigen politischen Situation ist das auch ein politisches Statement! Ich glaube viele Menschen wissen einfach gar nicht mehr was sie an Europa haben. Ich habe das Gefühl wir müssen ganz weit von diesem Blut und Herkunftsthematik, sondern über Werte. Ich unterrichte gerade an einer Hochschule und da habe ich ganz viele Menschen mit Migrationshintergrund, nicht nur die sogenannten Türken, nein aus der ganzen Welt. Ich frage dann immer wo kommt denn ihr Name her. Also das sind spannende Geschichten und jeder der Menschen mit Migrationshintergrund an einer Hochschule ist ein gelungenes Beispiel für Integration. Auch der Nachhilfelehrer meiner Tochter ist von da. Der ist Türke der bayrisch spricht und auch Deutsch sozialisiert ist und Latein studiert. Mit solchen Menschen habe ich doch mehr gemeinsam mit einem AFD Wähler aus Weimar. Mit diesen Menschen die auf der Straße Ausländer raus brüllen verbindet mich wenig, mit diesen Ausländern an der Uni mehr, aber nicht wegen dem Studieren, sondern den Werten.

So politisch wie jetzt wart ihr noch nie! Die ganzen Kriege die ihr aufzählt, das Cover mit der kaputten Europaflagge und all das drumherum!

Schau mal, wenn du das ganze ganz lang ziehen willst: Seit dem die Sachsen und Franken Krieg geführt haben, im Jahre 800, spätestens seit der fränkischen Reichsteilung, also das ganze Mittelalter hindurch ist ein Krieg zwischen den vermeintlich Deutschen die da noch keine waren und den Franzose, in der Neuzeit ging es dann schon los mit dem Napoleon, deutsch/ französischer Krieg, deutsche Reichsgründung in Versailles, wie sehr kann man den Nachbar noch demütigen? Wir haben über 1000 Jahre Krieg gegeneinander geführt uns mit Mord und Totschlag überzogen und trotzdem sind die scheiß Franzosen immer noch da. Genauso sind die scheiß Deutschen noch da, obwohl sie zwei Weltkriege verloren haben! Naja gewonnen haben es die Amerikaner. Aber sich dauernd gegenseitig Bomben auf den Kopf zu werfen. Ich war in Verdun, das ist krass wie viele Bombenkrater doch sind. Die industrielle Revolution half nur dabei mehr Leute umzubringen, doch weder die Deutschen noch die Franzosen sind weg. Da hat man dann 1948 eingesehen das man zusammenarbeiten muss, woraus die europäische Union entstanden ist. Aus der kleinen Zelle ist heute eines der wichtigsten Gebilde der Welt geworden, so dass wenn man den Jugoslawienkrieg herausrechnet keine echte kriegerische Auseinandersetzung im großen Stil gegeben hat. Das ist ein Luxus der uns gar nicht mehr bewusst wird. Keine Region hat so lange Frieden, von Wohlstand will ich nicht reden, selbst ein Sozialhilfeempfänger hat genug zu essen. Man muss nachts keine Angst haben das irgendwer kommt, aber das sollte man einfach mal würdigen. Anstatt zurückkehren zu wollen zu den Nationalstaaten die früher nichts anderes als Krieg gemacht haben.

Ja, das fängt doch schon an, wenn Gemeinden nicht mehr zum gleichen Kreis oder als Doppelgemeinde existieren wollen, wenn kleine Regionen auf einmal nicht zu Land X gehören wollen, denn sonst was war ganz früher! Das ist oft kleinbürgerlich. Zurück zu eurem Artwork, ich mag die Arbeiten von Björn Gooses sehr gerne, das letzte war „King Lear“ bei euch. Das ist auch alles etwas moderner.  Wolltet ihr vom typischen Power Metal Artwork wegkommen?

Lass es mich so sagen, ich habe einmal ein Artwork ganz massiv mitgestaltet.  Da hat ein Künstler genau das gemacht was ich haben wollte und das war ein „Born A Rebel“ Cover. Da haben sie uns den Arsch dermaßen versohlt für in der Presse, danach habe ich erst mal gesagt zu mir: mich dich in nichts ein von dem du keine Ahnung hast. Ich habe heute Morgen zwei Stunden Diskussionen über das neue Video gemacht, ich habe meine beiden Gitarristen zurückgepfiffen und gesagt das sollen die Profis übernehmen die das Video machen und wir lassen die Finger davon und nur unsere Ideen einfließen. Ich habe den Björn so Ideen gegeben, Europaflagge, Bulle und überall herum ist Krieg. Das konnte er sich nicht so vorstellen (lacht) und am Ende kam das Cover wie du es vorliegen hast bis auf die Änderung das die Europafahne geändert wurde, ich wollte diese schmutziger und mit ein paar Löchern versehen haben. Mehr Einfluss sollte man als Musiker auch nicht haben, ich kann Texte und Musik schreiben, mehr sollte auch nicht sein!

Neben dem als Gast und Produzent zurückgekehrten Uwe Lulis habt ihr noch eure ehemalige Gitarristin Simone Wenzel beim gleichen Song wie Uwe wieder am Start gehabt, wie kam es dazu?

 Auch mit Simone bin ich seitdem die ausgestiegen ist regelmäßig in Kontakt und wir tauschen uns auch musikalisch aus, genau wie bei Uwe. Da ist der Kontakt auch geblieben wie bei Uwe. Nun hat der Uwe mir Lieder vorgespielt die Accept nicht haben wollten und die er beim Uwe Lulis Projekt nutzt. Ich sagte ihm, er müsse dann auch einen Song schreiben und da war das dann auch so dass Simone unbedingt dabei sein musste und wir dann „WW II“ auch direkt als Single ausgekoppelt haben, quasi als Hommage an dieses Line-Up.

 

Du sagtest ja eben, dass ihr als Team das Songwriting macht, mir kam es früher immer so vor als ob du Texte und Konzepte machst, der Uwe die Musik und die anderen etwas nebenbei. War das so am Anfang, oder kamen mit der Zeit noch andere?

Nein, was Musik und Konzept bestimmt stimmt das schon, dass ich das mache. In Absprache mit Michael (Seifer, Sänger, Anmerkung des Verfassers). Alles was Michael bringt ist hammergeil, hat gute Qualität und die Qualität ist im Durchschnitt auch höher als die von mir, aber er braucht immer recht lange, so dass am Ende der Scheibe ein bis drei Lieder nur von ihm sind. Ansonsten denke ich, er ist eine der besten Metalsänger Deutschlands! Du wirst aber so nicht fertig, ich sitze dann aber bis vier oder fünf Uhr morgens, wenn nötig da, bis ein Text fertig ist. Sonst bekommt man die nicht in drei Wochen fertig. Die Sachen die ich dem Michael gebe, sind meist die mit denen ich nicht so happy bin, weil ich weiß er macht das richtig geil. Aber alle Gitarristen die jemals in der Band waren hatten auch mal die Hände in den Texten, das soll schon mal ein miteinander sein und wenn die was Komisches finden, was auch seltsam klingt dann sollen die das auch sagen und dann wird das geändert.

Diese Arbeitsweise klingt interessant!

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"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)