Auf OVERSENSE wurde ich zum ersten Mal aufmerksam, als ich sie im Vorprogramm von Doro las. Wer mit der Metal Queen touren darf, kann ja nicht schlecht sein, denke ich mir und widme mich deshalb dem neuen Album „Egomania“. Die 2012 gegründete Band blickt musikalisch auf eine EP und ihr Debüt „The Storyteller“ zurück, mit dem man den Deal bei Dr. Music bekam.
Nach zwei Durchläufen rätsele ich immer noch über den Stil, wobei ich mich dann frage, ob sich jede Band in ein stilistisches Korsett zwingen muss oder eine gewisse Freiheit auch mal gut tut. So würde ich bei OVERSENSE durchaus den Drang nach großem Stadionrock sehen, der aber einerseits ins Metallische gehen kann, manchmal rockig rüberkommt oder mit sehr modernen Elementen spielt, die es den Puristen schwer machen die Band wirklich zu mögen. Wer allerdings die Scheuklappen absetzt, wird durchaus den einen oder anderen Song, bei mir ist es der Smasher „The Longing“, in seine Playlist aufnehmen, wobei mir die Single „Be“ zu konstruiert und vorhersehbar klingt. Das folgende „My Eden“ bedient dann eins zu eins die Battle Beast-Fraktion mit seinem ultraeingängigen Refrain und dem wuchtigen Drumming. Mit „Tear Me Down“ bemüht die Band schon Death-Elemente, garniert das Ganze aber mit einem Nickelback-Refrain. Der Sound ist fett, da gibt es nichts zu beanstanden, über das gut gemeinte, sozialkritische Cover dagegen darf gestritten werden.
Am Ende schaffen es OVERSENSE ihren Stilmix konsequent durchzuziehen und mit einer gewissen Bandbreite an Songs vor allem Fans der modernen melodischen Ausrichtung des Heavy Metal anzusprechen. Ob das für den gewünschten Durchbruch reichen wird zeigt sich in den nächsten Monaten. Live dürfte der Vierer sicherlich mit viel Spielfreude zu überzeugen wissen.