Die Unergründlichkeit des Unbekannten, welche in Hoffnungslosigkeit mündet. Mystischer Nebel umgibt die in schemenhaften grau getränkten Felsgiganten. Irgendwo dort befindet sich das Portal aus vulkanischem Gesteinsglas, welches als Medium zur Teleportation in fremde Dimensionen dient. Dieses geheimnisumwitterte Schauspiel ist das Artwork des zweiten Album mit dem Titel „The Obsidian Gate“ der Berliner Band PRAISE THE PLAGUE. Umgeben von energiegeladener Luft hält die Natur den Atem an. Man spürt mit jeder Faser seines Körpers, das ein Unwetter sich ankündigt. Ein paar anfängliche Regentropfen auf der Haut sind die spürbaren Vorboten eines monströsen Orkans, welcher im Stande ist seine übernatürliche Gewalt zu entladen. Diese aufkommende Worst-Case-Szenario beschreibt die düstere Stimmung der knappen fünfundvierzig Minuten Spielzeit des zweiten Albums sehr treffend.
Bereits auf „Antagonist“ (2018) zeichnete sich eine schwerwiegende Raserei im Schwarzmetal ab. Diese fand ein Jahr später auf der EP „Antagonist II eine passende Fortführung. Nimmt man „The Obsidian Gate“ zum Vergleich, ist an diesem finsteren Tobsuchtsanfall ordentlich geschraubt worden. Hier spürt einem diese besondere Atmosphäre, die einen mental abholt, wie es zu Beginn vom Opener „The Descent“ oder „Beyond“ der Fall ist. Im Kern greift das klassische Prinzip des Black Metal wüst um sich. Das kommt schon einer alles zerfressenden Grabesstimmung gleich, die an Intensität nur schwer zu überbieten ist. Der verharrenden und nachdenklichen Gitarrenwohlklang, der immer wieder auftaucht, lässt die Musik primär so angenehm agieren. Damit hebt sich RAISE THE PLAGUE wohlwollend von der grauen Masse deutlich ab. Dieses entstandene und ausgeprägte Dichte zeichnet dabei einen eindringlichen Weg ins Extreme aus. Genau der passende Stoff für Zuhause, wenn sich der Sommer verabschiedet hat und die ersten Herbststürme um die Häuser toben.