Das siebte Studioalbum von Black Sabbath, „Technical Ecstasy“ wird dieses Jahr schon ganze 45 Jahre alt, Wahnsinn! Es entstand seinerzeit unter recht schwierigen Bedingungen, weil die Band sich schon mehr und mehr voneinander entfernte, auch was die musikalischen Ansichten betraf. Hinzu kam, dass gerade Ozzy Osbourne und Tony Iommi sich nicht mehr ganz grün waren. Als das Album dann erschien, wurde es auch größtenteils von Fans und Fachpresse zerrissen. Zu viele Experimente hinsichtlich Stil und Instrumentalisierung ließen „Technical Ecstasy“ (zunächst) in keinem guten Licht erscheinen. Nach Meinung der Fans entfernte sich die Band damit zu stark von ihren Wurzeln. Jedenfalls war vom düsteren Doom-Sound der ersten Alben nicht mehr ganz so viel übrig und Black Sabbath versuchten so vielleicht, sich mit diesem Album dem Kommerz anzunähern.
Doch wie das häufig so ist, im Laufe der Jahre ändern sich Ansichten, Geschmäcker und Hörgewohnheiten. Fakt ist, dass dieses Album mittlerweile bei den meisten Fans voll akzeptiert ist und es sich um eines der interessantesten Platten der Bandgeschichte handelt, vielleicht sogar gerade aus den vorgenannten Gründen.
Jetzt erfährt „Technical Ecstasy“, ebenso wie die Vorgänger-Alben, eine liebevolle Wiederveröffentlichung in verschiedenen Versionen. Prunkstücke dürften diese von mir beschriebene Super Deluxe Edition sowie die gleiche Variante als Vinyl-Ausgabe sein.
Auf CD 1 gibt es das Album in remasteter und fett klingenden Version. Soweit erstmal aber nichts Aufregendes. Anders sieht das schon mit der 2. Scheibe aus, die Ausschnitte eines Konzerts beinhaltet, das während der Welt-Tournee 1976/1977 mitgeschnitten wurde. Immerhin spielte die Band mit „Dirty Woman“, „Gypsy“ und „All Moving Parts (Stand Still)“ drei Songs aus dem Studioalbum. Dazu kommen natürlich Klassiker der Marke „Snowblind“ oder „Children Of The Grave“. Band UND Frontmann Ozzy waren in hervorragender Verfassung und ließen ihre Streitigkeiten auf der Bühne völlig außen vor. Das Highlight für mich ist jedoch CD 3 mit Outtakes & Alternatives. Hier wird deutlich, wie sehr die Band zu experimentieren bereit war und dass auf dem Album noch weit mehr in dieser Hinsicht möglich gewesen wäre. So erklingen Instrumente wie ein Honky Tonk Piano bei „You Won`t Change Me“ oder eine Blues-Harp bei „All Moving Parts (Stand Still)“, was diese Versionen sehr bluesig nach den Rolling Stones klingen lässt…wenn nicht die spezielle Stimme von Ozzy wäre. Auch das Instrumental der Ballade „She`s Gone“ ist eine Erwähnung wert. Bei der vierten Scheibe hat sich dann Steven Wilson von Porcupine Tree dem Album angenommen, um mit diesem Mix seine Vorstellungen vom Album umzusetzen. Das macht er ja häufig bei derartigen Veröffentlichungen, wie etwa bei den protzigen Re-Releases von Jethro Tull. Ob die Black Sabbath-Fans das unbedingt auch so brauchen, lasse ich einfach mal dahingestellt. Es klingt halt ganz anders, jedoch auch interessant, wenn mir persönlich auch einen Tick zu höhenlastig.
Was aber bleibt, sind satte drei Stunden Musik und weitere coole Songs wie „Back Street Kids“ oder „Rock`n Roll Doctor“, die bei mir auf keiner Sabbath-Best-Of fehlen würden! Außerdem bekommt der Fan mit dieser fetten Box im DVD-Format ein Poster, ein Replica des Tour-Programm-Hefts sowie ein 60-seitiges Buch mit vielen Fotos aus der Zeit und neuen Liner Notes geboten! Geiles Teil!