Die Alpen scheinen eine Brutstätte für musikalische Extravaganz. Ob nun die Psychopaten von PUNGENT STENCH, die Avant-Gardisten ANGIZIA oder selbst der „Rock Me Amadeus“ FALCO sind dafür die besten Beispiele. Nach dem Prinzip – Je schräger des so schöner – handeln auch seit Jahrzehnten die Schweizer Artgenossen von MAJESTY OF SILENCE. Wurden um die Jahrtausendwende ihr Songs noch überwiegend in Englisch verfasst, zeichnete sich auf „Lichtstille“ (2006) der Trend zum deutschsprachigen Wahnsinn ab. Dieser eingeschlagene Weg machte mit „Zu dunkel für das Licht“ (2018) noch eine Zwischenstation und ist aktuell in „Die Schöpfung Tohuwabohu“ angekommen. Die Definition des ‚Tohuwabohu‘ ist im Duden mit : völliges Durcheinander; Wirrwarr, Chaos deklariert. Vertont man diese unordentliche Disharmonie mit deutschen Texten braut sich zunächst befremdliche Faszination auf.
Genau wie bei der langen Schöpfungsgeschichte der Erde, verlangt MAJESTY OF SILENCE von seinem Hörern in den knappen achtzig Minuten viel Durchhaltevermögen ab. Das Gro dieser psychischen vierzehn Tracks gehört definitiv in Zwangsjacke in die Geschlossene gesteckt. Bei diesem inszenierten Schwachsinn mit einem kräftigen Kammerspielcharakter sitzt man in der ersten Reihe auf dem Präsentierteller. Dabei hängt der unausweichliche Vergleich zu den Thüringer Leichenliebhabern von EISREGEN schwer in den Kleidern. Die penetrante Raserei wird dabei durch Frauenstimmen im Klargesang zwar aufgelockert, ist auf Dauer aber zu eintönig produziert. Stilistisch fließen neben symphonischen Noten und Black Metal Fetzen auch Avant-Garde Durchquerungen zusammen. Es ist immer wieder erstaunlich, was für kranke Gedankengänge entstehen und zusammengesetzt werden. Wenn es überhaupt in diesem ‚Tohuwabohu‘ etwas hörbares gibt, dann sind es die einigermaßen strukturierten „Es Tut Uns Leid“ und „Ein Haus Am Meer“. Insgesamt ist es eine Schöpfungsgeschichte, wo der Wahnsinn eher als langweiliger ANGIZIA Abklatsch durchgeht.