Für mich ist David Reece schon seit langer Zeit mehr als nur der ehemalige Accept-Sänger, denn seine Solo-Werke und gerade die Zeit als Frontmann von Bangalore Choir stehen der Ära mit der Solinger Stahlschmiede in nichts nach. Sein Kumpel Andy Susemihl (ex-U.D.O.) hat vor kurzem auch schon ein sehr ordentliches Solo-Album auf den Markt gebracht und so verwundert es am Ende auch nicht, dass die beiden auf „Blacklist Utopia“ wieder etliche starke Songs zusammen geschrieben haben. Etwas gegen den aktuellen Trend ist die Spielzeit lang und ganze 13 Nummern gönnen uns Reece/Susemihl. Dabei legen sie Wert auf aktuelle Themen und prangern zahlreiche Missstände unserer Zeit an. Somit ist „Blacklist Utopia“ kein Gute-Laune-Album geworden. Trotzdem gibt es einige mitreißende Refrains und viele griffige Melodien, die manchen Song direkt im Ohr landen lassen. Die Worte „I Can’t Breathe“ stehen seit einiger Zeit für das Unrecht gegenüber schwarzen Verdächtigen in den USA, die bei einfachen Kontrollen Misshandlungen ertragen müssen, bis hin zu jenem schrecklichen Todesfall, der jedem bekannt sein dürfte. Ich ertappe mich dabei, wie es mir schwer fällt diesen Refrain mitzusingen, weil er eigentlich nicht dafür gedacht ist. Reece geht bei der Thematik allerdings weiter und klagt viele Dinge an, die ihn und uns als Gesellschaft nicht atmen lassen. Die Hits hat Reece eher an den Anfang der Scheibe gestellt. Dort thront der Titeltrack und das schmissige „Red Blooded Hell Raiser“. In der zweiten Albumhälfte beweist er mit „American Dream“ sein Balladen-Händchen, bevor dann die Qualität der restlichen Nummern eher im Bereich „ordentlich“ liegt.
Mit „Blacklist Utopia“ setzt David Reece die Tradition seiner guten, aber nicht überragenden Solowerke fort. Alleine aber die Stimme ist die Anschaffung schon wert. Ich komme nicht umhin bei bestimmten Gesangslinien darüber zu sinnieren, wie Reece die ganzen Whitesnake-Klassiker singen würde, die der gute David nicht mehr hinbekommt. Träumen wird ja noch erlaubt sein.