Schon mal etwas von DEADMARSH, MEDEA oder WARTHA gehört ? Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte diese Frage verneint werden. Kein Wunder, denn die genannten Bands gehören zur weißrussischen Metalszene. Bekanntermaßen zählt Belarus jetzt nicht zu den Staaten auf dem Globus, die zu den führenden Trendsettern gehört oder große Namen hervorgebracht hat. ADLIGA, aus der ansässigen Hauptstadt Minsk, ist eine fünfköpfige Band, die seit drei Jahren sich musikalisch im Doom-Post Metal bewegt. Ihr Gitarrist, Ignat Pomazkov, ist bereits im Sommer diesen Jahres mit der Veröffentlichung des Debüt „Vi Overlevde“ des norwegischen Black Metal Projekt BIZARREKULT in Erscheinung getreten. 2019 erschien dann auch die erste EP „Kali pacіače nіeba“ mit sechst Tracks. Wie schon dem Titel zu entnehmen ist, legen ADLIGA viel wert auf die weißrussischen Kultur und Sprache. So auch mit dem Debütalbum „Vobrazy“ (übersetzt: Fantasien), wo die erneuten sechs Tracks in belarussischer Sprache gehalten sind, welche auf der traditionellen Folklore basiert. Was den Sound betrifft haben die Fünf Musiker keine halben Sachen gemacht und das Mixing und Masterin in die Hände von Magnus Lindberg (CULT OF LUNA, TRIBULATION) aus Schweden gelegt.
Dieser Schritt spielgelt sich angenehm positiv auf die düstere Aura wieder. Mit klassisch russischem Akzent versehen, fräsen sich die grollenden Vocals von Kate Sidelova und Uladzimir Burylau durch die rund zweiundvierzig Minuten Dunkelheit. Neben den aufbrausenden doomlastigen Parts wird immer wieder in den Klargesang gewechselt, was sich erfreulich vielfältig anlässt. Selbst der folklorische Balalaikaeinschub zu Beginn von „Zman“ sorgen für eine abwechslungsreiche Anstrengung, die man gerne hört. Durchweg verfügt das Debüt über komplexe Arrangements, wo die vorherrschenden schwere Riffs sich durch Post-Rock-Passagen und doomigen Gitarrensolis verflechten. Was sich im Laufe der Spielzeit bei „Vobrazy“ an Emotionalität aufbaut, wächst von Minute zu Minute zu einem eindrucksvollen Werk. Auch wenn das Album selten Tiefgang vorweist, wird auf der geschaffenen Post-Doom Ebene eine faszinierende Intensität abgerufen, die in diesem Genre sehr selten vorzufinden ist. Es ist eine Veröffentlichung, die über den heutigen modernen Standard hinaus geht und dabei durch die eindringliche und kraftvolle Darstellung ein schönes Stück weißrussische Geschichte erbringt.