Wer die Traurigkeit des neuen Albums von den APOSTLE OF SOLITUDE verstehen will, der muss die Hintergründe kennen. Nahezu alle Bandmitglieder haben infolge der Pandemie verstorbene Angehörige zu beklagen, einmal muss das Faktum „Vollwaise“ sogar verkraftet werden. Auch als Erwachsener ist die Verarbeitung solcher Schicksalsschläge sicherlich eine harte Nuss. So klingt „Until The Darkness Goes“ noch düsterer und hoffnungsloser als seine Vorgänger. Dass Doom Metal im allgemeinen nur drei Gänge braucht, dürfte mittlerweile allerseits bekannt sein, doch der Vierer aus Indiana spielt sich im ersten durch die sechs Nummern der Scheibe, die lediglich auf 36 Minuten Spielzeit kommt, was für ein Doom-Album arg kurz ist, selbst wenn auf eine LP-Veröffentlichung geschielt wird.
Für die einen sind kürzere Songs eine gute Sache, denn die Kompaktheit und Griffigkeit nimmt so zu. Andere hingegen werden das Ausschweifende vermissen, die Hingabe zur Entfaltung musikalischer Ideen. Die APOSTLE OF SOLITUDE haben sich dieses Mal auf das Wesentliche ihrer Musik konzentriert und erzeugen über die gesamte Spielzeit einen düsteren Teppich an Tristesse und scheinbarer Hoffnungslosigkeit. Auf der anderen Seite könnte man aber auch Durchhaltevermögen heraushören und die Akzeptanz Dinge zu ertragen, die man nicht ändern kann, so schwer es auch fällt. Die Gitarristen und Sänger Chuck Brown und Steve Janiak schaffen es all dies mit ihrer Stimme so zu akzentuieren, dass man ihnen als Hörer jeden Ton, jeden Schmerz und jede Gefühlsregung abnimmt. Ein weiterer gelingender Faktor für die Scheibe dürfte der Livecharakter sein, den die Band bewusst wollte. Alle Musiker nahmen ihre Parts im selben Studioraum auf und konnten sich so immer und zu jeder Zeit einbringen.
„Until The Darkness Goes“ ist ein erhabenes Stück Trauerbewältigung geworden, das am Ende aber vielleicht etwas zu traurig wirkt und dem ein paar freudvolle, kräftige Emotionen nicht geschadet hätten. Zusammen mit dem überragenden Cover aber trotzdem ein verdammt starkes Doom-Album.