Multi-Instrumentalist Markus Pfeffer (Winterland) veröffentlichte zusammen mit Sänger Carsten „Lizard“ Schulz erst letztes Jahr unter dem Banner Lazarus Dream ein Studioalbum, das allseits hervorragende Kritiken einheimsen konnte und, was noch wichtiger ist, von vielen Fans gehört wurde. Jetzt meldet sich der Pfälzer aus Kaiserslautern mit dem All Star-Projekt Barnabas Sky recht hurtig zurück. Da sich sein neustes Projekt Barnabas Sky nicht nur musikalisch teilweise deutlich von Lazarus Dream unterscheidet, gibt uns Markus bereitwillig Auskunft über seine Beweggründe, Arbeitsweise und viele weitere interessante Einzelheiten aus den Tiefen des Pfälzer Waldes!
Markus, hatten wir nicht gefühlt erst gestern das Vergnügen, miteinander zu sprechen? So lange ist es schließlich noch gar nicht her, dass du mit Carsten Schulz zusammen das Lazarus Dream-Debüt „Alive“ rausgehauen hast.
Stimmt, ziemlich genau vor einem Jahr war das. Trotzdem kann in einem Jahr viel passieren, oder?
Logisch, wie wir ja alle wissen, ich will mich ja auch nicht beschweren, es macht mir ja auch immer Spaß, mich mit dir auszutauschen. Außerdem drängen sich die Fragen zu Barnabas Sky quasi von selbst auf. Im Gegensatz zu Lazarus Dream, das mit „Lizard“ einen festen Sänger hat, hast du für dein neustes Projekt verschiedenen Sängern die einzelnen Lieder förmlich auf den Leib geschrieben. Weil es sich dabei, gemäß dem Titel „Inspirations“, um persönlich favorisierte Musiker handelt, hatte dieser Umstand Auswirkungen auf das Songwriting?
Eigentlich war es umgekehrt. Mir ist ein Riff eingefallen und als das Lied fertig war, fragte ich mich, was ich mit dem Song anfangen soll. Mir war nämlich nicht klar, ob es stilistisch ein Stück für Lazarus Dream oder sogar für Winterland sein könnte. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, denn die Antwort war: weder noch! Das klingt doch wie eine Tyketto-Nummer! Dann machte ich einfach volles Programm, kontaktierte Danny Vaughn, spielte ihm die Musik vor und fragte, ob er Interesse hätte mitzumachen? Als er zugesagte, hatte ich die Idee andere Jungs anzufragen, die ich in meiner Jugend klasse fand. Und erst als ich die Zusagen von Jesse Damon, Zak Stevens, Danny Martinez und den anderen Jungs hatte, komponierte ich die betreffenden Songs explizit für sie. Ich bin auch eigentlich kein typischer Balladen-Songwriter, aber als ich wusste, dass Jesse Damon mitmacht, wollte ich unbedingt, dass er eine Ballade singt, weil ich seine Stimme so gerne in ruhigen Stücken höre. Und innerhalb von ein paar Tagen hatte ich „Till The End Of Time“ geschrieben, aber nur weil ich wusste, dass Jesse Damon mit im Boot ist.“
Und zusammen mit Jesse Damon von Silent Rage kommt ein weiterer „alter Bekannter“ ins Spiel, nämlich Paul Sabu. Wie kam das denn zustande?
Haha, ja eigentlich ist Paul Sabu fast nur inoffiziell dabei, denn er hat für die beiden von Jesse gesungenen Songs die Chöre eingesungen. Die Ehefrauen der Beiden sind wohl Cousinen und Paul fand die beiden Songs offensichtlich so cool, dass er unbedingt die Chöre singen wollte. Ich selbst hatte aber nie direkten Kontakt zu Paul.
Das ist ja witzig, so ein Zufall!
Total, ich selbst bin ein großer Paul Sabu-Fan und habe alle seine Solo-Platten seit den Achtzigern im Schrank stehen!
Apropos Chöre, die waren bei Lazarus Dream überdeutlich und prägnant, während sie jetzt nicht ganz so deutlich im Vordergrund stehen.
Das stimmt insgesamt, ist aber auch von Sänger zu Sänger unterschiedlich. Danny Vaughn zum Beispiel hat für seine Songs unglaublich viele Chöre eingesungen, sogar versetzte. Ich glaube er hat insgesamt zwanzig verschiedene Vocal-Spuren abgeliefert, während Zak Stevens nur zwei Backings arrangiert hat. Das sind eher persönliche, stilistische Vorlieben der einzelnen Künstler, wobei ich allen auch halbwegs freie Hand gelassen habe, um deren persönliche Note beizubehalten.
Das macht Sinn. Wenn es, außer den Stimmen, keine weiteren, musikalischen Unterschiede zu Lazarus Dream geben würden, wäre diese Veröffentlichung unter dem Banner Barnabas Sky eher sinnfrei. Für meinen Geschmack kommen die Songs auf „Inspirations“ eher auf den Punkt, weisen mehr Elemente aus dem Classic Hardrock/-Melodic Rock auf, während bei Lazarus Dream die progressiven Stilelemente etwas in den Vordergrund gerückt wurden. Ok, vielleicht ist das Erbsenzählerei, aber wie siehst du das als der „geistige Vater“ beider Projekte?
Schwierige Frage (einfach kann jeder-Anm. des Verf.), ja, kann sein. Tatsächlich war es ja so, als Carsten und ich schon 1999 mit den ersten Versuchen zu Lazarus Dream angefangen hatten, wollten wir schon Hardrock und Melodic Metal mit deutlichen Prog-Einflüssen machen. Die Songs für Barnabas Sky habe ich ja wie gesagt für die einzelnen Sänger geschrieben und habe beispielsweise bewusst dem Danny Vaughn die Melodic Rock/AOR-Schiene verpasst, während die Abgeh-Stampfer-Nummer ein Rob Rock singen muss. Ich habe also jeden Sänger dahin geschickt, wo er zuhause war. Ich wollte jedem seine eigene Spielwiese bereiten und offensichtlich hat das ja auch funktioniert, schließlich bin ich ja mit diesen Typen und ihrer Musik groß geworden.
Du hast mir im Vorfeld erzählt, dass du nicht nur schon am nächsten Barnabas Sky-Album tüftelst, sondern auch schon an Songs für eine neue Lazarus Dream-Platte UND sogar eine neue Winterland-Scheibe sozusagen in den Startlöchern steht? Das ist ein enormes Arbeits-Pensum, dass du da an den Tag legst! Wie kriegst du das in Gottes Namen alles unter einen Hut, schließlich arbeitest du noch so ganz „nebenbei“ ganz klassisch in einem bürgerlichen Beruf?
Haha, nun, das ist vor allen Dingen natürlich erst einmal meiner Freizeit in der Pandemie geschuldet. Man konnte ja beispielsweise fast zwei Jahre nicht in Urlaub fahren oder großartig ausgehen, weshalb ich mein gespartes Geld unter anderem in ein komplett neues Recording-Equipement investiert habe, was mir einen enormen zeitlichen Vorteil bringt. Okay, der ein oder andere Sänger kostet dann natürlich auch sein Geld, Qualität muss auch in diesem Genre bezahlt werden und die Künstler müssen auch von etwas leben, ganz klar!
Ich finde es total super, dass du das mal offen aussprichst. Viele Kollegen von dir suggerieren ja oft unseren Lesern, dass bekannte Sänger für sie umsonst arbeiten, nur aus Spaß an der Freude oder weil die Musik ihnen so gut gefällt.
Das wäre ja Augenwischerei, aber die Technik und die Musik ist eben auch sehr wichtig. Ich kann durch neuste Technik eben mit Vorlagen arbeiten, die das Aufnehmen enorm erleichtern.
Sehr überrascht und überzeugt hat mich Stan W. Deckers Arbeit die meiner Meinung nach sich sehr von seinen anderen Arbeiten abhebt, was willst du mit dem Cover ausdrücken?
Stan hat wirklich tolle Arbeit geleistet. Optisch wollte ich dargestellt haben, dass die musikalischen Ideen wirklich wie eine Art „Eingebung“ von oben kommen. Sie kommen mir ja sozusagen zugeflogen. Wenn Du genau hinsiehst, dann sieht Du, dass die kleinen Noten vom Engel sozusagen „weg fliegen“.
Was ist denn genau in näherer Zukunft von dir und deinen Projekten zu erwarten?
Wo fange ich denn an? Wie eben schon angedeutet, arbeite ich schon am Nachfolger mit Barnabas Sky. Dabei will ich es allerdings umgekehrt machen, also die Songs den Sängern entgegen ihren bevorzugten Stilen zuzuschreiben. Das wird sehr interessant werden. Auch hätte ich sehr gerne mal eine oder zwei Sängerinnen mit dabei, nicht nur Männer. Dann ist schon sehr viel Material mit Carsten „Lizard“ Schulz und Lazarus Dream schon so gut wie fertig. Wenn es gut läuft, wird der Nachfolger zu „Alive“ noch nächstes Jahr fertig. Und zu guter Letzt gibt es immer noch Winterland, mit denen wir allerdings wieder zu den Wurzeln zurückkehren möchten, also weg von deutschsprachiger Musik zum Englischen!
Das ist ja eine ganze Menge, wobei wir genauer darüber reden, wenn es soweit ist. Okay, kommen wir zum letzten Punkt, und zwar ist das der einzige instrumentale Track auf „Inspirations“, nämlich „Timm Thalers Theme“…Leute in unserem Alter erinnern sich vielleicht noch an die Fernseh-Serie Ende der Siebziger mit Tommy Ohrner und Horst Frank. Was hat es damit denn auf sich?
Eigentlich bin ich auch überhaupt nicht der Instrumental-Typ, ich habe auch insgesamt nur zwei oder drei Instrumental-CDs im Schrank. Aber als ich auf den Retro-Trip mit Danny Vaughn, Zak Stevens und den anderen kam, bin ich recht schnell über die Musik von „Timm Thaler“ gestolpert, die ja von Christian Bruhns geschrieben wurde. Ich, als alter Gary Moore-Fan, habe sofort daran gedacht, wie diese Melodie klingen könnte, hätte sie Gary gespielt. So sehe ich diesen Song eher als Gary Moore Hommage im Stil von „The Loner“, als ein plumpes Cover-Stück, obwohl ich die Serie als Jugendlicher auch verschlungen habe!
Und wir hoffen, dass ganz viele Rock-Fans das Barnabas Sky-Album verschlingen werden!