Shouter Carl Sentance ist im Sommer 60 Jahre jung geworden und kann auf eine sehr ordentliche Karriere zurückblicken, die als Musical-Sänger bei „Jesus Christ Superstar“ oder „Judas“ in den Neunzigern Fahrt aufnahm, als Frontmann bei den Schweizern Krokus beschleunigte und, mit dem vorläufigen Höhepunkt als Nachfolger von Dan McCafferty bei Nazareth in die Zielgerade der jüngeren Vergangenheit einbog! Dazwischen hat der Brite aus Cardiff fast „nebenbei“ ein Soloalbum (2009 „Mind Doctor“) veröffentlicht, aber auch für und mit Don Airey (Deep Purple), Dario Mollo (u.a. Mollo/Martin) oder Geezer Butler (Black Sabbath) gearbeitet sowie mit seinem Projekt Persian Risk einige tolle Scheiben rausgehauen. Carl Sentance ist also alles andere als ein Nobody in der Rock-Szene.
Mit „Electric Eye“ kommt jetzt also ein neues Soloalbum von Carl Sentance, das mir vorweg gesagt, so richtig gut gefällt! Denn es spiegelt musikalisch genau das wider, wofür dieser Sänger mit seiner endgeilen Röhre schon immer stand. Nämlich melodische Rockmusik, die von hart bis zart alle Facetten abdeckt und, je nach dem, zum Mitwippen, Headbangen, Tanzen oder Träumen einlädt. Die zehn Lieder gestalten sich also höchst abwechslungsreich, wobei immer die Melodien passen. Da gibt es Nummern, die stilistisch knapp am Metal vorbeischrammen („Exile“) genauso wie coole Midtempo-Rocker (z.B. „Nervous Breakdown“-siehe Video) oder mit „Young Beggars“ eine mitreißende (Halb-) Ballade, bei der Carl stimmlich und stilistisch sogar Geoff Tate Konkurrenz machen kann. Was für ein geniales Stück Musik. Von mir aus könnte dieser Künstler also gerne durchaus öfter Solo-Platten machen.