Die Süddeutschen Brainstorm haben es doch glatt geschafft ihr „Midnight Ghost“ Album noch zu toppen. Wir sprachen per Videokonferenz mit einem wie immer sehr ehrlichen, aber auch gut gelaunten Frontmann Andy B. Franck!
Andy, euer Album hat ja ein Intro mit dem Titel „Chamber 13“ das habt ihr ja sicherlich nicht zufällig gewählt, oder?
Nein, wir spielen gerne mit den Albumzahlen! Das ist so ein Insider. Das 10. Album irgendwo unterbringen. Die 11 beim 11 und bei „Midnight Ghost“ die 12 bei der Uhr war offensichtlich. Jetzt war es so bei „Where Ravens Fly“, dass wir ein Intro davor haben wollten. Das Intro ist dann auch ausufernder geworden als gedacht. Aufgrund von der Länge her, es gibt halt Fans die direkt auf den Song wollen und nicht erst 1,5 Minuten Intro. Deshalb hat das Intro einen eigenen Titel bekommen den man dann wegdrücken kann. In Verbindung mit dem Titel und dem Horror, Gruselmotiv haben wir uns dann für „Chamber“ entschieden. Die Frage die sich dann stellten war nur ob wir es als Zahl oder ausschreiben sollen.
Mir ist direkt aufgefallen, ich bin da so ein Zahlenmensch – es ist immer die vier Minutenmarke, bis auf zweimal! War das so bewusst geplant?
Bei dem Album ist das eine ganz besondere Konstellation. Ich nehme da die eine oder andere Frage vorweg. Kennst mich ja! Das Thema ist: das Album war im Prinzip Januar / Februar 2020 fertig. Geplant war das wir im Mai / Juni mit Produzent Seeb ins Studio gehen um die Scheibe im Herbst zu veröffentlichen. Dann kam im März Corona und nichts war mehr erlaubt. Ehrlich gesagt war ich auch unglücklich mit vielen Gesangslinien und Arrangements. Das Verrückte an der ganzen Geschichte ist das wir die Corona Blase genutzt haben. Thorsten, kennst du das, wenn du so Standards machst die du gut kannst? Du willst dir was zum Essen zubereiten und du kannst dir Mühe geben und das schmeckt halt dann geil. Aber wenn du keinen Bock hast weißt du was in die Pfanne gehaut werden muss damit es der Standardsnack ist. Der schmeckt, du bist satt aber richtig geil ist es nicht. Ich hatte bei manchen Tracks das Gefühl mich zu verzetteln, zu viel gemacht zu haben. Dann habe ich mich mit Todde (Ihlenfeld – Gitarrist, Anmerkung des Verfassers) noch mal hingesetzt und etwas gemacht was ich noch nie getan habe! Ich habe alle Aufnahmen die ich gemacht habe komplett gelöscht. Dann haben wir die Lieder neu arrangiert. Mit diesem Cut, ich hatte die Songs dann drei, vier Wochen nicht gehört sind wir mit frischem Kopf wieder an das Album gegangen. Ich brauchte vorher vier, fünf Monate, nun war es nach vier, fünf Wochen fertig. Ein Ergebnis war: wir haben viel entschlackt. „Glory Disappears“ war in der Originalversion echt lange!
Jetzt sind es 3,49 Minuten!
Siehst Du! Der war sieben oder acht Minuten lang. Auf dem letzten Album hatten wir „Jean Boulais“ der war auch sehr lang. Aber der hatte diese Phasen die hat der gebracht. Da gab es keine Sekunde zum Kürzen. Bei „Glory Disappears“ haben wir es auf das Essentielle herunter gebrochen und waren überrascht das er so knackig herauskam. Jedes Nacharbeiten, auch das mit Seeb im Studio war es wert und hat den Liedern gutgetan. Corona war in dem Fall ein positiver Effekt für das Album.
Ihr habt nie eine schlechte Scheibe gemacht oder Verrisse bekommen. Ihr habt ja euren Stil und seid mit der „Midnight Ghost“ sehr steil gegangen, jetzt habt ihr mich überrascht und seid so frisch und knackig, die Thrashparts wechseln sich mit melodiösen Sachen ab und die Keys sind viel besser integriert und songdienlich.
Das hat auch viel mit der Zusammenarbeit mit Seeb zu tun. Alleine das Arbeiten an einem Song wie „Glory Disappears“ zeigt das! Wir haben unseren Stil nicht geändert sind aber doch neue Wege gegangen in Sachen Arrangement. Ich glaube deshalb haben „Midnight Ghost“ und „Wall Of Skulls“ diesen frischen Klang. Wenn du ein altes Album anhörst erkennst du die Band natürlich wieder. Aber alleine ohne auf den Sound achten zu müssen wirst du erkennen, dass dies die alten Brainstorm waren. Die Band hat sich in sich weiterentwickelt. Ich glaube was du gesagt hast, dass wir mit dem 13. Album überraschen können da kann man sehr stolz drauf sein und das sind wir auch!
Mir gefällt es auch, dass du als alter Bay Area Thrash Fan ein im Grund simples, aber geiles Lied wie „Turn Off The Light“ gemacht hast! Das ist ja auch eine Kunst.
Ich liebe diesen Song, auch wegen dem Gastgesang von Seeb! Der braucht auch nicht mehr! Der hat auch diese Hookline, „Turn Off The Light“, mach das Licht aus, fertig (lacht)! Dan muss in der Halle, wenn wir den live spielen das Licht aus sein, am Ende des Liedes muss es dann dunkeln sein (lacht)
Ihr habt auch ein paar richtige Melodic Metal Parts, auch mal recht cheesige Keys, was gut gegen die Thrash Vibes anstinkt, wobei dann „I The Deceiver“ alleine schon vom Titel schwer old school ist. Ist das ein Album mit der größten Abwechslung?
Ich denke, dass dieses Album die Brücke mehr schlägt zwischen den modernen Brainstorm und den alten mit Album wie „Metus Mortis“ oder „Ambiguity“. Das ist halt schon eine US-Metal / Thrash Ecke, wobei wir auch damals recht melodiöse Sachen dabeihatten. Wenn wir überhaupt was dran gedacht haben war das wir wollten halt nicht eine „Midnight Ghost“ Kopie abliefern, sondern eine Weiterführung. Wir haben soundtechnisch noch was geändert und auch die Spielwiese gefunden in der wir uns gut bewegen. Wir waren auch diszipliniert genug keine Kopie zu vom erfolgreichen, wenn nicht gar dem erfolgreichsten Brainstorm Album „Midnight Ghost“ zu machen!
Das Artwork ist ja auch mal was anderes. Das hat für mich schon Running Wild Vibes der 90er und natürlich Andreas Marschall Stilistik!
Das ist der gleiche wie beim letzten Mal – Gyula Havancsák. Das ist ein super Typ. Für mich der Coverkünstler im Moment überhaupt, der hat auch das aktuelle Accept Album gemacht. Er macht sehr viel und ist auch bisschen Fans von uns, er malt sensationell und er interpretiert unsere Sachen. Das Coole ist er geht den Schritt weiter! Ich bin ja Musiker, kein Maler. Er setzt unsere Ideen toll um und setzt noch einen drauf. Für ihn ist unsere Idee 50-70% und er sagt da geht noch viel mehr! Das kann ich mir in dem Moment nicht ausmalen was er da reininterpretiert. Das Cover ist auch was Besonderes. Es ist das 1. Mal das es nicht nach meinen Ideen gemacht wurde. Das hat auch mit den Gesangslinienproblemen zu tun. Ich hatte letztens Frühjahr wie man bei Schriftstellern sagen würde eine Blockade. Wir hatten schon 2019 angefangen, das wurde aber nicht gut. Das ist wie beim Kochen, wenn du irgendwas kochst und es schmeckt nicht, egal was du da dran haust! Kennst du das? Verschlimmbessern nenne ich das! Es wird dann nicht das Essen was du willst. Ich hatte dann mit Todde eine Aussprache und der hatte einen ganz anderen Ansatz. Der Guyla war da recht geschockt, ich habe mich dann rausgehalten. Ich habe eine Skizze gesehen, da war ich geschockt, habe anber nichts gesagt und am Ende ist doch ein tolles Artwork herausgekommen!
Das kann sich auch sehen lassen! Es ist ja auch ein Album wo es denn Titelsong nicht als Lied gibt? Was wolltet ihr denn ausdrücken!
Das gibt es bei uns ja öfters! (lacht). Das hat eine doppelte Bedeutung, das gibt es ja in Südamerika wo damals eine „Wall Of Skulls“ aus Steine die wie Totenköpfe aussehen. Das Ganze war aber Anstoß genug die allgemeine Lage in der Welt die ja nicht erst seit heute so ist, sondern seit Jahren zu betrachten. Grenzen verschieben sich, es ist dauernd irgendwo Krieg. Das eine Welt sich aus Kriegen entwickelt, dass die Welt ohne Krieg, Zerstörung, Mord und Totschlag wohl nicht existieren kann! Alles nichts Neues, haben andere Bands schon 100.000 Mal besungen, das ist klar. Mir ging es einfach durch diese Wand zu zeigen was sich an Grausamkeit aufbaut. Da wurden ja auch imaginäre Mauern aufgebaut, siehe Naher Osten Israel gegen Palästina. Das läuft seit Generationen, jeder hat da schon mal jemand verloren. Die müsste man einreißen und wenn man diese nicht einreißt, passiert noch etwas schlimmeres wie man am Artwork dann sieht.
Wir hoffen auf bessere Zeiten in 2022!