Der Schweden Fünfer WOMBBATH meldet sich pünktlich zum Jahreswechsel noch mal zu Wort und präsentiert dabei ihr sechstes Werk ‚Agma‘. Dabei handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine ausgiebige Vollbedienung. Sechzehn (!) Songs mit über siebzig Minuten Spielzeit gibt es in der Größenordnung nicht all zu häufig. Schnell stellt sich die Frage ob hier Masse anstatt Klasse zusammengetragen wurde ? Doch WOMBBATH zerstreuen diesen Gedanken schon mit dem ersten Leckerbissen “ The Law of Everything“ direkt aus dem Herzen der alten Todesblei-Küche. Das was von Frontmann Jonny Petterson an Gesangseinlagen zu vernehmen ist, klingt druckvoll und transportiert dabei den Spirit des gekonnten Growlings nahezu perfekt. Das Quintett geht mit einem variable Tempo ans Werk und baut ihr gewohntes melodisches Soundgerüst mit ein, was bereits erfolgreich auf den vorherigen Alben praktiziert wurde. Wenn man denkt, das nach diesem starken Auftakt es keine Steigerung gibt, sollte sich die nachfolgende Abrissbirne „At the Giant’s Feet“ geben. Dieser Track bricht eine energiegeladene Raserei los, welcher mit etlichen Blastbeats ausgestattet ist. Bei diesem gekonnten Geprügel wird eisern an ihrem melodischen Erfolgskonzept festhalten. Diese Wucht in Tüten, hat mit den packenden chorähnlichen Cleangesang den Überraschungsmoment auf seiner Seite und gehört damit schon zu den frühen Zeitpunkt zu den Highlights des aktuellen Albums.
Etwas bedächtiger nimmt „The Seventh Seal“ anfangs etwas Druck vom Kessel, ohne kraftlos zu wirken. Nachdem die Schlagzahl erhöht wurde, pendelt sich dieser Track im Midtempoumfeld ein. Von der Spielweise erinnert es stellenweise an die Jungs von CANNIBAL CORPSE. Eine schöne Nummer, die allerdings mit dem grandiosen Auftakt nicht ganz mithalten kann. Auch „Inquisition Reborn“ verfügt über ausgetüftelte Parts und stellt eine abgezockte Art da. Hier stößt man erneut auf den chorähnlichen Cleangesang. Schön anzuhören, doch wenn man bedenkt, das noch zwölf Songs zu gehen sind, greift das Sprichwort: Zuviele Köche verderben den berühmten Brei ! Nun wird es mit „Blindly They Follow“ ungemütlich. Ein wahres Blastbeat-Unwetter bricht ohne Vorankündigung herein und mündet dabei in eine wüste Stampferei, die nichts an Geschwindigkeit einbüßt. Das Gitarrensolo im Heavy Metal Stil klingt etwas eigensinnig, passt aber irgendwie im Nach hinein doch. Verlief das bisherige Growling in gemäßigten Bahnen, schert Jonny mit seinem Screaminganfall auf ein eigenes Territorium aus. Ein gesanglicher Ausflug, der für individuelle Abwechslung sorgt. „A World of Destruction“ kommt einer schleppende Bedrohung gleich, die nur auf den richtigen Moment wartet, um zuzuschlagen. Das Teil stampft unbeirrt vorwärts, und lässt sogar das melodische Riffing in einem wehmütigen Licht erscheinen.
Sechs Jahre nach dem WOMBBATH auf ihrem „Downfall Rinsing“ Album mit dem Track „Under apokalypsens svarta vingar“ eine schwedischsprachige Songpremiere gefeiert haben, wird nun mit „Misantropi och förakt“ kurz vor der Halbzeit von „Agma“ nachgelegt. Eine wütende Nummer mit schön schleifenden Riffeinheiten versehen, die zur Abwechslung auch atmosphärische Klänge im Angebot hat. Zünftiges Geholze mit der obligatorischen Rythmusgitarre im stampfenden Midtempo Manier hält der nachfolgende Track „Breathe in the Flames“ parat. Dabei probiert sich die Band mit psychedelisch gelagerten Einlagen, die dem eigenen Konstrukt einen neuen Blickwinkel verleihen. Dieser Mut zum Risiko gefällt. Auch bei „The Age of Death“ gelingt den Quintett ein kleiner Überraschungscoup. Gevatter Tod persönlich hat seinen Geigenkasten geöffnet und lässt nun seine schaurig schöne Melodien erklingen. Der schleppenden Stil wirkt dabei äußerst fett. Selbst das Gitarrensolo kommt dabei fast harmonisch um die Ecke. Diese vertonten fünf Minuten gehören auf jeden Fall in einer zukünftiges Liveset.
Ein richtiges Death Metal Album aus Schweden ohne die HM2 Kettensägen Einsätze ist nur die halbe Miete. Zum Glück sind die kreischenden Einlagen für „Oh Fire of Hate“ reserviert. Genau diese Elchtodmelodien sind es, was den süchtig machenden Spirit seit Jahrzehnten prägt. „In Decay They Shall All Fester“ lässt einen mit einer psychischen Spielerei gehetzt den Angstschweiß auf die Stirn treiben, ehe die gewohnten Klänge einen in Sicherheit wiegen lassen. Da nimmt man den eiternden Verfall fast schon billigend in Kauf. Während viele Alben von der durchschnittlichen Gesamtspielzeit her nach vierzig Minuten die Segel streichen, haben die fünf Schweden noch lange nicht genug. „Divine Pain“ reiht sich in die abholzende Brigade ein, die für jede Menge Zunder sorgt. Dabei pflegen WOMBBATH stehts ihren Stiefel aus klassischen Death Metal mit der eigenen melodischen Kante.
„The Dead and the Dying“ ist eine aufbrausende Abrissbirne, die sich nahtlos mit den anderen fünfzehn Tracks bestens ergänzt. Das Zusammenspiel lässt einen mit der Zunge schnalzen und auch zu dem jetzigen Zeitpunkt ist man weit von aufkommender Langeweile entfernt. „Departure from the Light“ entzündet die ENTOMBED Flamme und prescht dabei im bester Midtempo-Manier durch den Track. Hier gefallen die Jonny Petterson Vocals und geben dem Track eine besondere Würze. Die schleppende Atmosphäre wird noch on Top gesetzt und auch an dieser Stelle lässt sich sagen, das der Track in bestem Liveformat geschrieben wurde. Zeit um die Repeattaste zu drücken. Irgendwie sucht man ständig nach irgendwelchen Ausfällen oder Schwachstellen auf einem Album. Bis jetzt ist das gehörte Material feinster Death Metal aus dem IKEA Land. Und auch die knappen fünf Minuten „Scorned Existence“ reiht sich ohne Manko in diese Feststellung mit ein. Zwischen Einsätzen des Wimmerholzes wird durchweg galoppiert. Bei dem Dauerfeuer halten WOMBBATH stehts die Balance, nicht mit ihrem Soundgerüst nach hinten über zu kippen. Bei dem Grande Finale darf noch mal gut fünf Minuten lang die Nackenmuskelatur trainiert werden. Mit bedrohlichen Refrainparts mit fiesem Cleangesang intus wird zum Schluss ordentlich am Tempo geschraubt. So eindrucksvoll preschen WOMBBATH über die Ziellinie.