An den Ufern des Vänern, dem größten See in Schweden, liegt der Ort Vänersborg. Hier hat sich vor rund zehn Jahren ein Trio formiert, welches ihrer Leidenschaft gemeinsam ein Gesicht verliehen werden sollte. In den ersten vier Jahren wurde unter dem Bandnamen SERPENT zwei Alben produziert und herausgebracht. 2016 entschied sich die Band zu einem Namenswechsel. Maßgeblich trug der Titel der zweiten und zugleich letzten Full-Length Veröffentlichung „Necromant“ zu der Namensfindung mit bei. Seit dem läuft das Dreigestirn unter der NEKROMANT Flagge. Wer bei dem gewählten Bandnamen in Verbindung mit den skandinavischen Breitengraden nun an düsterschwarze Kompositionen aus dem Lager des Black oder Death Metal denkt, sollte die Klischee Brille direkt absetzen und beiseite packen. Von diesen extremen Camp sind NEKROMANT meilenweit entfernt.
Mit der aktuelle Platte „Temple Of Haal“ wird die prunkvolle Doppeltür geöffnet, welche den Zugang zu dem Heldensaal der Musikgeschichte ermöglicht. Dort eingetreten nehmen die drei Schweden nicht nur an der Tafel des Heavy Metal und Doom Metal platz, sondern lassen sich intensiv von den Urvätern wie BLACK SABBATH oder PENTAGRAM inspirieren. Das Ergebnis spiegelt sich in einer erfrischenden Art und Weise in den neun neuen Songs wieder. Auch wenn über allem oberflächlich der Begräbnisspirit schwebt, schaffen es NEKROMANT eine eigene belebende Art und Weise einfließen zu lassen. Nicht unwesentlich zu dieser rockigen Stimmung trägt Bassist und Frontmann Mattias Ottosson mit bei. Ohne großartige Growling- oder Screamexperimente bleibt er seinem Cleangesang treu und liefert dabei eine sehr ausgebuffte Gesangsleistung ab.
Schon zu Beginn merkt man, das NEKROMANT auf harmonisches Riffing sehr viel Wert legt. Dadurch werden die Songs stetig vorangetrieben und erhalten auf diesem Wege viel Kraft und Dynamik. Dieses zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Spielzeit. Dank der großartigen Behandlung der Gitarrenseiten bei „Nekrolith“ oder „Hackle Klint“ drängen einen die Gedanken ungewollt zu den britischen eisernen Jungfrauen ohne dabei abgekupfert zu wirken. Fast schon schleichend gleiten die schönen Ruhepole in die Songstruktur beständig mit ein, wie es unter anderem bei „Olorin’s Song“ oder dem akustischen Zwischenspiel „Vaenir Dreams“ besonders gut zur Geltung kommt. Durch den erschaffenden Spielraum und die damit verbundene Zeit entfalten sich die vorherrschenden Riffs mit ihren ausschweifenden Solis zu einem abwechslungsreichen großartigen Gitarrenalbum.