Oh, tatsächlich ein neues Jethro Tull-Studioalbum? Klasse, vor allem wenn ich bedenke, dass das letzte wirkliche Lebenszeichen mit neuen Songs der Band um Querflöten-Spieler, Multi-Instrumentalist und Frontmann Ian Anderson eigentlich ein Soloalbum mit dem Titel „Homo Erraticus“ aus dem Jahr 2014 war. Ein Umstand, der dem Ausstieg des ehemaligen kongenialen Partner an der Gitarre Andersons, Martin Barre, 2012 geschuldet war, der ja anfangs noch seinen eigenen Tull-Ableger gründete, allerdings nicht so erfolgreich wie Ian Anderson es auch tat. So ist das wenn sich zwei geniale Köpfe nicht mehr verstehen, so ähnlich war das damals ja auch bei Barcley James Harvest.
Okay, das neue Tull-Album trägt also den Titel „The Zealot Gene“ und das Cover zeigt den mittlerweile 74-jährigen Anderson in schwarz-weißer Nahaufnahme. Ich finde, er sieht immer noch verdammt fit aus. Und musikalisch bekommen seine vielen Fans genau das geboten, was sie von ihm gewohnt sind und ganz bestimmt auch erwarten können. Textlich orientieren sich die 12 neuen Kompositionen an Geschichten aus der Bibel, es ist also eine Art Konzept-Album. Dabei ist die berühmte Querflöte allgegenwärtig und gibt dem Sound das Alleinstellungs-Merkmal von Ian Anderson und somit von Jethro Tull. Die Songs sind alle sehr melodisch und mit nur leichten progressiven Elementen, dafür mit vielen Folk-Anteilen durchzogen, trotz vieler akustischer Instrumenten wie einem Akkordeon und Blockflöten bei „Sad City Sisters“ opulent orchestriert und es ist somit von Anfang an sofort zu erkennen, wer hier singt und musiziert. Seien wir doch mal ehrlich, wer kennt die anderen beteiligten Musiker schon namentlich, auch wenn sie allesamt höchst kompetent sind? Aber das ist bei anderen Bands mit einem deart charismatischen Frontmann auch nicht anders…und ist auch nicht wirklich wichtig, oder? So freue ich mich wirklich über ein schönes Folk-Rock-Album einer Kult-Band, deren Musik ich seit vielen Jahren sehr schätze, obwohl Jehtro Tull nicht mehr die Gitarren-lastige Härte bringen wie in den 80er und 90er Jahren. Manche würden „The Zealot Gene“ deshalb vielleicht als Alters-Werk bezeichnen.