Seit neunzehn Jahren sind ABYSMAL DAWN im Geschäft und dürften mittlerweile zu den etablierten Bands des Death Metal zählen. Beständig hat das Quartett von der Westküste der USA ihre mörderischen Werke abgeliefert. Doch im diesem Jahr ergibt sich eine Art Premiere. Ist die Band bisher ohne eine Extended Play ausgekommen, taucht nun zum ersten Mal mit „Nightmare Frontier“ das erste Mini-Album in der Discographie auf. Ganze sechs Jahre sind nach der großartigen „Obsolescence“ Veröffentlichung (2014) ins Land gezogen, ohne das von den Jungs auch nur im Ansatz etwas Neues heraus gebracht wurde.
Dafür hat die fünfte Platte „Phylogenesis“ (2020) sowie die CANDLEMASS Coversingle „Bewitched“ im selben Jahr für etwas Entschädigung gesorgt. Genau dieser Hit der schwedischen Epic-Doom-Metaller hat es ABYSMAL DAWN schwer angetan, da die Nummer als Bonustrack auf „Nightmare Frontier“ wiederzufinden ist. Wo ansonsten die blutige Klinge des Death Metal bei den vier Amis sehr locker sitzt und für beständiges Gemetzel sorgt, ist die eingespielte Kopie von „Bewitched“ eine starke vorgetragene Ausklang der ersten EP. Somit ist das Sahnehäubchen dieser Veröffentlichung vorweg serviert worden, doch das beste kommt bekanntermaßen zum Schluss. Zuvor gibt es ein ordentlich Pfund Gehacktes. Anstelle einer Fortsetzung ihrer bisherigen Werke fungiert „Nightmare Frontier“ als Weiterentwicklung auf dem nächsten Level.
Das was einem durch die Gehörgänge gejagd wird, zeigt viel Spielfreude, welche es zu verarbeiten gilt. Das Ergebnis davon ist etwas, das sowohl vernichtend schwer als auch melodisch umwerfend ist. Dabei probiert sich das Quartett in leicht progressiven und eufonischen Gefilden aus. Mit dem ersten Track „A Nightmare Slain“ pendelt sich zwischen rasenden Riffs und technischen Raffinessen ein. Dieser Track zeigt, warum ABYSMAL DAWN sich ihre Zeit genommen haben, um an hochwertigen Death Metal ausgiebig zu feilen. Nachfolgend lässt „Blacken The Sky“ nicht nach, ihren gebündelten Angriff fortzusetzen. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk erklingen die reibeisengleichen Vocals von Frontmann Charles Elliott, welches wie das Salz in der Suppe nicht fehlen darf. Dabei schwingt das melodische Riffing aus und entwickelt sich zu einem belebenden Element.
Bevor es zu dem beschriebenen Coversong kommt, haben die Vier noch die letzte eigene Konfrontation mit dem Titel „Behind Space“ gesetzt. Auch hier setzt es dreieinhalb Minuten ein Satz heiße Ohren. Mit modern gehaltenen Passagen gibt es eine dritte und letzte wütende Prügelorgie, die dabei standesgemäß nicht auf melodische Absätze verzichtet. Behalten ABYSMAL DAWN diese inspirierenden Songideen bei, wird das Warten auf die nächste hoffentlich nicht zu lange dauern.