Keine vier Jahre ist es her, dass die finnischen Melodic Death Metal Champions AMORPHIS ihr Album „Queen Of Time“ veröffentlichten. Nun steht mit „Halo“ bereits der Nachfolger in den Startlöchern. Beziehungsweise setzt die Scheibe schon zum Sprint an, schließlich schläft die Konkurrenz nicht und gerade die Landsleute von OMNIUM GATHERUM wie auch INSOMNIUM haben in den letzten Jahren neues Futter veröffentlicht.
Und anscheinend haben sich die Herren von AMORPHIS die Kritik vom letzten Album zu Herzen genommen. War „Queen Of Time“ deutlich verschachtelter und progressiver, geht es auf „Halo“ ein ganzes Stück gradliniger zur Sache. Wobei diese Aussage immer im Kontext zum AMORPHIS Kosmos gesehen werden muss. So ist der Einstieg „Northwards“ schon am Wenigsten als eingängig zu bezeichnen. So straight der Beginn auch ausfällt, an Ende gibt es Tempi Wechsel, eine Hammond Orgel und Chöre zu Hören.
Im Gegensatz dazu ist das nachfolgende Stück „On The Dark Waters“ schon fast ein gradliniger Knaller. Um das gesamte Spektrum der Finnen abzurunden kommt als drittes die Single Auskopplung „The Moon“, das fast durchgehend von Tomi Joutsens Klargesang dominiert wird.
Anschliessend folgt mit „Windmane“ eine Art Rückfall in sehr experimentelle und progressive Zeiten. Erst nach knapp drei Minuten geht der Song in einen klaren Takt über, vorher fällt es wirklich schwer irgendwie in den Song reinzukommen.
Es geht abwechslungsreich weiter, wobei die AMORPHIS-typischen Trademarks (abwechselnder Gesang, dominantes Keyboard, eingängige und griffige Gitarrenriffs) immer wieder klar im Vordergrund stehen. Allerdings empfinde ich dass die Skandinavier generell wieder etwas „härter“ zur Sache gehen. Gutes Beispiel hierfür ist der Titel „A New Land“. Zwar gibt es gesangliche Unterstützung im Refrain von einer weiblichen Stimme und durch den leicht orientalischen Touch hätte dieser Song auch auf „Queen Of Time“ gepasst, aber die Gitarren und das Schlagzeug geben hier ganz klar den Ton an!
Ähnlich gediegen geht es mit „When The Gods Came“, „Seven Roads Come Together“ und „War“ weiter, alles klare Favoriten für die nächste Live Setlist. Mit dem Titeltrack „Halo“ wird das Ende der Scheibe so langsam eingeläutet, und erstaunlicherweise geht AMORPHIS hier ein wenig die Luft aus. „Halo“ klingt recht beliebig und austauschbar, „The Wolf“ versucht sich wieder etwas mehr auf der härteren Schiene, kann aber mich leider nicht überzeugen. „My Name Is Night“ ist ein echter Rausschmeißer, leider ist das nicht positiv gemeint. Melancholie ist ja gut und schön, und kann in entsprechender Verbindung mit elektrischen Gitarren auch verdammt gut klingen. „My Name Is Night“ klingt aber wie eine auf dem Reißbrett entworfene Ballade, mit weiblichem Gesang versehen und einer sehr gewöhnungsbedürftigen Wendung am Ende des Refrains.
Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau, hinterlässt aber einen leicht faden Beigeschmack, da der Rest von „Halo“ absolut überzeugt und AMORPHIS in einem sehr starken Licht erstrahlen lässt.
Da die Finnen kontinuierlich starke Alben abliefern darf und sollte diese Kritik aber nicht verschwiegen werden. Und dass AMORPHIS mit ihrem neuen Album weiter auf dem Thron des Melodic Death Metal sitzen steht für mich auch völlig außer Frage. Der Sound ist richtig stark, alle Instrumente kommen voll zur Geltung und die Songs ballern wuchtig wie auch akzentuiert aus den Boxen.
„Halo“ ist die logische Weiterentwicklung einer absoluten Ausnahme Band. Man nimmt wieder etwas mehr metallische Härte mit rein und verkneift sich all zu progressive Frickeleien. Dadurch entstanden ist ein verdammt starkes Album, dass lediglich das schwächelnde Ende die Höchstwertung verhindert.
AMORPHIS – HALO
Fazit
AMORPHIS liefern (mal wieder!) ganz stark ab!