Mit „A Funeral For The World“ ließen SANHEDRIN vor ein paar Jahren die Szene aufhorchen, denn so innovativ war schon lange keine Band mehr mit ihrem Debüt um die Ecke gekommen. Stilistisch kaum einzuordnen setzte man sich gekonnt von der Gilde der „Neuen Wilden“ wie TRAVELER, VISIGOTH oder ETERNAL CHAMPION ab, da die Band viel mehr zu geben hatte. Neben der musikalischen Vielfältigkeit überzeugt der Dreier aus New York mit Erica Stoltz am Mikrofon, die mit ihrer variablen Stimme jedem Song seine eigene Identität verleiht. Mal sanft und verträumt, dann aber hart und unbeugsam im Ausdruck, erschafft sie eine außergewöhnliche Leistung, bedenkt man, dass sie live noch den Bass bedient. Trotz aller Einschränkungen, unter denen gerade die Menschen in New York in Corona-Zeiten zu leiden hatten, verlief das Songwriting am Ende doch so, dass die Fans mit dem dritten Album hochzufrieden sein werden.
Kommen wir zur Aktualität. „Change Takes Forever“ ist vielleicht der typischste SANHEDRIN-Song auf dem neuen Album „Lights On“. Straight nach vorne gespielt, unschlagbarer Refrain und eine geniale Melodieführung. Das Ganze wird angetrieben von einem wuchtigen Schlagzeug und befeuert von der wunderbar singenden Gitarre von Jeremy Sosville, die sich allerdings zumeist dem Rhythmus beugen muss, da ein Trio eben nur einen Gitarristen im Aufgebot hat. Von dieser metallischen Norm entfernt sich die Band dann immer wieder wohltuend, ohne jemals zu verleugnen SANHEDRIN zu sein. Der Einstieg „Correction“ ist ein beinharter Metal-Song, wohingegen „Code Blue“ eine innovativ, verträumte Hinwendung an die 70er darstellt, mit einer wohltuend warmen Gitarre, die sich schleichend in die Seele des Hörers spielt. Keine Sekunde ist nutzlos und der Refrain entfaltet schnell eine hypnotische Wirkung, die von der erhabenen Stimme Ericas forciert wird. Einfach nur großartig. Auch die Doom-Anhänger werden mit „Hero’s End“ bestens bedient. Diese dunkle Facette von SANHEDRIN füllt die Band mit viel Melancholie und düsterer Heaviness ebenfalls bestens aus und verschafft sich und den Fans ein kurzes inne halten, bevor zum Schluss der Scheibe „Death Is A Door“ noch einmal typische SANHEDRIN-DNA darstellt und sich nahtlos neben das erstgenannte „Change Takes Forever“ stellt.
Das Trio aus Brooklyn rechtfertigt seinen Wechsel von Cruz Del Sur zu Metal Blade mit jeder Sekunde dieses überragenden Albums, das durch die gezielte Unterstützung der Plattenfirma und die dadurch breitere Aufmerksamkeit SANHEDRIN den weltweiten Durchbruch ermöglichen sollte. Musikalisch in einer eigenen Liga agierend, entfaltet „Lights On“ die gleiche, hypnotische Wirkung wie seine beiden Vorgänger. Überragendes Werk!