The Dogs – Das Äußere kann täuschen!

Manchmal frage ich mich, wieso eine Band, die in ihrem Heimatland sehr erfolgreich ist, woanders kaum ein Bein an die Erde bringt. So ist das auch im Falle von The Dogs, die in Norwegen (fast) jedes Kind kennt und die in Skandinavien schon gut 1000 Nasen pro Auftritt anlocken. In Deutschland, Frankreich oder England fristet der Sechser leider (noch) ein Nischen-Dasein, oder anders gesagt: Underground pur. Dabei bringt die Combo mit ihrem charismatischen Frontmann Kristopher Schau verdammt viel mit was allein Konzept, Musik, Vermarktung und Show angeht. Dazu könnt ihr bei Interesse mehr in unserem Review zur aktuellen Platte „El Verdugo“ lesen. Ich konnte mich jedenfalls mit dem irre sympathischen Hunde-Vorsteher Kristopher Schau unterhalten, der mit einigen Schubladen-Gedanken kräftig aufräumt.

Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine und diesem sinnlosen Krieg fällt es mir natürlich etwas schwer, über letzten Endes so banale Dinge wie Musik zu sprechen. Wie siehst du das eigentlich, haben Rockgruppen nicht auch eine gewisse Pflicht, so schreckliche Dinge anzuprangern oder sind die Musik mehr für eine willkommene Abwechslung und Zerstreuung zuständig?

Also ich kann ja nur für mich sprechen, aber ja, sehr sehr schlimm was da zurzeit in Europa abgeht. Nun zu deiner Frage: Ich glaube, dass Musik nicht viel ausrichten kann, wenn es um politische Themen geht. Ich finde es allerdings prima, wenn Leute Texte mit politischen Themen verfassen und für ihre Meinung stehen, ich selbst habe auch ein paar Songs geschrieben. Aber man muss dabei beachten, dass verschiedene Menschen auch verschiedene Meinungen über diese Themen haben. Musik kann Menschen miteinander verbinden, aber leider wird sie am Weltgeschehen und an den Folgen wie an denen der aktuellen Ereignisse nichts ausrichten können, so traurig das auch ist.

Du bist in Norwegen ein vielbeschäftigter Mensch, bist Komiker, arbeitest als Moderator im Fernsehen oder schreibst selbst Texte in Zeitschriften. Welchen Stellenwert nimmt da die Musik ein?

Musik ist für die gesamte Band reines Hobby, wir haben alle wie du bereits bei mir angedeutet hast andere Berufe, mit denen wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Dass es bei mir verwandte Berufe sind, ist vielleicht Zufall. Jedenfalls bin ich jetzt mittlerweile 51 Jahre alt und lebe diesen Traum als Musiker mein Geld zu verdienen seit ich 15 war! Jetzt läuft mir also langsam die Zeit weg, aber wir sind noch sehr weit davon entfernt, mit der Band etwas Geld zu verdienen. Aber die Hoffnung bleibt und wenn mich die ganzen Jahre nicht abhalten konnten, Musik zu machen, dann kann mich wirklich nichts davon abhalten, es weiter zu versuchen!

Ich habe im Internet gesehen, dass ihr, wie auf dem neuen Cover-Artwork auch, auch live in Priester-Hemden auf der Bühne steht. Dazu jetzt das provozierende, evtl. leicht verstörende Cover, das ich gar nicht richtig einordnen kann. Was bezweckt ihr damit, ist es Kritik an der katholischen Kirche wegen der ganzen Skandale oder einfach nur Provokation?

Findest du wirklich, dass wir aussehen wie katholische Priester? Das ist das verrückteste, was ich lange gehört habe, völlig abgedreht, haha!! Ehrlich, wenn du das in uns siehst, dann soll es einfach so sein, da haben wir nichts dagegen. Gut, vielleicht ist das, was wir auf der Bühne darstellen und das Cover verbunden mit dem Titel das Ergebnis unserer kindlichen Alpträume.  „El Verdugo“ soll einfach einen unheimlichen Sinn vermitteln, denn wir haben in einigen Songs okkulte Themen in den Texten und wollten das damit zum Ausdruck bringen bzw. den Hörern vermitteln. Was das Cover angeht wollten wir eine alte Dame mit einer Henkers-Maske, um das Ende zu symbolisieren. Ich hoffe, dass sie es gut überstanden hat und überlebt hat, haha, habe aber gehört, dass sie noch bei bester Gesundheit sein soll.

Das nenn ich mal Humor, vielen Dank für die Aufklärung! Bist du selbst allein für Musik und Texte verantwortlich? Schließlich sind eine ganze Menge von musikalischen Einflüssen bei euch hörbar, von Rock`n Roll über Punk bis hin zu Folk und Metal.

Nein, ich schreibe zwar die meisten Texte, aber die Musik ist eine Gemeinschafts-Produktion und somit Band-Sache. Wir hören alle die verschiedensten Genres, deshalb kommt wahrscheinlich das heraus, was die Musik von The Dogs ausmacht. Ich selber höre am liebsten die Ramones, Taylor Swift und Sugus, eine italienische Gruppe.

Ich muss dir gestehen, dass ich vorher noch nie von euch gehört habe, bitte verzeih` mir das! Dabei geht ihr schon besondere Wege mit der Vermarktung. Ich denke da vor allem an die Tatsache, jedes Jahr zur gleichen Zeit ein neues Album zu veröffentlichen oder die Aktion vor ein paar Jahren, dass ihr über 50 kg schwere Gullideckel mit dem Band-Schriftzug verkauft habt. Das nenne ich mal clever!

Gar kein Problem, das bin ich gewohnt, dass uns außerhalb Norwegens kaum jemand kennt. Ja, das mit der Vermarktung ist bei uns so eine Sache. Weißt du, wir sind in mentalen Dingen ein wenig beschränkt, aber da ist dieser verrückte Junge, der total bekloppte Ideen hat und sich in geschäftlichen Dingen verdammt gut auskennt. Er ist wirklich ein bisschen durchgedreht, aber super nett und hat wie gesagt viel Ahnung in Sachen Marketing-Strategien! Als wir ihn kennenlernten, mochten wir ihn so sehr, dass wir ihn sogar in die Band aufgenommen haben! Wenn wir nicht mehr weiterwissen, fragen wir ihn einfach, er hat immer eine gute Idee, haha!

Verstehe, sehr gut! Ich komme schon zu meiner letzten Frage: Es scheint ja langsam wieder loszugehen bei uns mit Auftritten, wenn es sich auch noch etwas hinzieht. Wie sieht es bei euch in Norwegen mit Konzerten aus? Ich habe auf eurer Homepage gelesen, dass ihr bald auch für zwei Gigs nach Deutschland kommen wollt, korrekt?

Stimmt genau, bei uns hält aktuell wieder die Normalität Einzug. Kommendes Wochenende gehen wir schon hier auf Tour und im April wollen wir auch bei euch spielen. Wir sind da mit einer Hip-Hop Band unterwegs, die GBZ heißt. Die sind genau wie wir etwas schräg unterwegs, wenn auch musikalisch total anders, aber nette Jungs!

Dann wünschen wir euch viel Spaß auf der Tour und dass sich auch der Erfolg außerhalb Skandinaviens für euch rasch einstellt! Und ihr könnt ja die Hip Hopper auf der Bühne zum Spaß hinrichten…Alice Cooper hat es ja vorgemacht, wie sowas ohne bleibende Schäden funktioniert!

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Die Melodie muss stimmen!