Wenn ich an die schöne norddeutsche Stadt Bad Schwartau denke, kommt mir natürlich zuerst Konfitüre in den Sinn, eventuell noch guter Handball hinterher. Bands aus der Lübecker Nachbarschaft kannte ich bisher jedoch noch nicht. Das Quartett Jack Pott (schönes Wortspiel!) stammt aber eben aus Bad Schwartau und veröffentlicht nach einer Probe-EP nun ihr Debütalbum mit dem hintergründigen Titel „Bomben Über Disneyland“. Das passt natürlich momentan überhaupt nicht zum Krieg in der Ukraine und nicht wenige werden vielleicht denken, dass allein das Wort Bomben mit dementsprechenden Cover-Motiv kriegsverherrlichend sei. Aber über dieses Thema hat mein Kollege Thorsten Dietrich bei seiner Sabaton-Rezi genügend kluge Worte gefunden. Und eines kann ich euch vorweg garantieren: Kriegsverherrlichend ist bei dieser jungen Band und ihrer Musik rein gar nichts! Wer genau hinsieht, wird es an den Micky Mouse-Ohren an der mittleren Bombe auf dem Cover erkennen und darin vielleicht sogar eine gewisse Ironie entdecken. Ganz gemäß dem Motto „Make Music, Not War“, um nebenbei auf das aktuelle Eröffnungsfoto unserer Facebook-Startseite hinzuweisen.
Jack Pott haben Deutschrock mit Pop-und Punk-Einflüssen auf dem Zettel, der mal mit witzigen, mal mit leicht sozialkritischen Texten garniert ist. Eine kleine Schwäche ist für mich das in etwa gleichbleibende Tempo der Songs, was häufig jedoch mit einer gewissen Hit-Attitüde wettgemacht wird. Denn Lieder wie „Am Ende Meiner Leitung“, „Urlaub Auf Meinem Balkon“ oder „So Indie“ könnte ich mir sogar wunderbar im Radio vorstellen. Die Melodien bleiben im Ohr und die Texte sind oft lustig bis harmlos bzw. ein wenig sozialkritisch, wie beim eröffnenden Titelsong der soziale Druck für junge Leute beleuchtet wird. „WTS“ (Abkürzung für Wir Tanzen Scheiße!!) vermischt gekonnt Punk mit Neuer Deutscher Welle, auf jeden Fall für mich eines der Höhepunkte der Platte als Rausschmeißer. Bei „Karstadt“ handelt es sich um eine Hommage an alle Verkäufer(-innen), die von dämlichen Kunden blöd angemacht werden und die deshalb oft einen harten Job haben. Die Stimme des Sängers ist echt okay, Brüllen oder Schreien muss er nicht, um sich Gehör zu verschaffen. Musik zum Träumen in Form einer Ballade gibt es aber nicht, der Schuss (Anti-)Romantik bei „Urlaub Auf Meinem Balkon“ oder „Ohne Dich“ muss reichen. Die Band orientiert sich musikalisch wie textlich mehr an den Ärzten als an den Toten Hosen, jedoch ist eine gewisse Eigenständigkeit auch nicht von der Hand zu weisen!
So gestalten sich Band und Musik für meine Ohren sehr sympathisch, für ein Debüt sogar überraschend stark. Das liegt dann ganz bestimmt auch an der sehr guten Produktion!