Etwas mehr als ein Jahr ist es her, das ASTRAL TOMB mit ihrer EP „Degradation Of Human Consciousness“ für wenig Aufsehen gesorgt hat. Nun liegt die erste Langrille des jungen Trios aus Denver (Colorado) mit dem Titel „Soulgazer“ vor. Der erste optische Eindruck des Artwork im fantasievollen Farbenspiel lässt die Vermutung offen, das es sich normalerweise um eine Kapelle aus dem Sektor der progressiven Ecke stammt bzw im Heavy Metal oder Power Metal angesiedelt ist. Doch hinter dieser kosmischen Fassade lauert der Tod. Zumindest wird das Death Metal Genre auf dem Beipackzettel erwähnt. Mit insgesamt fünf Tracks und einer Spielzeit von glatten siebenunddreißig Minuten wagen sich die drei Jungspunde aus der sicheren Deckung, um sich ihren Ruhm auf dem blutigen Schlachtfeld zu verdienen. Doch einen heimtückischen Krieg zu gewinnen, dazu ist eine gut durchdachte und taktische Vorbereitung die halbe Miete.
Anscheinend hat ASTRAL TOMB aus ihrem letztjährigen Desaster in Punkto der Ausnahmequalität dazu gelernt. Klar und deutlich kommen die einzelnen Instrumente zur Geltung und auch die Vocals von Frontmann M. Schrock gehen als akzeptables Gegrunze durch die Wertung. Der älteste Science-Fiction-Film interpretiert Jules Vernes „Die Reise zum Mond“ und stammt aus dem Jahr 1902. Und natürlich setzt sich auch die Welt der Kunst, Literatur und Musik mit dem Mysterium des Universums auseinander. Musiker*innen widmen ihre Songs, ganze Alben, in manchen Fällen sogar das komplette Band-Konzept der Materie, die uns umgibt, die wir sind. Und ASTRAL TOMB haben sich anscheinend genau dieser galaktischen Material verschrieben. Ihre Art der experimentelle Herangehensweise an den ‚Space Death Metal‘ ist äußerst gewöhnungsbedürftig. Das im Laufe der Jahrzehnte einem immer wieder abgedrehte Geschichten interstellaren Ursprungs auf den Plattenteller kommen ist nichts ungewöhnliches. Und „Soulgazer“ macht da keine Ausnahme. Das Konzept dieses Debüts obliegt eine willkürlich freikünstlerischen Herangehensweise. Wird der thematisierte Trip durch das Universum zur Grundlage genommen, durchläuft man während der fünf Tracks eine individuellen Sound im Freestylemodus. Was im ersten Moment faszinierend klingt ist allerdings wenig harmonisch.
„Transcendental Visions“ beinhaltet in seinen dreizehn Minuten einen Mix aus etlichen schleppend zähen Abschnitten, die streckenweise recht gut im Saft stehen. Während das erste Drittel noch den räudigen Todenmelodien huldigt, schieben sich nach sechseinhalb Minuten sphärische Synthesizerklänge in den Mittelpunkt. Diese vermischen sich mit dem progressiven Riffing, welches immer wieder aufflammt. Kurz vorm Ende nimmt die Geschwindigkeit so rapide ab, das man das Gefühl bekommt, der Track verreckt gleich. Der kürzeste Song auf dem Album „Be Here Now…“ ist zugleich ein viereinhalb minütiges Zwischenspiel direkt aus der Konserve, welches die Leichtigkeit des Alls vermitteln soll. Das klingt allerdings eher so, als wenn man umnebelt in einer ostasiatischen Räucherstäbenkammer hockt und seiner Sinne beraubt wird.
Nach diesem Ausflug wird es Zeit die vorhandenen Instrumente in ihre Einzelteile zu zerlegen. Dies passiert bei „Inertia (Crashing Through the Doorways of Eternity)“ zeitweilig der Fall. Aber auch hier schleicht ich der Geschwindigkeitsschlendrian ein und nimmt das Fuß vom Gaspedal. Anscheinend hat der Gitarrist bei diesem Track zu viel von dem Räucherstäbchenduft genascht. Die Solis klingen wahnsinnig aufbrausend, als auch einschläfernd ruhig. Der vorletzten Song „Traversing the Wandering Star“ steigt zwei Minuten lang erneut in die Welt der Synthesizer ein, bevor ziemlich freudlos in Berserkerverschnitt der Death Metal mal wieder zum Zuge kommt. Allerdings lassen ASTRAL TOMB hier der Bestie kaum Entfaltungsspielraum. Das finale „Ascending a Pillar of Light“ versandet nach kurzem Intermezzo wieder in den Wogen einer Wohlfühloase. Die einsetzende aufbrausende Stimmung zum Ende hin rettet den mittlerweile vorhandenen Gesamteindruck auch nicht mehr. Zumal das Gefrickel an der Gitarre auch wenig in die Schwerelosigkeit des Kosmos passt.
Schlussendlich kann man sagen, das ASTRAL TOMB in die gleiche Schublade wie die Landsleute von BLOOD INCANTATION, die ehemaligen NOCTURNUS oder gar die großartigen ATHEIST mit ihrem Alben Dreierpack Anfang der 90’er passen. Im Gegensatz zu den jungen US-Trio zeigen genau diese aufgeführten Combos, wie man sphärische Einflüsse mit Death Metal bestens kombiniert und die Harmonie nicht zu kurz kommt. Während diese extremen Kapellen mit ihrer brachialen Raumschiffflotte weit in das unendliche Universum kraftvoll vorstoßen und Geschichte geschrieben haben, schweben ASTRAL TOMB eher hilflos durch das All.