Alleine die ganzen Bands aufzuzählen, an denen Gitarrist Alex Beyrodt beteiligt ist, bedarf schon fast 100 Buchstaben. Ist er bei PRIMAL FEAR eher Protagonist, liegen die Fäden bei VOODOO CIRCLE fest in seinen Händen. Auch der Saarländer hatte während der Corona-Livepause genügend Zeit um angedachte Ideen in die Realität umzusetzen. So entstand „Weekend Warrior“, und ich finde der Albumtitel ist ein echter Treffer, kommt er dem Leben eines Musikers doch verdammt nahe. Als ich das Händchen für die Besprechung hob, rechnete ich bei dem 6-Saiten-Virtuosen durchaus mit dem einen oder anderen Instrumental auf dieser Soloscheibe. Dass am Ende alle Nummern ohne Gesang auskommen (müssen), finde ich sehr schade, denn Beyrodt könnte eine viel größere Fanschicht mit seinem Album ansprechen und der eine oder andere Song hätte das Zeug zum Hit innerhalb der Melodic-Szene. So bleibt am Ende natürlich ein ausdrucksstarkes musikalisches Werk, das aber eher einen eng gesteckten Kreis an Fans finden wird. Der etwas kribbelige Titelsong zum Start gefällt mir am wenigsten, da zu modern angelegt, aber ab der MSG-Nummer „Fly Away“ wird es nostalgisch und ein Raum für Träume und Gefühle öffnet sich, in dem es verschiedene Ecken zu erkunden gibt. „Picture In An Empty Room“ hat einen wohligen Scorpions-Einschlag und was bei „Through The Eyes Of A Rainbow“ angesagt ist, dürfte jedem klar sein. Die romantische Note bringt „Julie“, ein Song, den Alex für seine kleine Tochter geschrieben hat und der, meiner Meinung nach, zwingend nach einem Text schreit.
Egal, es ist wie es ist, und am Ende auch nicht mehr zu ändern, aber nach mehrmaligen Durchhören bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass Beyrodt mit „Weekend Warrior“ einiges an Potential verschenkt hat, denn mit Vocals würden wir hier über ein tolles Melodic Hard Rock/Metal-Album sprechen und nicht (nur) über ein Instrumental eines begnadeten Gitarristen. Vielleicht kommen wir ja eines Tages noch in den Genuss, die eine oder andere Nummer mit Stimme genießen zu dürfen.