Musik aus Bochum ist den Rockfans ja eher von Classic Hardrock-Klängen eines Axel Rudi Pell bekannt. Dass aus der Ruhr-Metropole auch eine Prog Rock-Kapelle namens Preincarnation kommt, war mir und bestimmt auch den meisten von euch bis jetzt eher nicht so geläufig.
Diese Gruppe gibt es laut Info-Schreiben zwar schon seit 2009, jedoch hat es bis jetzt gedauert, um dieses Debüt rauszuhauen. Das kann einiges bedeuten, z.B. dass man viel Wert darauf legt, die erste Platte perfekt gestalten zu wollen. Oder, im negativen Fall, braucht man eben viel zu lange, um etwas gebacken zu kriegen. Was mich ebefalls erstaunt ist die Tatsache, dass der Sänger Deibys Artigas aus Venezuela nur als Gast angegeben ist. Denn der Bursche kann wirklich richtig gut singen und könnte meiner Ansicht sogar den berühmten Unterschied von einer ordentlichen zu einer sehr guten Platte ausmachen!
Für ein Debüt klingt „Incarnation I“ sehr ausgereift, wenn auch die ebenfalls im Info-Schreiben angeführten musikalischen Vergleiche zu Dream Theater, Rush oder Toto meiner Ansicht nach völlig daneben sind!
Egal, denn „Incarnation I“ verspricht insgesamt Unterhaltung auf sehr hohem Niveau, wenn der geneigte Prog-Liebhaber denn auf übermäßiges Gefrickel und allzu kompliziertes Gefudel verzichten kann. Weil hier stehen vielmehr Gefühl und etwas melancholischere Stimmungen im Vordergrund, wobei viel Wert auf die Balance zwischen härteren elektrischen Gitarren, den Melodien und dem starken Gesang incl. Chorpassagen gelegt wird. Hier ist Zuhören angesagt, wobei auch durchaus mal ein Wegträumen erlaubt sein darf…ohne allerdings einzuschlafen, was mir wichtig ist zu erwähnen! Klar, denn es gibt schon wie angedeutet ein paar härtere Riffs und auch Stücke, so wie das orientalisch angehauchte „Quandisha“ oder bei „Destiny“, dem eher klassich rockenden „Saturn“ (siehe Video) oder „Never Ending Game“. Das passt alles richtig gut zusammen, der gewisse Anspruch zu Heavyness in Verbindung mit einer spürbaren Lockerheit incl. Hang zu gefühlvollen Passagen bilden eine Einheit. Verdammt gut gemacht und Fans von Riverside sollten hier durchaus mal beide Ohren riskieren! Mein Anspiel-Tip für euch ist das mega coole „Utopia“! Ein kleines Schmankerl gibt es noch, denn als Abschluss wird „The Day“ nochmal in Spanisch („El Dia“) und somit in der Heimatsprache des Sängers dargeboten, eine feine Geschichte! Ja, mich hat diese Gruppe tatsächlich gepackt und ich hoffe, dass es recht bald den zweiten Teil zu hören gibt