„Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann ?“ Dieses Gruppenspiel aus der Schule oder der Freizeit ist vielen mit Sicherheit noch bestens in Erinnerung. Was sich in Kinderkreisen als unbekümmertes Gruppenspiel etabliert hat, spiegelt auf spielerische Art die Urangst der Menschheit vor dem Tod wieder. Kann das eigene Leben auch noch so frustrierend sein, niemand möchte vom Fährmann Charon über den Acheron endgültig ins Jenseits befördert werden. Mit diesem bewegenden und angsteinflößenden Thema setzt sich FACELESS ENTITY aus den Niederlanden seit etwa acht Jahren auseinander. Als Kraftstoff für ihren pechschwarzen Motor verwendet die gesichtslose Einheit dabei reinen Raw Black Metal, welcher klischeehaft und brachial aus dem Underground eingespeist wird. Nach einer Handvoll Demos aus den ersten Jahren erschien 2017 das Debüt „In Via ad Nusquam“. Schon da zeichnete sich ein klassischer Wust aus rohen und depressiven Gerumpel mit einer ordentlichen Portion Atmosphäre ab.
Der nächste philosophische Aufbruch „The Great Anguish of Rapture“ folgt nun fünf Jahre später und macht dem radikalen Genreetikett alle Ehre, indem es ungeschönt aus den Boxen poltert. Im Gegensatz zu der ersten Platte vermittelt diese neue Veröffentlichung einen wesentlich reifere Schliff, macht dabei gleichzeitig allerdings einen verzweifelten Eindruck. FACELESS ENTITY sind ihn ihrem grenzenlosen dissonanten Sound fest verwurzelt und lassen diesen einen direkt spüren. Für filigrane Finessen gibt es hier ebenso wenig Platz, wie für besondere Aha-Momente. Als roher Black Metal Klumpen wurde eine ausgewogene Raserei entworfen, die sogar bei einigen Abschnitten einen angedeuteten Hang zur leichten Melancholie inne hält. Doch über all dem triumphieren die hohen Lockrufe der Toten in einer Flut von wahnsinniger Klagen, welche wie rostige, blutige Rasiermesser ins Fleisch schneiden.
Weder musikalische Schöngeister, noch Soundfanatiker werden mit dieser zweiten Platte auch nur eine Spur von Freude haben, dafür wurde „The Great Anguish of Rapture“ einfach nicht geschaffen. Hier tummelt sich eine gehörige Portion vertonten Hasses, der ohne Federlesen und große Nachbearbeitung auf Platte gebannt wurde – für manche vermutlich auch einfach nur Lärm. Nicht besonders, aber teils unheilvoll, teils einfach nur ungestüm aggressiv und eben passend „unterirdisch“ produziert. Das was hier aus den entlegensten Winkeln stinkender und modriger Katakomben entlockt wurde, wird sicherlich einige begeisterte Hörer finden. Die breite Masse wird schlussendlich diese Art von Musik bewusst übergehen oder direkt boykottieren, was bei Platten dieser Art gang und gebe ist. Das zeichnet klassischen Extrem Metal aus dem Underground aus und das ist auch gut so ! Nun wird es höchste Zeit, sich mit seinen Freunden und Bekannten auf eine Runde „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ zu verabreden…..!
