JAMES LABRIE, ein Name wie Donnerhall in der internationalen Prog-und Rock-Szene. Der 59-jährige Kanadier ist bekanntlich Sänger von DREAM THEATER, einer Band die bei vielen einen gottgleichen Status inne hat. Doch JLB hat sich im Laufe seiner Karriere nicht auf den Job bei seiner Stammband beschränkt, einige Solo-Projekte bzw. Alben stehen genauso in seiner Vita wie Gast-Performances neben vielen anderen bei EDEN`S CURSE, AYREON, FATES WARNING oder REDEMPTION. Während er als Gast weitesgehend seiner Liebe zur progressiven Musik nachging, war das bei seinen Solo-Alben nur bedingt der Fall. Gemäß dem Motto, dass es sinnlos wäre, wenn sich eine Solo-Scheibe wie eine Platte von DREAM THEATER anhört, brachte er sehr gerne andere Stilelemente aus AOR, Rock und/oder Metal in seine Musik mit ein. Und der Erfolg gab ihm absolut Recht, denn seine Anhänger schnalzten mit der Zunge, als sie so großartige Alben wie „Static Impulse“, „Elements Of Persuation“ oder „Keep It To Yourself“ (als MULLMUZZLER) hörten. Fakt ist, dass JLB über eine einzigartige, unverwechselbare und höchst variable Stimme verfügt.
Jetzt also das offiziell 4. Soloalbum, bei dem er mit seinem alten Kumpel PAUL LOGUE von EDEN`S CURSE am Bass zusammenarbeitete. Der Ansatz ist hier, dass vermehrt akustische Gitarren und minimalistische Instrumentalisierungen im Vordergrund stehen und die Keyboards, übrigens von CHRISTIAN PULKKINEN (ebenfalls EDEN`S CURSE) nur vereinzelt im Hintergrund oder als Streicher-Konserve erklingen, es sich also um ein semi-akustisches Album handelt. Dazu ein Songwriting, das nur sehr wenig von komplizierten Arrangements aufweist, sondern direkter und ja, wie selbstverständlich eingängiger in die Gehörgänge fährt. Melancholischere Songs, die schön laut über Kopfhörer erst voll zur Entfaltung kommen und förmlich nach einer ordentlichen Stereo-Anlage flehen! Dass die zehn neuen Stücke dabei überhaupt nicht seicht oder klebrig süß daherkommen, liegt zum Einen an der knackigen Produktion, aber auch an einem deutlichen Rock-Appeal, wie z.B. beim Opener „Devil In Drag“ oder „Wildflower“ beweisen. Sehr nachdenklich und balladesk wird es dann bei „Sunset Ruin“, das JLB seinem 2016 verstorbenen Bruder gewidmet hat. Mit „Ramble On“ erklingt kurz vor Schluss noch ein LED ZEPPELIN-Cover, bei dem das kräftige Organ des Sängers mal so richtig fett zur Geltung kommt. Welche Möglichkeiten die Songs dann haben oder voll elektrisch klingen (könnten), zeigt dann der Rausschmeißer „Devil In Drag“ in eben einer solchen Version. Der Phantasie der Hörer sind dann bei den anderen Liedern keine Grenzen gesetzt…
Ein Wort möchte ich auch noch zum wieder mal großartigen Cover-Artwork von Thomas Ewerhard anmerken: Genial!!