Im südfinnischen Ort Järvenpää sind in letzter Zeit ordentlich die Sektkorken geknallt. Anlass hierfür gibt es gleich doppelt. Zunächst meldet sich das Todesschwadron CORPSESSED wohlbehalten mit ihren vierten Langeisen „Succumb To Rot“ aus der Coronapause zurück. Gemessen an den drei starken Vorgängeralben ist das schon Grund genug, sich einen gepflegt hinter die Binde zu gießen. Des weiteren feiern die fünf Skandinavier in diesem Jahr ihren fünfzehnjährigen Bund mit dem Death Metal. Auch zu dieser Kristallhochzeit erheben wir die Gläser und prosten auf weitere unzählige extreme Momente mit CORPSESSED in der Zukunft. Nach diesen ganzen Feierlichkeiten geht es jetzt ans Eingemachte. Drei Jahre nach „Beyond Abysmal Thresholds“ wird nun ein weiteres verfaultes Stück Bandgeschichte geschrieben. Es ist eigentlich erstaunlich, das die manifestierte Abrissbirne aus den nördlichen Gefilden Europas noch nicht zu den großen Acts im Death Metal zählen ! Denn genau das, was der geneigte Die Hard Fan erwartet, wird auf einem beständig hohen Niveau zelebriert und kadaverwarm serviert. Und da macht „Succumb To Rot“ keine Ausnahme !
Das Spektrum an madenbehaftetem Verwesungsgeruch, welcher etwas mehr als eine halbe Stunde in die Umlaufbahn geblastet wird greift alle ab, was eingängiger nicht sein kann. In Kombination aus einer mächtig wirkenden Sounddichte und der alles zersetzenden Fäulnis ist hier ein Gebräu entstanden, wo man einfach nur steil gehen muss. Wo CORPSESSED draufsteht, ist auch jede Menge fieses Leichenaroma drin enthalten. Im Kern dieser Platte eröffnet sich die morbide Welt des Old-School-Death-Metal, dem eine Menge atmosphärischem Platz eingeräumt wird, wie es eindrucksvoll unter anderem bei „Spiritual Malevolence“ unter Beweis gestellt wird. So funktioniert Death Metal, so sollte es sein … schnell, majestätisch (man höre sich einfach dazu den Song „Relentless Entropy“ an) und chaotisch. Je länger „Succumb To Rot“ durch die Boxen ballert, des so intensiver entwickelt die brutale Eigendynamik einen mitreißenden Spirit, welcher hart an der Grenze zum perfekten Produktion im Extremsektor gehört. Dabei fegt der Sound alles weg und ist auf den Punkt genau getimt worden. Bei all der Brachialität drückt die klar definierte Songstruktur dem Album ihren Stempel auf und zeigt das das Quintett ihr ‚Handwerk‘ versteht. CORPSESSED haben in ihren fünfzehn Jahren eine fundamentierte Basis erschaffen, die mehr als nur unumstößlich allen Widrigkeiten strotzt und da dran mächtig wächst. Mit ihrem großartig zusammengetragenen Material sind die Finnen in bester Gesellschaft mit Bands wie die Briten CRUCIAMENTUM, den Landsleute von KRYPTS oder den mächtigen INCANTATION aus den Vereinigten Staaten. Wer sich die morbiden Finnen noch nicht gegeben hat, sollte dies spätestens mit der aktuellen Totalzerstörung dringend nachholen !
