UDO DIRKSCHNEIDER – 70 Jahre und keine Rente in Sicht!

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Interview vom

22.04.2022

Metalurgestein Udo Dirkschneider hat sich zu seinem runden und hohen 70. Geburtstag selbst beschenkt und mit „My Way“ ein vielseitiges Coveralbum gemacht in denen er die Bands seiner Sturm-und Drangphase huldigt, sowie die eine oder andere Überraschung an Bord hat. Über dies und seine weiteren Pläne sprachen wir mit dem Solinger der wie immer frei von Allüren frisch von der Leber weg erzählte.

Udo, zu deinem runden Geburtstag kommt ja mit „My Way“ für mich überraschend ein Coveralbum, war das so von Anfang an geplant?

Nicht wirklich direkt. Ich habe jetzt nicht gesagt, ich muss jetzt was besonders machen. Im Kopf hatte ich das schon länger, also haben wir mal zwei, drei Nummern genommen und mit diesen rumgearbeitet. Ob sie zu mir passen, wie hört es sich an, wenn ich darauf herumsinge. Ja und da haben wir gedacht es klappt wunderbar und habe dann eine Liste gemacht von den Songs der Siebziger und Achtziger die mich also immer begleitet haben und dann haben wir noch die Plattenfirma gefragt ob Interesse besteht. Wir hatten ja Zeit und an konnte nicht live spielen.

Im Grunde genommen hast du ja einen genialen Move gemacht und alle Lieder genommen und daraus U.D.O. Songs gemacht, oder? Alleine „Paint It Black“ mit seinen fetten Chören klingt doch wie eine nie veröffentlichte Accept Single aus den Achtzigern!

(lacht). Ja, so ungefähr! Ich habe der Sache schon meinen Stempel aufgedrückt. Das ist halt das Geheimnis. Du kannst Coversongs machen und versuchen die genau wie möglich zu machen. Vielleich so zu klingen wie der Künstler selber. Ich glaube das wäre komplett nach hinten losgegangen. Wir haben ja auch geschaut wie hört sich alles mit meiner Stimme an, haben viele Lieder härter und schneller gemacht. „Paint It Black“ ist zwar „Paint It Black“, aber nicht wie das Original und das macht das Ganze doch interessant! Ein Journalist sagte einmal, wenn man die Lieder nicht könnte, würde man es für ein neues U.D.O. Album halten! Einige haben ja auch gemeint, jetzt kommt der Udo auch noch mit einem Coveralbum an! Das war auch genauso bei dem Orchesteralbum, da waren sie dann auch überrascht als das was ganz anderes geworden ist, als bei allen anderen! Ich glaube es ist wichtig den Sachen seinen eigenen Stempel aufzudrücken.

Nachdem ich mir die Künstler die ich nicht alle kenne mal bei Wikipedia, wie Frankie Miller oder Alex Harvey habe ich mich gefragt ob du deinen Fans noch etwas Musikkultur beibringen wolltest, es ist ja ein breites Spektrum?

Ja, das ist schon ein breites Spektrum! Alex Harvey ist schon eine ganz spezielle Geschichte. Das war damals zu unserer Zeit als wir noch in Rockdiscos gegangen sind, was es ja so heute kaum noch gibt. Da lief dann diese Nummer rauf und runter. Ich habe Alex Harvey auch live gesehen und dieses Lied war unsere absolute Lieblingsnummer. Egal in welcher Rockdisco du warst. Das Ding lief rauf und runter. Alex Harvey zu kopieren geht nicht, ich habe da auch meinen Stempel aufgedrückt und eine U.D.O. Nummer draus gemacht. Das Lied wurde wie viele Lieder von uns härter gemacht! Das breite Spektrum das du ansprichst: es war schon eine Herausforderung für mich! Aber auch interessant. Ich musste mir aber auch weniger Gedanken für ein neue U.D.O. Album machen, da das Coveralbum mir doch gezeigt hat wie viele Sachen ich noch mit meiner Stimme veranstalten kann!

Du warst ja auch nie in deiner Vergangenheit mit U.D.O. nur traditionell! Du hast auch Lieder am Start gehabt die anders waren. Sei es „Thunder In The Tower“, „Trainride In Russia“ oder das spanische „Basta Ya“! Du hast ja immer dich gut dagegen gewehrt stumpfen Metal zu machen!

Stumpf kann man all die Sachen die ich gemacht habe auch nicht nennen! Ich setzte mich auch nicht hin und mache auch nie eine Schublade auf und sage: Schaut da haben wir noch genug herumliegen. Das ist immer grundsätzlich so dass wir keine alten Sachen anpacken. Man ist immer anders drauf, das ist ja Gemütsstimmung, manchmal ist man aggressiver oder auch melancholischer. Wir arbeiten einfach drauf los. Es ist wie eine Torte der Boden ist immer gleich, aber die Garnierung ist immer anders. Da kann man auch mal was anderes als immer nur Kirschen drauf machen. Für mich muss das Ganze auch interessant bleiben!

Als ich die Promofotos gesehen habe, du im Wald alleine und alles sah etwas traurig und melancholisch aus, war ich schon etwas verwundert da du sonst eher kernige Fotos im Repertoire hast, wie kommt das?

Ja, also die Fotos hängen auch mit dem Videoclip zusammen der auch kommen wird und zwar zur deutschen Nummer „Kein Zurück“. Das wird auch ein sehr interessantes Video und anders als alles was ich bisher gemacht habe.

Sehr interessant war für mich auch das neueste Lied von „My Way“ von der Veröffentlichung her. „Kein Zurück“ von Wolfsheim. Ich denke das war das 1. Mal das Udo Dirkschneider Deutsch singt!

Ja, das Lied habe ich vor einiger Zeit mal im Radio gehört und fühlte mich direkt angesprochen.  Der Text spiegelt meine ganze Karriere wieder! Alle guten und schlechten Zeiten, da ist alles drin. Den haben wir dann mal auf Englisch übersetzt und probiert, das klang aber komisch. Dann haben wir das halt in Deutsch probiert, das ist ja auch unsere Muttersprache. Aber in Deutsch zu singen das es auch verständlich ist und dass es nicht genuschelt ist war schwer. Das war ein Lerneffekt, Englisch fließt halt besser irgendwie.

Ich muss sagen, ich fand das schon sehr interessant. Da hätte ich mir ein, oder zwei Bonussongs in Deutsch noch gewünscht. Was denkst du?

Es kamen ja auch schon Leute die meinten, mach doch mal ein komplettes Album in Deutsch! Kinder, was denn noch alles! (lacht schallend). Das würde ich aber bestimmt hinbekommen. Das spanische Lied „Basta Ya!“ hat sehr viel Spaß gemacht, da hat mir der Sänger von Warcry, einer in Spanien sehr bekannten Band geholfen mit dem Text, Spanisch lässt sich sehr gut singen. Was schwer für mich war ist Russisch! Die haben so viele „Krrrrr“ Laute und da meinte ich oft ich hätte es richtig gemacht bei Liedern wie „Trainride In Russia“ Oder „Cry Soldier Cry“. Doch derjenige der uns dabei half und aufpasste dass es verständlich war meinte dann der Sinn würde dabei nicht herüber kommen. Das ist also gar nicht so einfach, aber wir sind ja sehr viel in Russland unterwegs und da muss so etwas einfach sein!

Denkst du ein Lied in der Landessprache bindet generell die Fans aus der Region? In vielen Ländern warst du ja schon früh als Musiker am Touren.

Jede Region ist anders, besonders Südamerika, Russland oder auch Skandinavien, aber auch bei uns Süddeutschland ist ja komplett anders als Norddeutschland! Das ist schon interessant, wir machen die Setliste für gewisse Länder anders. Südamerika stehen z.B. mehr auf die Abgehnummern, in Russland fahren die mehr auf die melodischen Geschichten ab! Obwohl die Seltlisten ja immer ein Problem sind und Recht machen kann man es bei so vielen U.D.O. Alben und den Accept Schoten ja auch keinem!  Ich habe aber für die in Herbst geschobene Tournee geplant eventuell die eine oder andere Covernummer ins Programm zu holen.

Udo, du hast ja schon viele verschiedene Sachen gemacht, wie wir auch in diesem Interview festgestellt haben. Gibt es etwas was du in deinem Leben unbedingt noch machen möchtest musikalisch?

Ja, ich möchte unbedingt mal in einem Musical singen, aber keinem was es gibt. Sondern eins was extra geschrieben wird und neu ist. Das braucht aber viel Vorbereitungszeit und Koordination, da muss ja auch eine Geschichte dazu geschrieben werden!

Wir wünschen Udo das all seine Wünsche in Erfüllung gehen und er noch weitere Jahre uns mit seiner Musik unterhält.

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"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)