Jede Epoche in der Geschichte hat ihre Schattenseiten. Ginge es mit einer Zeitmaschine rund 400 Jahre zurück in die Vergangenheit des heutigen Bundeslandes Hessen, würde jedes Mitglied der Darmstädter Doom/Black Brigade BECULTED direkt der Hexerei angeklagt und auf grausame Art und Weise hingerichtet werden. Zum Glück gehören diese Scheiterhaufen-Zeremonien lange der Vergangenheit an. So verleiht das rituelle Quartett ihre Art der Weltanschauung ungestört ein erstes manifestierten Gesicht. Mit der Dreitrack EP „Arcane Manifestations“ werden keltische Bräuche gefeiert, in Anerkennung der Natur und des Bewusstwerdens spiritueller Qualität. Hierzu werden regelmäßig Jahreskreisfeste an magischen Kraftorten abgehalten, wie unter anderem der hessische ‚Bleibeskopf bei Taunus‘. An diesen besonderen Pilgerorten suchen Druiden, die kultische und geistige Elite der keltischen Gesellschaft, nach dem Fluss besonderer Energien.
Nun stellt sich die berechtigte Frage, wie sich ein Mix aus schweren und finsteren Klängen mit einer naturverbundenen Klangschalenmentalität in Eintracht gebracht werden kann. Die Antwort liefern BECULTED mit stattlichen achtunddreißig Minuten Spielzeit. Führt man sich dieses Extended Play in aller Ruhe zur Gemüte, kristallisiert sich der weise gewählte Bandname als authentisch heraus. Ein guter Grundstein, um ebenso glaubwürdige Musik zu kreieren. In den drei ausgiebigen Darbietungen mit einer jeweils überdurchschnittlichen Spielzeit von über elf Minuten taucht man direkt in die kraftstrotzende Zeremonie-Feierlichkeiten ein. Der Einweisung zum Auftakt „Geborgenheit“ bewegt sich im Dunstkreis einer erdenschweren Eintönigkeit., wo ausgemachte Leere dominiert. Nachdem es einen auf die Glocke gegeben hat, versinkt man im morastigen Doomsumpf auf nimmer Wiedersehen. Nur das eindringliche Krächzen der Frontfrau P. reißt einen aus der bleiernen Lethargie. Nach dreieinhalb Minuten wird es richtig finster. Explosionsartig und ohne großartige Ankündigung wird auf die Black Metal Überholspur gewechselt. Nach einer zwischenzeitlichen Durchschnaufen behalten BECULTED dieses schwarzmetallische Intermezzo bis zum Ende hin bei.
„Caustic Marrow“ macht da weiter, wo die ersten elf Minuten aufgehört haben. Rasante Geschwindigkeit mit der personifizierten Besessenheit am Mikro. Sehr schön kommen immer wieder die melodischen Gitarrenspielereien zur Geltung, die dem Mid- und Uptempo Track eine wütende Würze verleiht. Entgegen der bisherigen Black Metal Zuwendung wird es bei dem längsten Song „Ardor“ zunächst andächtig und ansatzweise akustisch. Hier zeigt die Band ihre sanfte rein instrumentale Seite, ehe sich die finsteren Wolken ein weiteres Mal auf zerstörerische Art ausbreiten und damit das bisher prägende Bild erneut untermauern. Bei der überwiegend stürmischen Herangehensweise von BECULTED sollte viel Zeit und Hingabe mit einplanen werden, damit diese Art der speziell zugeschnittene Naturverbundenheit einem zugänglich wird.
