Es ist nicht viel los am heutigen Freitag im Bambi Galore. Das ist auf der einen Seite für den Besucher bzw. Berichterstatter angenehm. Der Laden ist nicht gerammelt voll, und man kann entspannt mal ein Getränk holen ohne dabei 5 Songs zu verpassen. Aus Veranstaltersicht ist das naturgemäß nicht so prickelnd, muss er doch auch an die Wirtschaftlichkeit denken und eine gewisse Summe an Eintrittsgeldern einnehmen, damit er an diesem Abend nicht drauf zahlt.
Es scheint aber ein generelles Problem zur Zeit zu sein, denn die Nachrichten über nur spärlich besuchte Konzerte reißen nicht ab, und andere Veranstaltungen werden mangels Vorverkauf abgesagt oder in kleinere Hallen verlegt.
Also bitte, liebe Leute: geht wieder auf Konzerte!
Die Schweden von REPUKED habe ihr letztes Album im Oktober 2020 veröffentlicht, durch die beschissene Pandemie ist eine Tour aber erst jetzt möglich. Ich hatte auch das Vergnügen die Scheibe zu besprechen (klick!), und live habe ich die Band noch nie erlebt. So ist meine Erwartung recht ordentlich als die Truppe auf die Bühne tritt. Leider schwindet die gute Laune aber recht zügig. Zwar spielen die Jungs eher die „gemächlichen“ Nummern und die (meiner Meinung nach!) sinnlosen Blastspeed Attacken kommen erst in der zweiten Hälfte des Sets, aber so richtig Stimmung kommt nicht auf. Es mag auch daran liegen, dass Bassist/Sänger „Rob The Slob“ schon mächtig einen im Tee hat. Zu 100% bin ich mir da nicht sicher, andererseits bin ich mit meinem Gedanken auch nicht alleine, bestätigen andere Zuschauer mir gegenüber ebenfalls diesen Eindruck.
Weiterhin ist auch der Sound recht matschig, was gerade bei den schnelleren Parts fatal ist.
REPUKED ziehen derweil ihr Ding durch, spielen einiges vom „aktuellen“ Album wie „Kick Fuck“, „Vodka Til The Grave“ oder auch „Shitfister“. Und nach etwas mehr als vierzig Minuten ist dann auch schon wieder Feierabend für REPUKED.
REPUKED
Im Gegensatz zu ihren Vorgängern haben die Brasilianer von NERVOCHAOS tatsächlich ein taufrisches Album. „All Colors Of Darkness“ kam im Februar diesen Jahres heraus, und die dazugehörige Kritik von Kollegen Kai findet ihr hier (klick!). Seine Begeisterung kann ich allerdings nicht ganz teilen. Ich muss zu meiner Schande eingestehen das ich es nicht auf dem Schirm hatte, dass die Band bereits seit gut 25 Jahren(!) ihre Kreise zieht. Nichtsdestotrotz steh ich recht unvoreingenommen vor der Bühne und harre der Dinge die da kommen werden. Das Quintett aus Südamerika legt mir viel Energie los und nutzt den Raum auf der kleinen Bühne so gut es eben geht. Sänger Brian Stone ist charismatisch und versteht sein Handwerk, lediglich die Mucke haut mich nicht wirklich vom Hocker. Der Sound ist zwar etwas besser und differenzierter nun, trotzdem gehen einige Details in Geschwindigkeitsausbrüchen flöten. Und so hält sich auch das Publikum etwas zurück.
Während der Auftritt andauert wird die Stimmung zwar besser, das Ganze wird aber höchst routiniert runtergespult und es passiert eigentlich nichts weiter Nennenswertes.
NERVOCHAOS
Da auch DEMONICAL ein neues Album am Start haben, Headliner und somit der Hauptgrund des heutigen Abends sind, erwarte ich irgendwie zu viel von dem schwedischen Death Metal Quintett. Der Einstieg mit „Towards Greater Gods“ und „My Kingdom Done“ ist rund, der Sound endlich ausgewogen und druckvoll, aber so richtig will der Funke heute Abend einfach nicht überspringen. Wobei ich es auch nicht an einem gewissen Punkt festmachen kann. DEMONICAL hängen sich rein, das Publikum geht hanseatisch-enthusiastisch mit, und auch die Songsauswahl ist in Ordnung (mit „World Serpent“, „Cursed Liberation“ oder „March For Victory“ gibt es von nahezu jedem Album einen Song zu hören!). Aber es gibt halt so Tage, da wirkt einfach alles routiniert. Die Band macht ein paar Faxen, dezente Aufforderungen ans Publikum mitzumachen sowie das obligatorische „Thank you“ am Ende eines Lieds. Die Skandinavier sind mir schon länger ans Herz gewachsen, die letzten beide Scheiben fand ich stark (klick! & klick!), und auch den letzten Live Auftritt vor gut vier Jahren an gleicher Stelle habe ich sehr genossen. Aber, ich wiederhole mich, heute soll es einfach nicht sein, nicht mal das ENTOMBED Cover „Wolverine Blues“ kann ich heute feiern.
Der Auftritt dauert mehr als siebzig Minuten und es war nun bei weitem kein Griff ins Klo, und keine der drei Bands hat mich wirklich enttäuscht. Richtig begeistern konnte mich heute allerdings auch keine der drei Kapellen.