Obwohl 1000MODS aus Griechenland schon seit 15 Jahren ihr Unwesen treiben gelten sie in gewissen Kreisen als der nächste heiße Scheiß. Und wenn ich daran denke, dass ich auch nur über einen Sampler über die Band gestolpert bin, auf dem ein Song von ihnen zu hören ist, dann kann ich das ganz gut nachvollziehen. Der breiten Masse wird der Name 1000MODS nichts sagen. Aber ich mir sicher dass die Truppe innerhalb der nächsten zwei Jahre auf jedem größeren Festival gespielt haben wird.
Kommen wir aber erst zur Vorband THE WELL. Dank meiner Arbeitszeit und meinem verreckten Auto schaffe ich es nicht ganz pünktlich ins Grünspan und bekomme dann noch die Info, dass es heute keinen Graben gibt. Dazu die obligatorische Instruktion, trotzdem bitte nur die ersten drei Songs und ohne Blitz zu fotografieren. Nun denn, ich betrete den Konzertsaal und bringe die Kamera in Anschlag. Glücklicherweise ist nicht so viel los, und obendrein lässt mich das nette Personal im Grünspan auf den sehr großen Balkon, so dass ich ohne Probleme ein paar Bilder machen kann.
Was mir als allererstes auffällt ist die ordentliche Lautstärke, mit der das amerikanische Trio THE WELL da musiziert.
Der trockene, ausgewogene Stoner Rock drückt richtig dick aus den Boxen. Dazu kann ich gleich sagen, dass mir die Songs gefallen. Einen Innovationspreis gewinnen THE WELL nicht, denn die Songs folgen zu einem guten Teil immer dem gleichen Schema. Aber sie haben ein paar starke Riffs im Gepäck! Ferner heben sie sich meiner Meinung nach auch durch den gleichzeitigen oder abwechselnden Gesang von Gitarrist Ian Graham und der Bassistin Lisa Alley von Bands der gleichen Spielart ab. Die Begeisterung im Saal ist jedenfalls vorhanden. Ich bin mit der Band oder ihren Songs null vertraut, so ich dass die gute Stunde Spielzeit einfach mal genießen kann. Etwas spektakuläres passiert eigentlich nicht mehr. Lediglich dass die Band eine Zugabe spielen kann und es auch tut ist in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich.
THE WELL
Der Umbau geht dann zügig vonstatten. Durch den Umstand, dass die Bühne im Grünspan recht groß ist, brauch man nur das Equipment der Vorband einmal abräumen, der Rest steht dann schon da. Das Licht geht aus, und die vier Griechen kommen unter großem Applaus auf die Bühne. Vor zwei Tagen haben sie auf dem Desertfest in Berlin gespielt, und laut Augenzeugen waren sie eines der Highlights auf diesem Festival. Die Erwartungshaltung ist also recht hoch.
Mit einer unfassbar lauten Rückkopplung , die in den Song „Above179“ übergeht, steigen 1000MODS in ihren Set ein. Es ist laut. Es ist verdammt laut! Trotz neuem Gehörschutz klingeln mir schon nach wenigen Sekunden die Ohren, und ich stell mir die Frage, ob ich langsam zu alt werde für den Scheiß, ob die zwangsbedingte Konzertpause von nahezu zwei Jahren mich hat weich werden lassen oder ob der Soundmann komplett taub ist und den Regler bis zum Anschlag durchgezogen hat. Nach kurzer Rücksprache mit anderen Besuchern tendiere ich zur letzten Theorie.
Die Musik ist so laut, dass der Gesang von Bassist Dani komplett untergeht und man nur sehr selten seine Stimme hört. Alles andere wird von den Instrumenten komplett weggedröhnt. Dies ändert sich auch nicht mehr im Verlauf des Abends, was ich wirklich schade finde, denn so geht ein wichtiges Element in den Songs von 1000MODS flöten.
Und ehrlich gesagt habe ich auch gedacht, dass man generell über diesen Punkt hinweg ist, bei einem Konzert so laut aufzudrehen dass ungeschützte Ohren einen dauerhaften Schaden davontragen können. Es waren einige Zuschauer zu sehen, die keine Ohrproppen oder ähnliches in den Lauschern trugen. Eine Handy App zeigte schlappe 111 Dezibel an.
Sorry, aber ich brauche das nicht.
So geht auch das geniale „So Many Days“ etwas unter, nach „Claws“, „Warped“ und „Road To Burn“ habe ich mich halbwegs an den Lärmpegel gewöhnt. Jedenfalls groovt nicht nur die Musik ohne Ende, im gesamten Laden steht keiner mehr still, mindestens der Kopf wird im Rhythmus bewegt, und im weiteren Verlauf gibt es sogar einen kleinen Stoner Rock Circle Pit zu bestaunen. Das habe ich auch noch nicht gesehen.
Je länger der Auftritt andauert, desto mehr kommen die beiden Gitarristen auch in Bewegung. Zu Beginn war das Motto eher „Stehgeiger“, nun nutzt man den Platz auf der Bühne aus. Ein unglaubliches Gesichtsfasching veranstaltet Schlagzeuger Labros von Anfang an, und das meine ich absolut positiv. Der Mann verdrischt mit einer Inbrunst seine Felle dass einfach nur eine Freude ist, und dies ist auch seiner Mimik zu entnehmen.
Die Setlist ist ein echter Wahnsinn, nicht weniger als 17 Songs (!) aus allen Schaffensphasen werden heute dargeboten, und die Intensität nimmt mit jedem Song zu. Die Jungs sind schon seit einem Monat unterwegs, aber anstatt langweilige Routine zu präsentieren nimmt das Energielevel immer mehr zu.
Wäre da nicht die brüllende Lautstärke, die so manches Detail einfach verschluckt, es wäre ein echtes Kracherkonzert.
So neigt sich der Abend dem Ende entgegen, und der Auftritt wird mit „Mirrors“ und dem fulminanten „Super Van Vacation“ beendet.
Fans von KYUSS, Konsorten und Nachfolge Bands aufgemerkt: 1000MODS sind dabei ganz vorne anzugreifen!