ATARAXY gehören mit Sicherheit nicht zu den Zugpferden im Death Metal. Doch das spanische Quartett hat sowohl mit dem 2012’er Debüt „Revelations of the Ethereal“ als auch dem doomgeschwängerten „Where All Hope Fades“ vor vier Jahren jeweils eine markante Duftmarke gesetzt und sich so in die Sammlung des ein oder anderen Maniacs gespielt. Dabei gelten sie auch weiterhin als wohlbehütetes Geheimnis einer aufstrebenden Extremcombo. Das die Jungs noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben, wird nun durch das dritte Album „The Last Mirror“ unter Beweis gestellt. Zu den Aufnahmen war kein Friedhof auf der iberischen Halbinsel vor ihnen sicher.
„Und das Geheimnis des menschlichen Lebens, das universelle Geheimnis, das Wurzelgeheimnis, aus dem alle anderen Geheimnisse entspringen, ist die Sehnsucht nach mehr Leben, der wütende und unersättliche Wunsch, alles andere zu sein, ohne jemals aufzuhören, wir selbst zu sein, das in Besitz zu nehmen das gesamte Universum, ohne dass das Universum von uns Besitz ergreift und uns absorbiert; es ist der Wunsch, jemand anderes zu sein, ohne aufzuhören, ich selbst zu sein, und weiterhin ich selbst zu sein, während ich gleichzeitig jemand anderes bin […]“
Was hier aus der Feder des spanischen Philosoph und Schriftsteller Miguel de Unamuno (1864 -1936) stammt, trifft den Spirit dieser dritten Veröffentlichung wie den Nagel auf dem Kopf. Beim endgültigen Ableben einer menschlichen Existenz wird Zeit und Raum für dissonante Wesen aus der Zwischenwelt eröffnet. Im Diesseits oft beschworen, sind die unzähligen Schattenhüter ein unausweichlicher Wächter zwischen den Welten. Diverse Eingangsportale wie unter anderem der organischen Spiegel zur eigenen Seele stellvertretend für diese Eingangstüren stellvertretend steht. Das passend düstere Artwork zu „The Last Mirror“ untermauert dabei kräftig die Urängste vor dem finalen Trip ins Nichts. Wie klingt das Jenseits? Welche beklemmenden Wahrnehmungen bestimmen das dortige Sein ?
Angetrieben von diesen und weiteren Fragen aus dem Spektrum der Metaphysik haben sich ATARAXY ans Werk gemacht. Dabei ist eine brachiale Untergangsstimmung heraus gekommen, die rund vierzig Minuten von einem Besitz ergreift. Seichte Akustikspielereien wie bei „The Bell That Constantly Sounds“ oder dem niederwalzenden Deathhammer „Decline“, wie man es von den Niederländern ASPHYX kennt. Die vier Spanier lassen nichts unversucht, um das nicht definierbare Lebensende so transparent wie möglich zu gestalten.
Das durchweg hochwertigen Songwriting mit epischer Schlagseite, setzt sich beständig aus rasenden Abrisspassagen zusammen und holt in den ruhigen Momenten tief Luft. Nur um anschließend durch monströsen Gitarrenriffs und verzerrten Bässen noch Schicksalhafter zuzuschlagen. Nicht nur äußerlich haben sich ATARAXY aus ihrer früheren reinen Death Metal Nische heraus geschält. Neben der beständigen Todesbleibasis liegt der Fokus mittlerweile zusätzlich auf mächtig klingende Untergangsstimmung. Ein durchaus gelungene Entscheidung, wie es sich in dem letzten noch existierenden Portal eindrucksvoll wieder spiegelt !!