Die hessischen Melo-Deather MELANCHOLIC SEASONS haben vier Jahre nach ihrem letzten „Martyrium“ sich in neuer Besetzung wieder zu Wort gemeldet. Nachdem vom ehemaligen Frontmann Ben Koch bereits die kompletten Gesangsaufnahmen zu „The Crypt Of Time“ bereits im Kasten waren, verließ dieser aus beruflichen Gründen die Band. Wie ging es nun weiter ..? Das Erbe am Mikro übernahm der talentierte Kevin Kiesecker. In einer gemeinsamen Entscheidung entschloss sich die Band die Gesangsspuren neu aufzunehmen. Und dieser in Angriff genommene Neustart hat sich gelohnt. Im Überlärm-Studios wurde unter professionellen Voraussetzungen der vorgegebenen Vision eine passende Symbiose von traditionellem melodischen Death / Thrash mit einer zeitgemäßen Ausrichtung verpasst. Dieser produzierte Fortschritt schlägt sich merklich in dem Sounddickicht nieder. Die mittlerweile fünfte Veröffentlichung „The Crypt Of Time“ des Trios in sechzehn Jahren bildet laut Beipackzettel einen Querschnitt aus der langen Geschichte MELANCHOLIC SEASONS mit bisher unveröffentlichten Material.
Über eine Stunde lang darf man sich auf energiegeladenen zeitgemäßen Sound freuen. Das bunte Artwork könnte glatt aus der DRAWN AND QUARTERED Discographie stammen. Überhaupt ist das Album in einem giftigen Grünton verpackt, wie es zu besten Pete O’Steele Zeiten der Fall gewesen ist. „The Imperfection Of…“ ist als kurzes dunkel gehaltenes Intro einzuordnen, ehe „The Creation“ anschließend in die Vollen einsteigt. Mit einem markantes Organ werden die Vocals durch die Gehörgänge gejagt und bilden das Kernstück, welches zügig voranschreitet und gleichzeitig im eingängigen Mid-Tempo melodisch verpackt wurde. Ein erstes „The Crypt Of Time“-Highlight, was direkt Appetit auf mehr macht. Konsequent legt der Titeltrack nach. Eine straighte Nummer, welche noch ein wütendes Schippchen oben drauf legt. MELANCHOLIC SEASONS haben genug Blut geleckt und ledern mit dem ersten deutschsprachigen „Die Seuche“ durch die Gegend. Eine weniger rabiate Angelegenheit, die an der ein oder anderen Stelle etwas zu verspielt klingt. In dieses gemäßigte Strickmuster steigen Tracks wie „A New Identity (Graves In Mind Pt. 2)“ oder „Unreal“ ein und zeigen, das die drei Hessen nicht nur mit dem todbrigenden Roundhammer arbeiten.
Jeder Song ist in seinem Handlungsspielraum individuell gestaltet. Während „Narbenkleid“ mehrfach durch die Blastbeats explodiert, sorgt „Balance Of Terror“ für eine kratzbürstigen Output. Unabhängig von den unterschiedlich vorgetragenen Tracks schwingt das eingeschlagene Konzept mit und zeigt, das es sich stehts um MELANCHOLIC SEASONS handelt. Das letzte Viertel dieser Veröffentlichung bekleidet ein erneutes kurzes gesprochenes Intro ehe es „Burning Dreams“ mit seichten Wogen fast schon bedächtig auf den Punkt bringt. Einen besonderen MELANCHOLIC SEASONS Moment wird in dem Track „I Am December (Autumnsphere Pt. 2)“ verarbeitet. Hier ist im Mittelpart letztmals der 2018 verstorbene Sänger Björn Hoppe zu hören. Ein würdiger und angemessener Abschied, welcher für einen ehemaligen Frontmann einen schönen und ewigen Zeitrahmen bildet.
Deutschsprachiger Death Metal ist auch heute noch Geschmackssache. Klar kann man hier jetzt die üblichen Verdächtigen wie EISREGEN, FINSTERFROST oder ABROGATION sowie etliche weitere Vertreter aufzählen, doch die drei Melo-Deather stehen mit „The Crypt Of Time“ für eine klasse produzierte Stück eigener Bandgeschichte. Da gibt es in der Geschichte des Metal einige andere negative Beispiele, wie man es nicht macht… Davon sind MELANCHOLIC SEASONS aber weit von entfernt !!