Die sind aber flott! Lazarus Dream, das Projekt von Markus Pfeffer (Winterland, Barnabas Sky) und Carsten Schulz (Devoid) geht mit „Lifeline“ schon in die zweite Runde und ist gar eine Spur vielseitiger als beim starken Debüt „Alive“. Nachem wir uns der Herrn Schulz bei der 1. Scheibe krallten, muss nun Herr Pfeffer zum Plaudern über dieses interessante Projekt dran glauben.
Hallo Markus, das ging ja flott mit der zweiten Scheibe trotz deines anderen Projektes Barnabas Sky, wie kam es, die 2. Scheibe ist ja auch nicht gerade kurz?
Durch die viele freie Zeit in der Pandemie. Ich habe meine Freizeit nahezu ausschließlich kreativ-schöpferisch genutzt und dabei in meinem Homestudio in Kaiserslautern ca. 100 Songideen festgehalten, davon ungefähr 70 zu fertigen Songs ausgearbeitet und aufgenommen. Das Komponieren und Arrangieren war somit eine gewisse Art „Befreiungsschlag“ in dieser Zeit für mich. Kontaktverbote, keine Livekonzerte, Familie und Freunde nicht treffen können – das Leben war bekanntermaßen nur noch durch Einschränkungen bestimmt. Demgegenüber dann völlig frei und uneingeschränkt Musik komponieren und aufnehmen zu können, das war ein unfassbar wichtiger Ausgleich.
Wo sind denn für dich die Unterschiede zwischen dem Debüt und der neuen Scheibe „Lifeline“? Für mich wirkt die zweite Platte teils relaxter und zeitweilig eine Spur mehr Prog, allgemein noch breiter aufgestellt als „Alive“!
Ich glaube wir haben uns mit dem Zweitwerk jetzt in der Tat stilistisch „gefunden“. Bei der gerade genannten Vielzahl an Songideen musste ich mich ja jedes Mal fragen, welche davon für Barnabas Sky, welche für Lazarus Dream und welche für meine Stammband Winterland verwendet werden soll. Interessanterweise fiel mir das nie schwer. Bis auf ein, zwei (von hundert!) Songideen war jedes Mal ziemlich schnell klar, welche davon zu Lazarus Dream gehört. Aber so wirklich sachlich-sinnvoll begründen kann ich das nicht (lacht), es ist eine intuitive, gefühlsmäßige Sache.
Mit deinen Gästen an Keys und Drums, sowie dem Sound ist das ja eine echt starke Scheibe geworden, aber im Grunde ist die Musik doch immer ganz von dir? Oder gibt es da Freiheiten für die Musiker?
Danke erstmal für das Kompliment! In der Tat komponiere und arrangiere ich die Musik, d.h. Akkordfolgen und Abläufe sind dabei fix. So fühlt es sich für mich richtig an, und deshalb „funkt“ mir dabei auch niemand rein., Ich folge beim Komponieren und Arrangieren rein meiner Intuition. Allerdings sind die Gastmusiker durchaus frei zu entscheiden, was sie wann wie dazu spielen. Die Keyboarder beispielsweise hatten lediglich die „Vorgabe“, eine Hammond dazu zu spielen Derek Sherinian bei „Dead End Symphony“, Jorris Guilbaud von Devoid und Heart Line bei „Overdose Of Paradise“ und Thomas Nitschke von meiner Coverband Billy Bowie bei „Your Voice Inside My Head“. Was sie dann konkret wann und wie im Song spielen, das überlasse ich bewusst den Gastmusikern. Sie sollen das spielen, was sie fühlen – dann ist es auch authentisch. In der Regel hat das bisher immer so perfekt funktioniert.
Das klingt ja gut. Ich frage mich ob es nicht doch mal Zeit für wenige Konzerte oder Festivalauftritte wäre um die Sache populärer zu machen, oder?
Prinzipiell gerne. Da Carsten und ich aber die einzigen festen Bandmitglieder sind müssten wir den Rest der Band engagieren und bezahlen. Inklusive Zeitaufwand für Songs lernen und Proben wären dafür dann ein paar Tausend Euro für einen Gig aufzubringen, und das zahlt Dir leider kein Mensch.
Dein Faible für die Achtziger ist mir ja bekannt, eine Cover EP oder Bonus-CD nur mit solchen Liedern wie „I Engineer“ könnte ich mir als reizvoll vorstellen, hast du noch nie an sowas gedacht?
In der Tat war „I Engineer“ Carstens Idee. Er wollte den Song schon immer mal rockenderweise interpretieren. Aber ja, Du hast recht. Ich bin ja mit der Musik in den Achtzigern groß geworden. Und tatsächlich habe ich diverse solcher Songs während der Pandemie mit Winterland aufgenommen. Titel wie „Warriors Of The Wasteland“ von Frankie Goes To Hollywood, „Everything Counts“ von Depeche Mode, „Cambodia“ von Kim Wilde, „Mad World“ von Tears For Fears, „Union Of The Snake“ von Duran Duran – allesamt im rockigen Gewand und wirklich ziemlich gelungen, wie ich finde. Wir sind allerdings noch unschlüssig, wie wir das Ganze veröffentlichen sollen, da es für Cover-Alben momentan wohl keinen wirklichen Markt gibt.
Sag das mal den ganzen Bands die das seit Jahren machen, ich denke da gibt es eine Flut Ihr habt ja immer recht optisch gut gemachte Videoclips, denkst du die bringen heute mehr als die Massen an Lyric-Videos die so rauskommen?
Christian Esche ist in der Tat ein unglaublich kreativer Videomacher, dem wir sehr, sehr dankbar sind. Seine Videos hauen auch uns selbst jedes Mal aufs Neue echt um. Das Feedback auf unsere Videos ist dann auch wirklich überwältigend positiv, berechtigterweise. Man hört aus Insiderkreisen, dass die Menschen von Lyric Videos übersättigt sind. Ich denke das hängt daran, dass das Mitlesen der Texte schnell als anstrengend empfunden werden könnte, während man sich von einem Video ohne Texteinblendungen eher passiv berieseln lassen kann. Keine Ahnung. Ich jedenfalls sehe selbst lieber die Musiker als eingeblendete Texttafeln, einfach weil ich die Musiker als viel persönlicher empfinde.
Das stimmt! Hast du eigentlich einen Plan wo du hinwillst mit Lazarus Dream, bzw. was du noch machen willst die nächste Zeit, oder schaust du von Album zu Album?
Nein, da plane ich nichts. Ich höre dabei rein auf mein Bauchgefühl. Und das sagt mir im Moment, dass es sicher noch mehr Songs und Alben von uns geben wird.
Das sind auf jeden Fall keine schlechten Aussichten für das Projekt!