Warschaus Death Brigade SPHERE hat sich zum zwanzigsten Bandbestehen mit ihrem vierten Album „Blood Era“ ein passendes Geschenk gemacht. Immerhin sind satte sieben Jahre seit der letzten Vollbedienung „Mindless Mass“ vergangen und inzwischen ist viel Wasser die Weichsel heruntergeflossen. In den letzten beiden Jahren hat sich die Band fast neu aufgestellt, bleibt dabei ihrem Hang zum vielfältigen Death Metal weiterhin treu. Nun versucht das Quintett, ein Album herauszubringen, das stilistisch als Ganzes funktioniert. Dabei ist die brutale Materie zusätzlich mit individuellen Elementen angereichert worden, die in der Vergangenheit bis dato nicht nicht offenbart wurden. Inhaltlich gehen die fünf Death Metaller in der knappen dreiviertel Stunde unverblümt auf Konfrontationskurs mit der polnischen katholischen Kirche. Ein kontroverses Thema, welches in der dortigen Extrem Metal Szene mittlerweile zum guten Ton gehört. In den neun Runden der rasenden Blasphemie greifen SPHERE auf Metaphern aus dem Buch der Offenbarung zurück und prangern dabei die permanenten schädliche Beeinflussung der religiösen Vertretern ihres Landes an.
Lässt man vorab das pure Horrorszenario auf dem Artwork auf sich wirken, steigt die Spannung auf den dämonischen inszenierten Inhalt. Unabhängig von den Basics aus Brutalität und Radikalität ist hier eine interessante Inszenierung gelungen. Dabei fokussiert sich die Essenz dieses Albums auf die Anfangstage dieses Genres, als es sich begonnen hat zu entwickeln. Vom Sound her setzen die Jungs auf beständige Arbeit. Dieser Abriss hat den Charme einer Old-School Erzeugung mit gleichzeitiger Hochglanzpolitur, ohne dabei in die weichgespülte Ecke gedrängt zu werden. „The Age Of Contempt“ macht den Anfang in einem atmosphärischen, bombastischen Soundkorsett ehe SPHERE sich zu einem barbarischen Death Metal Tsunami entwickelt. Dabei braucht Fontmann Visnia keinen großen Anlauf, um mit seinen gutturalen Klängen und Growls für ein erstes Ausrufezeichen zu sorgen. Das Riffing feuert aus allen Rohren und das Drumgewitter blastet aus dem Stand alles weg. Raffiniert streuen die Leads die melodischen Aspekte in dieses brachiale Werk mit ein.
Immer wieder überraschen SPHERE mit wunderschönen Gitarren-Intros, wie es unter anderem bei dem Titeltrack „Blood Era“ der Fall ist. Das klingt bei der überwiegenden Brutalität keineswegs zweckentfremdet, sondern rundet die Individualität auf interessante Art und Weise ab. „Scars Of Sanctity“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und glänzt durch sein leicht psychedelischen Einstieg, welcher in einen reißenden Lavastrom endet. Oft wird man bei extreme Outputs durch eine dauerhafte Monotonie zu Tode geschlagen. Davon sind SPHERE danke der individuellen Erbarmungslosigkeit meilenweit entfernt. Das liegt unter anderem auch an den orientalischen Klängen, wie zu Beginn zu „Heralds of Pestilence“, einer ansonsten zugigen Nummer. Der Doppelpack „I Am Death Incarnate“ und „Nails“ sorgen zum Schluss für ein gelungenes Finale. Spielerisch wird technisch auf auf hohem Niveau gezockt, was durch besessenes Hacken und Stampfen eingerahmt wird. Spätestens hier animiert einen das spielerische Handkunstwerk im Takt vor den Boxen beständig mitzugehen !! Abschließend bleibt nur zu sagen das „Blood Era“ ein erfolgversprechende Veröffentlichung, das auf internationaler Ebene sich vor keinem Vergleich verstecken muss !