ANTILLES aus Münster (Nordrhein-Westfalen) haben es sich seit rund sieben Jahren in der Sparte des progressiv visierten Death Metal gemütlich gemacht. Bereits die EP „Definition of Insanity“ (2016) und das vollwertige Erstlingswerk „The Intricate Path Of Creation“ vor vier Jahren sind die zementierten Belege, das die Verbindung aus Technik und Atmosphäre durchaus qualitativ hochwertig eingespielt werden kann. Normalerweise schwebt über dieser anspruchsvollen Genre permanent das berühmte Damoklesschwert als drohendes Unheil. Schnell kann die Liebe zum verspielten Detail überstrapaziert werden und sich am Ende gar selbst in die eigenen Bestandteile zerlegen.
Die Zeit der Pandemie lies die vierköpfige Band nicht ungenutzt. Mit der zweiten EP „Entheos“ melden sich die Münsteraner nun zurück auf der Bildfläche. Klingt einem der zügige Sound von „The Intricate Path Of Creation“ noch entfernt in den Lauschern, entpuppen sich die vier neu vorgestellten Track als ein großer Schritt vorwärts. Sicher verfügt die erste Studioplatte über eine Reihe an eigenen Reizen, doch Stillstand bedeutet in der Regel kein gutes Zeichen. ANTILLES kommen direkt beim Einstiegstrack „Humanity Is Cancer“ auf den Punkt. Ohne großartige Vorwarnung prasseln zahlreiche atmosphärischen Elementen und Melodien zwischen den progressiven Attacken auf einen ein. Die fetten aber abwechslungsreichen Vocals von Conrad Meyer harmonieren auf hohem Level mit dem Rest der Band und sorgen dafür, das man sich von der ersten Minute an abgeholt fühlt. Allerdings wirkt das Soli im Mittelpart einen Tick zu schnörkelig.
Garstig geht es „All Terrestrial Must Vanish“ zu. Im Laufe des zweiten Tracks dürfen Fans von HYPOCRISY aufhorchen, den die Choirs und die Leads im ersten Teil und zum Ende hin könnten gut und gerne aus der Feder von Peter Tägtgren stammen. Die übrigen Parts überzeugen durch homogenes Riffing und lassen es so angenehm durch die Boxen erklingen. Etwas bedächtiger gestaltet sich nachfolgend „The Sacrifice“ zu Beginn der gut sechs Minuten Spielzeit, um dann Fahrt aufzunehmen, ohne dabei den melodischen Aspekt aus den Augen zu lassen. Dieser eröffnet gezielt mit eingesetzte Tech-Death-Parts eine einsetzende Düsternis mit erneut Choir-Fetzen der schwedischen Melo-Death-Heroes ! „Divine Illusion“ markiert die zweitlängsten Nummer auf „Entheos“ und ist als Ausklang an dieser Stelle bestens platziert worden. Dank des eher gemäßigten Tempos entwickelt sich der Track zu einer Art charakterstarken Epos. Ein großartiger Aspekt dieser zweiten EP besteht da drin, das die Band selten auf permanentes & nervtötendes Gitarrengefrickel setzt und vermehrt für raumfüllende Atmosphäre sorgt ! Eine schöne Produktion, die einen aus dem Münsterland erreicht hat. Gerne mehr davon !