TOXIK haben in den 80en zwei bahnbrechende Alben veröffentlicht: „World Circus“ (1987) war eine Aneinanderreihung von Highspeed-Granaten im Thrash Metal Gewand mit vielen Abrissbirnen und „Think This“ (1989) nahe an der Perfektion, mit seiner progressiven Schlagseite und dem teils wirren Songaufbau jedoch nicht immer nachvollziehbar. Beide Alben sind über 30 Jahre alt und es stellte sich die Frage, wo sich das neue Album „Dis Morta“ einsortieren würde.
Zunächst zum Line-Up: Einziges Gründungsmitglied ist Gitarrist und Songwriter Josh Christian. Alle anderen Bandmitglieder sind erst seit einigen Jahren dabei, wobei die Band in den letzten Jahren viel live gespielt hat und dabei gerade Sänger Ron Iglesias zu überzeugen wusste und den alten Songs genug Würde gab.
Die ersten beiden Songs „Dis Morta“ und „Feeding Frenzy“ geben ordentlich Gas und krachen ordentlich ins Beet. Es fällt die neoklassische Gitarrenarbeit auf. Der Mix aus komplexen Thrash und Speed wirkt jedoch anstrengend, weil sich die Songs so nicht richtig entfalten können, jedenfalls nicht auf Anhieb. Einfacher fällt das beim Midtempo-Track „The Radical“, der vom Aufbau etwas straighter ausgefallen ist, jedoch sehr anspruchsvolle Leadgitarren beinhaltet. Das nachfolgende „Power“ hätte kaum einen passenderen Titel haben können. Was hier gitarrentechnisch alles passiert, ist schlicht gigantisch, ist aber sicherlich nicht Jedermanns / Jederfraus Ding. Der Song drückt tierisch nach vorne, hat aber auch ganz viele Rhythmenwechsel.
„Hyper Reality“ ist einer der schwierigsten Songs auf dem Album. Auch er ist komplex, hat aber mit Abstand am meisten Breaks und wechselt zudem zwischen Elektrik und Akustik. Hier entsteht gar kein Spielfluss und es fehlen nachvollziehbare Melodien. Für Proggies sicherlich zum Zunge schnalzen, für den Thrasher jedoch zu viel des guten. Dagegen ist „Creating The Abyss“ schon fast gradlinig ausgefallen, auch wenn die Gitarren hier komplex ausfallen. Besondere Höhepunkte sind hier jedoch nicht festzustellen.
„Straight Razor“ beweist, dass es auch schnell und heavy ohne tausend Breaks geht. Auch hier ist der Songtitel sehr passend, der Song ist für TOXIK-Verhältnisse wirklich straight und erinnert vom Songaufbau ein wenig an das Debüt mit fantastischen Leadgitarren. Meiner Meinung nach eines der Höhepunkte auf dem Album. „Chasing Memory“ zieht bei der Komplexität wieder deutlich an. Die vielen Breaks dominieren den Song, einen Refrain gibt es nicht, ansonsten kein besonders auffälliger Song.
„Devil In The Mirror“ ist ein wenig verwirrend und irreführend: Er beginnt als Ballade samt Piano-Unterstützung, doch nach etwas mehr als einer Minute bricht die Hölle los: schnelle Riffs, nackenbrechender Speed, aggressive Vocals und ein guter Flow, garniert mit einem erneut herausragenden Solo. Einer der besten Songs auf dem Album. „Judas“ schließt das Album nach knappen 45 Minuten ab und fasst die Komplexität des Albums noch einmal sehr schön zusammen und präsentiert die Trademarks der Band: den technischen Anspruch, die Breaks, den hochklassigen Gesang, die hochkomplexe Gitarrenarbeit, den Thrash Metal.
Der Sound ist etwas zu übertrieben fett. So dominieren die Gitarren und die Drums das Album, was ein wenig zu Lasten des starken Gesangs geht. Ansonsten gibt es am Klang aber wenig auszusetzen.