Über die Band DANCE GAVIN DANCE bin ich vollkommen zufällig gestolpert. Auf einem Sampler von den Visions Kollegen befand sich ein Song dieser Kapelle, die mir bis dahin komplett unbekannt war. Und dabei gibt es die Truppe schon seit 2005. Aber okay, wenn man sich nur wenig mit experimentellen Klängen auseinandersetzt wird man nicht den Weg mit DANCE GAVIN DANCE kreuzen. Denn was den geneigten Zuhörer hier erwartet ist mit Worten schwer zu beschreiben.
DANCE GAVIN DANCE klingt ein wenig wie BILLY TALENT oder auch SILVERSTEIN, die sich für einen Wochenende im Studio verschanzen und beschließen möglichst viele, höchst progressive Songs zu schreiben. Und obendrauf wird nahezu jeder Pop/Rock/Metal Stil mit reingemischt, der einem gerade einfällt. So in etwa muss man sich das vorstellen, technische Frickeleien treffen auf poppige Ohrwürmer.
Es gibt zwei Sänger, einer singt sehr klar, sehr hoch (vielleicht auch manchmal mit Autotune ?!?), der andere schreit sich gerne mal die Seele aus dem Leib. Der Gitarrist Will Swan besticht durch starke aber komplizierte Riffs sowie extrem schnelle Licks. Bass und Schlagzeug übernehmen phasenweise auch mal die Führung in den Songs, während dann die Gitarre nur als Nebenbeiwerk zu hören ist. Klingt alles sehr verwirrend, oder? Man muss das einfach mal gehört haben um es sich vorzustellen.
Eine Stunde Spielzeit, 18 Songs (!), das ist ordentlich „value for money“. Allerdings ist das auch das Manko von „Jackpot Juicer. Wer derart abgefahren unterwegs ist und solche Lieder am Fließband raushaut der steht vor zwei Möglichkeiten. Die eine ist, den Rahmen so komplett zu sprengen dass man irgendwann im Free Jazz angekommen ist und jeder Musiker macht worauf er gerade Bock hat. Die andere Lösung ist, man bleibt zwar in seinem abgesteckten Rahmen was das Songwrititng angeht, nimmt damit aber in Kauf, dass der ein oder andere „Filler“ auf dem Album landet.
Letzteres ist auf „Jackpot Juicer“ passiert. Nicht jeder der achtzehn Stücke kann wirklich überzeugen, hier und da ist es dann einfach zu viel an Wendungen und Irrungen, eine Nuance zu viel Geschrei oder eine Kleinigkeit over the top an Gitarrenspielereien. Gutes Beispiel hier für wäre ein Song wie „Two Secret Weapons“, Wir gut das alles funktionieren kann zeigen Songs wie „Cream Of The Crop“, „Polka Dot Dobbins“ oder auch „Back On Deck“:
Beim Sound wurde die perfekte Mischung aus Druck und den Blick für die Details geschaffen.
„Jackpot Juicer“ von DANCE GAVIN DANCE ist kein einfaches Album, und stringente Metal Puristen werden sich angewidert abwenden.
Wer aber ein offenes Ohr hat und sich auch gerne mal mit komplexeren Songs auseinandersetzt, dem sei dieses Album sehr ans Herz gelegt.