Ja, ich gebe es offen und ehrlich zu: AMON AMARTH sind und waren noch nie eine meiner bevorzugten Bands. Es gibt eine handvoll Songs, die hin und wieder in meine persönliche „Hot Rotation“ rutschen, aber es steht keine einzige Platte der Schweden in meinem Regal. Auch live konnte mich das Quintett nie so richtig abholen. Klar, der Entertainment Faktor ist da, aber bei mir stellen sich auch zügig Ermüdungserscheinungen ein wenn ich AMON AMARTH auf einem Festival sehe.
Und nun bespreche ich also die neue Scheibe „The Great Heathen Army“! Ob das so eine gute Idee ist? Ja, absolut. Seit mehr als 10 Jahren bespreche ich Platten für MyRevelations und kann sehr gut zwischen persönlichen Vorlieben und objektiver Betrachtung bzw. objektivem Hören unterscheiden.
Der Start mit „Get In The Ring“ überrascht mich total, denn der Song erinnert mich sehr stark an BOLT THROWER, und keinesfalls an AMON AMARTH! Die Double Bass, die Riffs, das treibende Grundgerüst des Tracks, die fehlenden „Winkinger-esken“ Spielereien in dem Lied….ich bin ziemlich begeistert und überlege mir schon die letzten Platten doch noch mal intensiver anzuhören. Mit dem folgenden Titelsong „The Great Heathen Army“ ist der Überraschungseffekt für mich zumindest schon wieder dahin. Was folgt sind typische AMON AMARTH Songs mit all den Trademarks, die die Skandinavier seit Jahren etabliert und die sie zu einer der Szene Größen der Metal Musik gemacht haben. Als Band seine Nische zu finden und zu besetzen ist das Eine. Das Andere ist über Jahrzehnte (!) qualitativ so gut abzuliefern, dass man seine Stammhörerschaft nicht vergrault, und es trotzdem immer wieder schafft neue Hörer für sich zu gewinnen. Und genau das schaffen AMON AMARTH auch wieder mit ihrem neuen Album. Selbst wenn für mich ein wenig Leerlauf zwischen dem Titeltrack und „Dawn of The Norsemen“ herrscht, sind diese Songs immer noch qualitativ absolut erhaben, varianten- und abwechslungsreich. Da gibt es nichts dran zu deuten.
„Saxons And Vikings“ macht dann mir persönlich auch wieder richtig Spaß. Gastsänger Biff Byford von SAXON macht einen starken Job und ergänzt das Gegrowle von Onkel Johan Hegg erstaunlich gut mit seinem klaren Gesang. Die beiden folgenden Songs „Skagul Rides With Me“ und „The Serpent’s Trail“ sind dann für mich auch neben dem Opener und „Saxons And Vikings“ die beiden stärksten Nummern auf „The Great Heathen Army“.
Muss man erwähnen das die Produktion sehr druckvoll und differenziert ist? Ich denke nicht.
AMON AMARTH liefern starke Kost ab. Das konnte man so erwarten, allerdings gibt es meiner Meinung nach auch ein paar schöne Überraschungen, die so vielleicht nicht auf dem Wunschzettel standen. „The Great Heathen Army“ ist weiteres großes Album einer großen Band, die zurecht in der Weltspitze des Metal zu finden ist.
