Es ist schon irre, mit wieviel Fingerfertigkeit und technischem Vermögen so manche Gitarristen unterwegs sind. Dabei spreche ich aber nicht mal von den üblichen Verdächtigen wie Steve Vai, Joe Satriani oder Tony MacAlpine, sondern von denjenigen Saitenhexern, die bei ihren Bands die Warr Guitar oder auch den Chapman Stick bedienen. Das heißt, sie zocken auf einem Instrument gleichzeitig Bass, Rhythmus, Effekte und Melodien! Der bekannteste Vertreter dieser seltenen Zunft dürfte wohl TREY GUNN von KING CRIMSON sein.
Jetzt kommt der Warr-Gitarrist JASON BLAKE, der sonst beim US-Prog-Trio von AZIOLA CRY sein Können unter Beweis stellt, mit einem Soloalbum um´s Eck. „The Compromise Rationale“ ist dabei nicht sein erstes Werk, sondern schon sein insgesamt fünftes. In den letzten Jahren hat er sehr viel veröffentlicht, so ist diese Scheibe schon sein zweites in diesem Jahr und Nachfolger von „Imaginary Cages“.
Die Musik ist rein instrumental und logisch, dass sein o.a. Instrument, das bis zu 14 Saiten haben kann, im Mittelpunkt steht. Aber JASON BLAKE verrennt sich nicht in affenartigen Geschwindigkeits-Räuschen, sondern geht bei den sieben Kompositionen eher ruhiger und teilweise düster zu Werke. Das ist dann auch keine Platte, die ich mir so nebenbei in der Küche anhören kann. Überhaupt werde ich mit der Musik nicht so recht warm, das ist mir wirklich zu speziell. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die Mucke von einem Musiker für Musiker gemacht ist oder zumindest für Menschen, die diese Warr-Guitar ebenfalls beherrschen. Jedenfalls schüttet der Künstler ein Füllhorn an Effekten und Klängen über die Ohren seiner Zuhörer aus, was schon sehr speziell klingt. Mir fehlen dann leider die melodischen Elemente.
