Über die schmutzige Trennung von GEOFF TATE bei QUEENSRŸCHE mit anschließender juristischer Schlammschlacht wurde seinerzeit wirklich ausgiebig und ausreichend berichtet, da brauche ich meinen Senf wirklich nicht auch noch beizugeben. Jedenfalls haben die Seatlle-Rocker mit TODD LA TORRE einen Spitzen-Sänger gefunden, der nach mittlerweile drei Alben bei allen Fans voll akzeptiert wird. Er klingt ja auch ähnlich wie Tate zu den erfolgreichsten Zeiten von „Operation Mindcrime“, „Empire“ oder „Rage For Order“.
Gut, ich komme also zu „Digital Noise Alliance“, dem Nachfolger von „Verdict“ aus dem Jahr 2019, dem 4. Album mit TDL und insgesamt 16. Studioalbum. Von den Gründungsmitgliedern sind weiter Bassist EDDIE JACKSON und Gitarrist MICHAEL WILTON mit an Bord.
„In Extremis“ bildet einen groovenden Metal-Einstieg, der allerdings nicht unmittelbar im Gedächtnis bleibt und ich eher den aktuellen Iron Maiden zuordnen könnte. Doch die QUEENSRŸCHE-Jünger müssen nicht lange auf die heiß geliebten, typischen Melodie-Bögen verzichten, denn spätestens mit dem 3. Song „Lost In Sorrow“ geht es dahingehend ordentlich zur Sache. „Out Of The Black“ ist dann ein echter Hammer-Hit, was auch genauso für „Hold On“ gilt. Klar, so eine Ballade wie seinerzeit „Silent Lucidity“ kriegt die Band nicht mehr hin, was aber auch nicht schlimm ist, denn Kritiker bezeichnen das Lied ja gerne als Anbiederung von QUEENSRŸCHE an den damaligen Kommerz und „billige“ Pink Floyd-Kopie. Okay, für mich trotzdem eine endgeiles Stück, das zur Geschichte dieser Band dazugehört. Zurück zu „Digital Noise Alliance“, denn mit „Forest“ befindet sich ebenfalls eine großartige Streicher-Ballade mit Gänsehaut-Faktor auf dem Album. Insgesamt legt das Quartett weniger Wert auf Härte und Geschwindigkeit, wobei „Sicdeth“ mit gar ein paar Growl-Einlagen die Ausnahme bildet. Nein, Gefühl für Stimmungen und gedrosseltes, trotzdem druckvolles Tempo, beherrscht das Gros der 12 neuen Lieder, was nicht nur die beiden Longtracks „Behind The Walls“ und „Tormentum“ eindrucksvoll unter Beweis stellen. Es hätte also ein (fast) perfektes Album werden können, wenn da nicht am Ende das nichtssagende und überflüssige, weil schon viel zu oft gecoverte BILLY IDOL-Stück „Rebel Yell“ stehen würde. Doch seien wir etwas gnädig, ein guter Song bleibt ein guter Song, oder?