Ich glaube SLIPKNOT muss man hier keinem mehr erklären. Und falls doch Unwissenheit herrschen sollte empfehle ich Wikipedia oder ähnliches. Kurz vor Corona die Welt eine zeitlang lahm legte, kam 2019 das bisher letzte Album der neun durchgepeitschten Maskenfreaks aus Iowa. „We Are Not Your Kind“ bekam bei uns die Höchstnote, andere Redakteure (inklusive mir) sahen hier aber schon eine Zäsur, da SLIPKNOT meiner Meinung nach ihr Pulver vorher schon verschossen hatten und sich in altbekannten Mustern wiederholten. Umso gespannter nun wie das neue Album „The End, So Far“ bei mir ankommen wird.
Um gleich mal irgendwelche Befürchtungen zu zerstreuen: der Titel bezieht sich lediglich auf die Zusammenarbeit mit ihrem Plattenlabel „Roadrunner Records“, den mit diesem Album endet (vorläufig?) erstmal die Zusammenarbeit. Der Einstieg mit „Adderall“ ist schonmal überraschend. Eine recht poppige Halbballade erklingt da und erzeugt irritierende Blicke bei mir ob ich auch die richtige Scheibe bekommen habe. Allerdings gab es dieses Gimmick auch schon mal auf dem Album „Vol.3-The Sublimal Verses“. Danach kommen alle drei Songs, die bereits vorher als Singles veröffentlicht wurden: „The Dying Song“, „The Chapeltown Rag“ und „Yen“.
Und genau hier kann man eigentlich schon sehen, wo das große Problem bei SLIPKNOT im Jahre 2022 ist. Überraschungen sind Mangelware und man bekommt genau das was man erwartet. „The Dying Song“ ist so typisch SLIPKNOT mit allen bekannten Trademarks dass er völlig austauschbar klingt. „The Chapeltown Rag“ ist dann die etwas schnellere, aggressivere Variante, um die Fraktion ruhig zustellen der der Band „Ausverkauf“ und „Verweichlichung“ vorwerfen. Wenn ich böse wäre würde ich sagen, dass genau dass dann mit „Yen“ folgt. Ein eher ruhiger, melodischer und verträumter Song, wie sie seit dem dritten Album immer wieder auf allen SLIPKNOT Veröffentlichungen zu finden sind. Und im großen und ganzen sind das die drei Schemata in denen auch die restlichen Songs gestrickt sind.
Das allerdings auf einem stabilen und guten Level, auch das gehört zur Wahrheit von „The End, So Far“. Einen totalen Rohrkrepierer findet man nicht, und einen gewissen Qualitätsstandard gibt es auch. Jeder beinharte SLIPKNOT Fan bekommt hier ganz genau das, was er hören will!
Aber mir fehlt da einfach etwas. Den Impact, den das Debüt oder auch „Iowa“ hatte, kann man nicht so einfach reproduzieren, das ist auch mir klar. Weiterhin fehlt mir auf dem neuen Album ein echter Übersong wie „Duality“, „Dead Memories“ oder auch „Psychosocial“. Nicht in Sicht, und die drei Singles sind alle mehr oder minder an mir vorbeigerauscht ohne Eindruck zu hinterlassen. Ich bezweifle auch, dass es auf „The End, So Far“ Songs gibt, die für längere Zeit in den Live Setlists der Band auftauchen werden.
Das neue Album von SLIPKNOT hinterläßt bei mir einen zwiespältigen Eindruck, und das Wort „seelenlos“ wabert in meinem Kopf hin und her. Aber ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass der Fan hier abgeholt wird. „The End, So Far“ bietet genau das, was SLIPKNOT seit 2004 liefern. Allerdings ohne Hit und ohne Überraschung.