Was haben New York und ich gemeinsam? Wir sind beide nicht für Black Metal Sympathien bekannt. Wobei ich auf Grund meines Unwissens über die Black Metal Szene in New York mich gerne eines Besseren belehren lasse.
Aber Spaß beiseite, „As Was“, das letzte Album von BLACK ANVIL Album aus dem Jahre 2017, hatte mich von Anfang an gepackt. Die Ausgewogenheit zwischen melodischen, atmosphärischen Passagen und der rohen Aggression des Black Metal gefiel mir auf Anhieb, ohne das es einen zweiten Durchlauf benötigte. Das war mir vorher bei nur ganz wenigen Bands dieses Genre passiert (zum Beispiel SAOR oder ROTTING CHRIST). Nun also das neue Album „Regenesis“, dass bei Season Of Mist erscheint und vielleicht der Band in Europa ein paar mehr Türen öffnen kann als Vorgänger Label Relapse Records.
Nach einem stimmungsvollen Intro gibt es mit „In Two“ direkt all die Zutaten, die meine Sympathien für BLACK ANVIL wieder spiegeln. Hohe Geschwindigkeiten wechseln sich mit starken Melodien und atmosphärisch dichten Passagen ab, dazu noch mehrstimmige Chöre im Hintergrund und ein abwechslungsreiches Gebilde aus den Instrumenten. Verstärkt werden die zahlreichen Varianten durch die Tatsache, dass alle drei Mitglieder sich beim Gesang abwechseln. Und wenn man in einem Song wie „Silver & Steele“ fast komplett auf alle handelsüblichen Black Metal Trademarks verzichten kann, und trotzdem einen Song zum niederknien fabrizieren kann, ist das schon ganz großes Tennis. Klar, mit „Castrum Doloris“ gibt es direkt wieder den groben Knüppel, aber genau diese Art der Abwechslung schätze ich sehr an BLACK ANVIL respektive ihrem neuen Album.
Die Band versteht es einfach verdammt gut, den Hörer über die 50 Minuten bei Laune zu halten. Mit viel Abwechslung, verdammt starken Riffs und einem sehr guten Händchen wo und wie man atmosphärischen Passagen einbasteln kann.
Die Produktion ist nicht zu glatt, immer noch ein klein wenig räudig, aber mit ordentlich Druck versehen. Auch ist das alles differenziert genug um wirklich viele Feinheiten in den Songs zu entdecken.
Black Metal Puristen werden sich wahrscheinlich an den melodischen Anteilen stören und auf zu wenig Raserei hinweisen. Wer aber darauf verzichten kann, der wird mit BLACK ANVIL und „Regenesis“ verdammt viel Freude haben. Für mich definitiv eines der besten Black Metal Alben des Jahres 2022!