Ich bin der festen Überzeugung, dass FEAR FACTORY Gitarrist (und alleiniges Oberhaupt) Dino Cazares in einem echten Dilemma steckt. Nach dem Ausstieg von Sänger und Ursprungsmitglied Burton C. Bell wollte Dino 2021, nach Beendigung der SOULFLY Tour auf der er mitspielte, den neuen Sänger der Band verkünden. In nicht mal 2 Monaten haben wir nun schon 2023 und von einem neuen Frontmann ist weit und breit nichts zu sehen oder zu hören. Damit sind Spekulationen Tor und Tür geöffnet. Hatte er wirklich schon jemanden damals? Ist der- oder diejenige damals seinen Vorschusslorbeeren nicht gerecht geworden? Was ist mit den „Audition Videos“ auf You Tube von verschiedenen Sängern die man relativ zügig finden kann?
Erschwerend wird die Situation für Dino auch noch dadurch, dass er selber mehrfach in der Öffentlichkeit gesagt hat, dass er den neuen Frontmann mit neuen Songs vorstellen will. Das ergibt natürlich Sinn und spielt einem neuen Sänger sehr gut in die Karten. Aber hat Dino keinen neuen Songs?
Die ganze Sache hat „Geschmäckle“, und färbt auch für mich als FEAR FACTORY Fan auf die „neue“ Scheibe „Recoded“ ab. Denn viel lieber würde ich über ein neues Album (oder EP) mit neuem Sänger berichten!
Kommen wir also zu „Recoded“, einem Remix des letzten Albums „Aggression Continuum“. Die Idee ist im Hause FEAR FACTORY auch nicht neu. Die EP „Fear Is The Mindkiller“ enthielt Remixe der Debüt Scheibe „Soul Of A Machine“, und nur 4 Jahre später wurde der Meilenstein „Demanufacture“ mit Techno- und Industrial Beats auf „Remanufacture“ erneut verwurstet. Und schon mit den ersten beiden Stücken (das Intro „Adapt Or Die“ ignoriere ich mal eben) hat man alles was man wissen muss, um die nächste Stunde zu überstehen oder sich gut unterhalten zu fühlen. „Hatred Will Prevail“ bedient sich nur an einzelnen Versatzstücken des Original Songs „Monolith“, während „Disobey“ nahezu den kompletten Song „Disruptor“nimmt und ihn mit elektronischen Beats und anderen kleinen Spielereien „aufpeppt“. Das zieht sich über die gesamte Spielzeit. Sehr positiv finde ich den Fakt, dass zum allergrößten Teil auf ganz stumpfes Techno Beat Geballer verzichtet wurde (Ausnahme: der Song „Recoded“), das finde ich zu anstrengend. Ansonsten dominieren eher mittlere oder auch Break Beats die einzelnen Remixe.
Dass das ganze mit einer Hochglanz Produktion versehen wurde muss nicht extra erwähnt werden, oder? Die Nummer drücken ohne Ende im Gesicht und pusten so richtig den Staub aus den Boxen. Aber das war auch so zu erwarten.
Ich glaube wenn das ganze Andere um FEAR FACTORY zur Zeit NICHT wäre (siehe oben), ich würde sehr locker mit diesem Album umgehen, es ab und an mal einwerfen und mich tiefer auf die Nummern einlassen. So steht es momentan als Lückenfüller da, mit einem Bandoberhaupt, das gerade massiv an seiner eigenen Glaubwürdigkeit Raubbau betreibt.
„Recoded“ ist maximal für FEAR FACTORY Fans, die offen genug sind und schon mit den vorangegangenen Remix Album „Fear Is The Mindkiller“ und auch „Remanufacture“ etwas anfangen konnten.