Die Geschichte des Metal ist durchwachsen von schrägen und abstrakten Studioalben. Immer wieder werden die Grenzen des Unmöglichen überschritten und dabei neue Felder erkundet. Richtig exzentrisch wird es, wenn der Stil der jeweiligen Band im Avant-Garde oder Experimentalen Breitengraden angesiedelt wird. Bands wie ANGIZIA, DEVIL DOLL oder CHRYST können nicht nur ein Lied davon singen sondern tummeln sich enthusiastisch auf dieser psychopatischen Spielwiese. In diese außergewöhnlichen Reihe bunter Blütenergüsse stellen die Italiener von INCANTVM ihr ‚Können‘ seit ein paar Monaten unter Beweis. Gründer hinter diesem Projekt ist der Klarinettisten Vittorio Sabelli (SUICI.DE-PRESSION, Ex-DAWN OF A DARK AGE).
Zur stimmlichen Vervollständigung wurden ‚Tenebra – Witch’s Vocals‘ & Nequam – The Great Inquisitor’s Vocals‘ jeweils fürs Mikro gewonnen. Rubrum zupft den Bass, Aeternus schwingt die Schlagstöcke und der Former selbst bedient Gitarre, (Bass-) Klarinette, Saxophon sowie Piano. Es hat auch nicht lange gedauert, bis das Quintett gemeinsam ins Studio eingeschlossen hat und ihr erstes außergewöhnliches Konzept von der anfänglichen Idee in die vollendete Tat umgesetzt wurde. Dabei sind fünf Kompositionen entstanden, welche sich auf eine Spielzeit von rund vierzig Minuten aufteilen. Generell scheint die okkult behaftetet Musiklandschaft Italiens thematisch einen Hang zur Kirche als auch thematisch zur Hexenverfolgung zu haben. Nimmt man hier stellvertretend ABYSMAL GRIEF; MORTUARY DRAPE oder 1782. Da machen INCANTVM keine Ausnahme und reihen sich nahtlos in diese Aufzählung mit ein. Das erschaffene Debüt „Strigae“ wurde optisch seitens der Band mit dem gleichnamigen Ölgemälde des extravagantesten Künstlerpersönlichkeiten Salvator Rosa (1615 – 1673) aus Italien verwendet. Das gezeigte Szenario deutet die grausame Vorbereitung einer Hexenverbrennung hin. Somit dürfte auch inhaltlich klar sein, das dieses Stück düstere Zeitepoche behandelt wird.
Überhaupt hat sich eine beständige Dunkelheit ein dem durchgängigen Sound eingenistet und zeigt sich dabei alles andere als monoton oder langweilig. Das mag mit Sicherheit auch an den verschiedenen Instrumenten liegen die zum Einsatz kommen. Grundsätzlich ist es ein Musikalbum, doch der Fokus liegt dabei eher auf eine zusammenhängende Story, die hier vorgetragen wird. Die gesprochenen Erzählungen sind in den ruhigen Passagen ganz traditionell in der Landessprache gehalten und vermitteln so eine gewisse zusätzliche Dramatik. Auch wenn man nicht unbedingt der italienischen Sprache mächtig ist, gibt es eine ganze Menge auf diesem Album zu entdecken. Sehr ausgeglichen sind die Black Metal durchtränkten Rasereien, wenn INCANTVM an der Temposchraube dreht. Doch nach diesen impulsiven Ausbrüchen geht es dann auch sofort wieder fix zurück ins Körbchen. Subtrahiert man die rund zweiminütigen „Dies Irae“ In- & Outro von dem Kern mal ab, sind die extralangen drei Tracks eine Komposition, die in ihrer Art eine Menge Eleganz und Schönheit ausstrahlt und sich in Teilen an MERCYFUL FATE, CRADLE OF FILTH oder CULTUS SANGUINE erinnert. Ein erstes Album, welches auf raffinierte Art das Interesse der Hörerschaft weckt und bei der Stange hält.