Werden die letzten zwölf bis vierundzwanzig Monate zum Ausklang des laufenden Kalenderjahres Revue passiert, wird man feststellen das sich in diesem genannten Zeitraum ein nicht aufzuhaltender Trend unbehelligt Einzug gehalten hat. Egal in welcher Ecke dieser Erde, überall formieren sich Soloprojekte, die schwerpunktmäßig im atmosphärischen Black Metal ihr Zuhause finden. Hier zu Lande hat sich der Musiker Fabian Veith bislang bei der Bremer Band BASARAB (atmosphärischer Black Metal) sowie ODIUM IMMORTALIS (Melodic Black Metal) aus der Zweitregierungssitz Bonn zu schaffen gemacht.
Zu welchem Zeitpunkt die Erschaffung des ersten eigenen Soloprojektes STILLEKLANG aktiviert wurde, ist nicht überliefert. Fakt ist das mit „Tränen der Vergangenheit – Part I“ das erste vertonte Studioproduktion jetzt als hörbares Ergebnis vorliegt. Zur Fertigstellung dieses Albums hat sich Fabian Veith Gastmusiker ins Boot geholt u.a. Schlagzeuger Marcus Röll (GERNOTSHAGEN, HERBSTLETHAGIE). Den ersten optischen Eindruck bekleidet das stimmungsvolles Artwork, die eine nebelverhangenes Naturschauspiel am Rande eines Gewässers einfängt. Für diese gelungene visuelle Aufmachung ist der eben genannte Gastschlagzeuger verantwortlich. So wurden praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Das auf dem Cover intrigierte Bandlogo besteht zur Abwechslung mal nicht aus einem unlesbaren Äste- und Sträucherhaufen. Mit dem zusätzlich eingearbeiteten Himmelsgestirn wird augenscheinlich eine gute Brücke zum thematisierten Inhalt verdeutlicht. STILLEKLANG hört sich in erster Instanz nach einem neuen Depressiv Suicidal Black Metal Emporkömmling an. Doch hier trügt der Schein. Die angekündigte dreiviertelstündige Reise legt es drauf an, die gewonnene Hörerschaft über facettenreiche Felder voller Trauerweiden zu führen. Kein Klagelied, das nicht unter fünf Minuten liegt. In dem Punkt nimmt sich STILLEKLANG also genug Zeit, seine Massage in Ruhe zu verbreiten. Vollgestopft mit Melancholie geht es „Festen Schrittes“ vorwärts. Dieser Einstieg versprüht einen ersten frostigen Ausläufer, die eine gewisse Tragik, durch eine traurig-klagende Geige und einem dominanten Klavierspiel eingestreut bekommt.
Während des „Kindsein“ einen Leidensweg gezeichnet wird, ummantelt dieses Stück eine gedrosselte Stimmung im Balladenstyle. Dabei kommen neben der Trauergeige gesprochene deutschsprachige Lyrik zum tragen, die äußerst wenig Hoffnung verbreitet. „Sie sieht Dich“ ist alles andere als eine klassisches Black Metal Brandschatzung. Dieser dritte Track passt trotz der recht sauberen Aufnahme gut in den Black Metal Underground, dank der typisch verzerrten Gitarrenarbeit. Auch hier wird der Seelenschmerz wie eine Glocke übergestülpt. „Leere“ verfügt über eine urtypische Leidensarie im Akustikmantel gehüllt. Die Stimmung kommt einen dicken Trauerklos gleich, welcher einem im Halse steckt, kurz bevor Tränen die Wange herabrollen.
Je näher das unbarmherzige Ende dieses Debüts heranschleicht, je mehr Kälteeinbruch ist zu verzeichnen. „Die letzte Schlacht“ steht an. Mit dem einsetzenden Finsternis rauscht nicht nur die Außentemperatur in den Keller, sondern lässt zusätzlich die skandinavischen Eiseswinde entfachen. Dieser Kälteschock findet in „Jetzt ist die Zeit“ seinen finalen Höhepunkt. Das klirrende Seitenspiel schwirrt dabei in den äußersten nordischen Gefilden. Das die traurig-klagende Geige etwas schräg dabei um die Ecke kommt, kann man getrost verschmerzen. Der Ausklang dieser knapp zehnminütigen Abschiedsnummer klingt mit viel Bedacht sehr ausgetüftelt und rundet ein schönes Stück dunkler Zeitgeschichte ab.
Führt man sich dieses Erstlingswerk in Ruhe zur Gemüte ist die stilistische Ausrichtung nicht nur für alteingesessene Corpsepaint Maniacs geeignet, sondern dürfte mit Sicherheit auch eine Hörerschaft erreichen, die sich dem Black Metal bislang selten oder gar nicht genährt haben. Talentierte Künstler wie Fabian Veith gehört mit „Tränen der Vergangenheit – Part I“ zu der Gattung, die es verstanden haben, mit der melancholischen Metalschiene die gebraute Schwarzwurzelkunst abwechslungsreich zu servieren.