Weit vor den Toren Europas liegt die portugiesische Insel Madeira mitten im Nordatlantischen Ozean. Dieser autonome Flecken Erde gilt unter Touristen als willkommenes Bade- und Ferienparadies. Neben diesem Freizeitvergnügen bietet das vorhandene Zentralgebirge auf der Insel einen weiteren Anlaufpunkt für Freunde des Bergsteigens. Immerhin wollen hier stattliche eintausendachthundert (!) Meter Höhenunterschied auf dem Weg zum Gipfel erklommen werden. Hoch hinaus will auch das neu gegründete Trio ROTTEN COFFIN, die in der Inselhauptstadt Funchal seit zwei Jahren aktiv sind. Mit dem ersten Demo „Suffering, Chaos and Death“ (VÖ: 2021) kristallisierte sich schnell heraus, wohin der Trip gehen soll. Nach dem Vorbild des viel kopierten schwedischen Baukastenprinzips wurde die erste viertel Stunde direkt dem Death Metal gewidmet.
Dass die Band dank dieses Demos genug angefixt war, für einen derben Nachschlag zu sorgen, zeigt nun das daraus resultierende Endergebnis in Form ihrer ersten Langrille mit dem Titel „The Agony In Slumber“. Das farbintensive Bild zu dem Debüt zeigt mit einem aktiven Vulkanausbruch dass die gebirgige Insel im Nordatlantik vulkanischen Ursprungs ist. Nahliegend, dass damit die heimatlichen Gefilde der Band gemeint sind. Wobei die letzte todbringende Aktivität mehrere tausend Jahre her ist. In dieser Endzeitstimmung fungiert anscheinend der ‚Lattenjupp‘ aus der Bibel als Protagonist mit einem blutend offenem Hals. Es gibt halt tausend Wege endgültig über den Jordan zu gehen. Für dieses apokalyptische Coverartwork ist der indonesische Illustrator Johny Prayogi verantwortlich. Verfolgt man seine Werke, hat so manche Metalband in der Vergangenheit von seinen talentierten Künsten profitiert.
Bereits das Intro lässt erahnen, dass „The Agony In Slumber“ ein extrem gut produziert und konstruiertes Stück geworden ist. Und das obwohl die einzelnen Bandmitglieder ihre Instrumente in einem Heimstudio eingeprügelt haben. Dafür ist ihnen der Drahtseilakt gelungen neben den brutalen Basics eine stimmige und kraftstrotzende Atmosphäre zu erschaffen. Das belegen Tracks wie „Barren Landscapes“, „Looming Shades of Mind“ oder „Uniting Worlds Within“ die einem mit druckvollem Todesblei den Schmalz aus den Ohren puhlt. „Looming Shades Of Mind“ bietet eine Riffingsession, die schwer an CANNIBAL CORPSE erinnert. Überhaupt zeichnet die individuelle Ausgewogenheit in den einzelnen Tracks eine interessante Spielkultur aus. Ein reichliches Angebot, welches von neu aufgelegten Old-School-Death-Metal-Riffs über Staccato-Tuckern bis zu einem Sack voller Powerchords reicht. Einen großen Teil zum gelungenen Erstlingswerk steuert Frontmann ‚Devourer‘ mit bei. Eine Gesangsdarbietung, die mit seinem markanten Vocals beste Death Metal Unterhaltung liefert.
Die knappe dreiviertel Stunde verfliegt wie nichts und ehe man sich versieht ist der abwechslungsreiche Hörspass leider vorbei. Hier muss man echt überlegen, ob überhaupt einer der Tracks einen wenig bis gar nicht getriggert hat, abgesehen von dem instrumentalen Intro / Outro sowie dem Interlude Zwischenspiel. Das Album verfügt somit über keine langweiligen Tracks. Auch wenn „The Agony In Slumber“ erst kurz vor Jahresende gezündet wurde, sollte so mancher Death Metal Maniac seine Top20 für dieses Jahre noch mal überdenken !!