Auch diejenigen, die sich sonst nicht mit deutschsprachiger Rockmusik beschäftigen, werden DIETER „MASCHINE“ BIRR als langjährigen Frontmann der ostdeutschen Band PUHDYS kennen. Dort schrieb er mit an Hits wie „Alt Wie Ein Baum“, „Wenn Ein Mensch Lebt“, „Geh Zu Ihr“ oder „Lied Für Generationen“, die auch im damaligen Westen regelmäßig im Radio gespielt wurden. Zusammen mit CITY und KARAT bildeten die PUHDYS die Speerspitze der Rockmusik aus der DDR und blieben auch nach der Wende im wiedervereinten Deutschland sehr erfolgreich. 2016 lösten sich die PUHDYS auf, doch die mittlerweile 78-jährige MASCHINE macht auch Solo nach bisher 4 Alben weiter.
„Grosse Herzen“ kommt als üppige Doppel-CD mit insgesamt 23 Liedern, wobei die 13 neuen Songs auf der ersten Scheibe Platz fanden. Okay, logischerweise klingt das Gros der Songs stilistisch und dank der unverkennbaren Stimme schon nach seiner ehemaligen Band, doch gilt das nicht für die Texte, die auf persönlichen Erfahrungen, Erlebnissen oder Ansichten beruhen. Dass dies nicht immer ohne eine gute Portion Pathos funktioniert, sei dem sympathischen Musiker verziehen (z.B. „Mein Freund Aus Alten Zeiten“ oder „Meine Erste Liebe“). Doch es gibt für den Künstler auch wichtigere Themen, die er loswerden möchte und in Songs verpackt, bei denen viele Fans eine Gänsehaut bekommen werden. So bricht er beim Titelsong eine Lanze für Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Ärzte oder Pflegekräfte, ein Thema, das ja zur Zeit wieder ganz stark im Fokus steht. Bei „Sternenkinder“ geht es um das sensible Thema der Neugeborenen, die kurz nach der Geburt wieder sterben und um das Leid, das die Eltern ertragen müssen. Dabei findet MASCHINE die passenden Worte, was ganz sicher nicht leicht war. In „Legende Aus Budapest“ gedenkt er an den verstorbenen MECKY, Frontmann von OMEGA, wobei auch ein Sample von „Gyöngyhajú Lány“ intergriert wurde. Beim abschließenden, akustischen „Wenn Ich Nochmal Leben Könnt“ zieht MASCHINE dann mit brüchiger Stimme Bilanz, was schon ein wenig nach Abschied klingt. Aber bei „Weiter, Weiter, Weiter“ zeigt er vorher noch, wieviel Energie er noch in sich trägt, was auch musikalisch gilt, denn das Teil rockt schon ordentlich (inkl. „Thunderstruck“-Gedächtnis-Solo!).
In der Vergangenheit nahm MASCHINE ja einige Duette mit u.a. WOLFGANG NIEDECKEN, TONI KRAHL, JULIA NEIGEL oder GOITSCHE FRONT auf. Bei „Matrosenweihnacht“ machte er zusammen mit KERSTIN OTT sogar mal einen auf Santiano! Ich hätte es gut gefunden, wenn auf der 2. CD mehr von diesen Duetten zu hören gewesen wären außer dem mit GOITSCHE FRONT, doch man hat sich anders entschieden. Aber mit u.a. drei Songs aus dem „Maschine und Männer“-Album aus den 90ern wie dem ergreifenden „Du Braver Soldat“, dem Eishockey-Einlauf-Song der Eisbären Berlin „Eisbär`n“ in einer Fan-Version oder einer Hardrock-Version von „Grosse Herzen“ sind auch so viele Schmankerl vertreten.