Der irische Blues und Rock-Mucker EAMONN MCCORMACK ist für mich einer der beachtenswertesten Musiker unserer Zeit. Seine Vita ist dabei so speziell, dass er in Szene-Kreisen nicht umsonst als Legende bezeichnet wird. So lebte er schon mehrere Jahre in den USA, wo er seinen eigenen Stil durch unzählige Auftritte formte. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er seine irischen Wurzeln musikalisch nie verleugnen konnte bzw. wollte, die nordamerikanischen Einflüsse ebenfalls in seiner Musik integrierte. Was aktuell übrigens immer noch der Fall ist, aber dazu später mehr. Denn ich muss noch seine höchst erfolgreiche Ära unter dem Pseudonym SAMUEL EDDY würdigen, die von 1989 – 2002 andauerte und ihm einen sagenumwobenden Auftritt vor 500 000 Menschen beim Parkpop Festival in Holland 2002 einbrachte, wo er für ZZ TOP und ROBERT PLANT anheizte! Aber auch im Rahmen des WDR Rockpalast spielte er mit seiner Band auf. Außerdem ist die Liste von Künstlern, mit denen er arbeitete unendlich lang und umfasst große Namen wie RORY GALLAGHER oder JOHNNY WINTER. Jaja, so erspielte sich der 60-Jährige Gitarrist und Sänger bis dato seinen Status.
Jetzt kommt sein 8., selbstbetiteltes Soloalbum, das, ich nehme es gern vorweg, genauso bemerkenswert ist wie der Künstler EAMONN MCCORMACK selbst. Er bleibt sich musikalisch also treu, wobei der Opener „Living Hell“ von Blues oder Rock weit entfernt ist. Vielmehr geht es hier in Dark Folk-, ja sogar leicht doomige Gefilde, was aber ganz hervorragend zu dem düsteren Text über Kindersoldaten, Waffenwahn und weitere „aktuelle“ Zuständen und Krisen an allen Ecken und Enden dieser Erde passt. Überhaupt sind es die Texte, die einen großen Teil des Besonderen dieses Albums ausmachen. Sei es die schlimme Lage der amerikanischen Ureinwohner in „Geronimo“, die Angst vor dem atomaren Endschlag bei „Angel Of Love“ oder das selbsterklärende sozialkritische, zugleich ironische „Social Media Blues“, allesamt lyrische Perlen. Aber es ist nicht alles so grau im musikalischen Kosmos des EOMONN MCCORMACK, man höre nur die LEMMY-Hommage „Hats Off To Lemmy“ (siehe Video), bei der musikalisch deutlich wird, dass Blues auch die Basis im Heavy Metal und Hardrock ist. Oder das leichte, tanzbar positive „Rock`n Roll Boogie Shoes“ als Statement dafür, das Leben zu genießen und ein weiterer Beweis, dass Blues nicht immer traurig klingen muss. Mit „Lady Lindy“ gibt es eine weitere Hommage auf der Platte, diesmal an die Fliegerin und Pionierin Amelia Earhart. Musikalisch wird hier seine eingangs beschriebene irischen Wurzeln am deutlichsten, denn wer hier keine THIN LIZZY-Vibes heraushört, muss taub sein. Im Gegensatz dazu steht mit „Living In The Now“ ein Folk-Song mit Akustik-Gitarre und Mundharmonika , der stilistisch seine USA-Vergangenheit zum Vorschein bringt und genausogut von NEIL YOUNG oder BOB DYLAN hätte stammen könnte. Zum Schluss möchte ich noch die wunderbare Blues Ballade „Letter To My Son“ hervorheben, bei der er seinen Sprössling dazu auffordert, Hass und Niedertracht durch Freilebigkeit und Liebe zu begegnen! Jetzt sag noch Einer, dass es heute nur noch seelenlose Musik gibt!